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U2 veröffentlichen neue Single und starten Konzertreihe in Las Vegas

Unglaublich, aber wahr: Seit 1978 spielen U2 in unveränderter Besetzung zusammen und haben in dieser Zeit 15 Studioalben eingespielt. Jetzt eifern sie ihrem großen Vorbild Elvis nach und starten eine Konzertreihe in Las Vegas mit der neuen Single „Atomic City“. Deren Refrain kommt allerdings sehr bekannt vor.

„Atomic City“ ist der Titel des neuen Songs, der im Vorfeld ihres dreimonatigen Gastspiels im „The Sphere“ in Las Vegas veröffentlicht wurde.

Ein genauer Hinhörer wird feststellen, dass der Refrain von „Atomic City“ – benannt nach dem Spitznamen, den Las Vegas in den 1950er Jahren erhielt, als die USA Atomtests auf einem Testgelände in Nevada durchführten – sehr stark dem Song „Call Me“ von Blondie aus dem Jahr 1980 ähnelt. Doch bevor jemand die Anwälte für Urheberrechtsverletzungen ruft, sei darauf hingewiesen, dass die Komponisten von „Call Me“ – Debbie Harry und Giorgio Moroder – beide auf der YouTube-Seite von „Atomic City“ als Mitwirkende aufgeführt sind. Es ist einer der besseren Songs von U2 in den letzten Jahren, aber scheinbar fällt ihnen selbst keine solche Hookline mehr ein.

Während sie sich im zugehörigen Video als Straßenmusiker präsentieren, sind die Shows in der kugelförmigen Mehrzweckhalle The Sphere, die innen nur aus LED-Wänden besteht, ein visuelles Spektakel, das auch Leute anziehen soll, die gar nicht auf die Musik der Band stehen, denn die sieht man neben den riesigen Projektionen kaum noch.

Das Las Vegas Gastspiel von U2 startet am 29. September und läuft noch bis Mitte Dezember 2023. U2 stehen jeweils drei Tage pro Woche auf der Bühne in The Sphere. Brancheninsidern zufolge verdient die Band mit jeder Show 1 Million Dollar Gage plus die Einahmen aus dem Merchandise. Damit gehören U2 zu den Spitzenverdienern in Las Vegas, wo aktuell auch Adele, Kate Perry, Rod Stewart oder Santana sich eine goldene Nase verdienen. Nicht dabei sein wird allerdings Schlagzeuger Larry Mullen jr. der aufgrund einer Verletzung vom niederländischen Schlagzeuger Bram van den Berg (Krezip) vertreten.

U2 Biografie

U2 wurde im Jahr 1976 in Dublin als Schülerband gegründet und hat sich seitdem zu einer der einflussreichsten und erfolgreichsten Bands der Welt entwickelt. Die Gruppe setzte sich zusammen aus dem charismatischen Leadsänger Bono (Paul David Hewson), dem Gitarristen The Edge (David Howell Evans), dem Bassisten Adam Clayton und dem Schlagzeuger Larry Mullen junior.

Frühe Jahre und Durchbruch

Die Band wurde 1976 von Schlagzeuger Larry Mullen junior in einer Schule in Dublin gegründet. Ursprünglich als „Feedback“ gestartet, entwickelte sich die Gruppe rasch weiter und änderte ihren Namen in „U2“ auf Anraten eines Freundes. Der Gewinn der Talentshow „Pop Group ’78“ und der darauf folgende Plattenvertrag markierten den Beginn ihres Aufstiegs.

Boy (1980)

Das Debütalbum „Boy“, veröffentlicht im März 1980, brachte U2 erstmals in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Mit einer Mischung aus kraftvollen Gitarrenriffs und introspektiven Texten, die von Themen der Adoleszenz und Identität handeln, setzte die Band ein Zeichen. Singles wie „I Will Follow“ und „A Day Without Me“ führten die Band zu ersten Erfolgen. Neben anderen jungen Bands wie The Cure, Talk Talk oder Depeche Mode stehen sie für den Sound einer neuen Generation.

October (1981)

Mit „October“ veröffentlichten U2 im Jahr 1981 ihr zweites Studioalbum. Es zeigte eine tiefere emotionale Ebene der Band und reflektierte Bono’s christlichen Überzeugungen. Mit „Gloria“ zeigt sich schon das Talent von Bono für pathetisches Songwriting, das vor allem in großen Arenen gut zur Geltung kommt. Obwohl es weniger erfolgreich war als sein Vorgänger, etablierte das Album U2 weiterhin als ernsthafte Künstler und zeigte den Drang der vier Newcomer zu den größeren Bühnen.

War (1983)

„War“, das 1983 veröffentlicht wurde, katapultierte U2 in den internationalen Durchbruch. Mit politisch aufgeladenen Hymnen wie „Sunday Bloody Sunday“ und „New Year’s Day“ kommentierte die Band den Nordirlandkonflikt und andere soziale Probleme. Das Album wurde zu einem Meilenstein und brachte U2 den Durchbruch in ihrer Heimat.

The Unforgettable Fire (1984)

Mit „The Unforgettable Fire“ experimentierte U2 mit ihrem Klang und arbeitete erstmals mit den Produzenten Brian Eno und Daniel Lanois zusammen. Das Album zeigte vor allem mit dem Titelsong eine tiefere, atmosphärischere Seite der Band und präsentierte Hits wie „Pride (In the Name of Love)“. Der Song bedeutete auch den internationalen Durchbruch der Band. Spätestens jetzt war klar: diese Band hat großes vor.

The Joshua Tree (1987)

„The Joshua Tree“ ist wohl das bekannteste Album von U2 und markiert einen Wendepunkt in ihrer Karriere. Veröffentlicht im Jahr 1987, erzeugte es stilprägende Songs wie „With or Without You“, „I Still Haven’t Found What I’m Looking For“ und „Where the Streets Have No Name“. Das Album wurde zu einem weltweiten Phänomen und U2 zu gefeierten Stars, die weltweit die Stadien füllten. Es ist bis heute eines der besten Rock-Alben der 80er Jahre und der künstlerische Höhepunkt in der Karriere von U2.

Rattle and Hum (1988)

Auf „Rattle and Hum“ verfolgten U2 vor allem ein Ziel: ihren neu erworbenen Status als Superstars auch in den USA zu festigen. Im begleitenden Konzertfilm begeben sie sich auf die Spuren von Elvis Presley und präsentieren Musik, die stärker vom Blues beeinflusst ist. Auch dieses Album landet auf Platz 1 der Charts in aller Welt, gehört aber im Rückblick nicht zu ihren stärksten Werken. Man kann sich auch als Fan nicht mehr des Eindrucks erwehren, dass die Band sehr kühl-strategisch vorgeht, um ihre Karriere weiter voranzutreiben, was nicht immer mit der Weltretter-Pose des Frontmanns zusammenpasst. Musikalische Größen wie B.B. King werden als schmückendes Beiwerk präsentiert.

Achtung Baby (1991)

Mit „Achtung Baby“ begann U2 eine Phase der musikalischen Erneuerung. Das Album, das 1991 veröffentlicht wurde, war von elektronischen Klängen und experimentellen Elementen geprägt. Songs wie „Until The End of The World“ und „Mysterious Ways“ zeigten eine vielseitigere Seite der Band. Mit „One“ veröffentlichen U2 ihren vielleicht besten Song, der später auch von Johnny Cash geadelt wurde.

Zooropa (1993)

„Zooropa“, veröffentlicht 1993, war das Ergebnis von U2’s experimenteller Neugier. Das Album, das während der Zooropa-Tour entstand, führte die Band in noch unerforschte Klanglandschaften. Es wurde von Kritikern als eines der kreativsten Werke von U2 angesehen. Das Video zu „Stay! (Faraway So Close)“ ist auch Titelsong zu Wim Wenders gleichnamigen Film und das Video wurde in Berlin gedreht.

Pop (1997)

„Pop“ aus dem Jahr 1997 war von Dance- und Elektronik-Einflüssen geprägt. Das Album rief bei Kritikern gemischte Reaktionen hervor, weil man sich vom typischen Sound weit entfernte. Hits wie „Discotheque“ und „Staring at the Sun“ spiegeln die Energie der Ära wider. So richtig wollte Bono seine Travolta-Pose aber niemand abnehmen.

All That You Can’t Leave Behind (2000)

U2 kehrten mit „All That You Can’t Leave Behind“ zu einem melodischen Rock-Sound zurück und lieferten damit den Blueprint des Sounds von Colplay. Das Album von 2000 beinhaltet den Hit „Beautiful Day“ und bot eine Mischung aus nostalgischen Elementen und radiokompatiblem Pop.

How to Dismantle an Atomic Bomb (2004)

Mit „How to Dismantle an Atomic Bomb“ lieferte U2 2004 erneut eingängige Rockhymnen. Das Album enthält Songs wie „Vertigo“ und gewann mehrere Grammy Awards.

No Line on the Horizon (2009)

„No Line on the Horizon“, veröffentlicht 2009, zeigte U2 in der nächsten Phase ihrer Entwicklung. Das Album enthielt experimentelle Klänge und war von einer globalen Perspektive inspiriert. Der Song „Get on Your Boots“ war die führende Single. Obwohl das Album wieder die weltweiten Charts anführte, hinterlässt es keine bleibenden Songs. Musikalisch sinkt der Stern von U2, der Erfolg bleibt.

Songs of Innocence (2014)

Mit „Songs of Innocence“ überraschte U2 2014, indem sie das Album kostenlos über iTunes zur Verfügung stellten. Apple-Nutzer werden quasi zwangsbeglückt, ob sie wollen oder nicht. Trotz der umstrittenen Apple-Kooperation gilt das Album heute als eines der größten Flops der Band. Der größenwahnsinnige Marketingstunt überlagerte die musikalische Bedeutung des Werks bei Weitem und macht ein Problem der Musikbranche deutlich wie nie zuvor: selbst die erfolgreichste Band der Welt wird nur von einer vergleichsweise kleinen Minderheit wirklich geliebt. Die Empörung über ein nicht bestelltes Geschenk war ungleich größer als die Begeisterung der Fans über ein kostenloses Album.

Songs of Experience (2017)

„Songs of Experience“ folgte 2017 und sollte eine Fortsetzung von „Songs of Innocence“ sein. Es behandelt Themen wie Liebe, Verlust und soziale Gerechtigkeit. Singles wie „You’re the Best Thing About Me“ liefern zwar gewohnte U2-Qualität, aber kaum ein Song verfängt. So langsam ist klar: die Luft ist raus bei U2 und Coldplay haben ihnen längst den Rang abgelaufen.

Songs of Surrender (2023)

Das jüngste Studioalbum „Songs of Surrender“, das im März 2023 veröffentlicht wurde, enthält Neuaufnahmen von 40 Songs aus der gesamten Bandgeschichte. Dieses Album zeigt, wie U2 ihre eigene musikalische Reise interpretieren und reflektieren. Das Album ist, wenn man die Songs mit den eigenen Originalen vergleicht, durchaus verzichtbar.

Es ist letztlich auch das Eingeständnis, dass die Band 45 Jahre nach ihrer Gründung nichts mehr Neues zu sagen hat. Bei dem Gesamtwerk der Band ist das allerdings auch nicht weiter überraschend, fast alle Bands aus den 70er und 80er Jahren verwalten heute nur noch ihr musikalisches Erbe. Neue Alben dienen dann nur noch als Vorwand auf Tour zu gehen – und das werden U2 hoffentlich noch lange machen.

Im September 2023 starten U2 ein dreimonatiges Gastspiel in Las Vegas, üblicherweise die Endstation jeder großen Karriere, so wie bei ihrem großen Vorbild Elvis.

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