Die Spex findet ja oft mal was interessant. Da kann man mitgehen, da kann man zuhause bleiben. Da kann man aber auch „Ich verstehe euren Standpunkt“ sagen und locker im Sitzsack hängend verharren. Stutzig werden ist da eher selten angesagt. Doch der stets zu schätzende Rocco Clein spricht von der Platte "an der keiner vorbeikommt" und wir gucken doof und fragen noch mal: echt jetzt? Aufhänger sind Angelika Express, ist ihr Debütalbum, ist Rockpop in Aktion. Aufhänger ist ein Album mit Musik, zu der man gern Kopf und Knie bewegt und Anzüge trägt und Seitenscheitel. Mit Paul haben sie ein sympathisches Label nah der Kölner Heimat gefunden, die Fehlfarben haben sie mit auf ihre große Deutschland-Tour genommen. Es regiert die Rockgitarre und tanzen kann man auch dazu. So weit so gut. Was leider nicht so gut geht: Zuhören. Texte lesen. Bei Liedern wie „Geh doch nach Berlin“ darf man ruhig den beleidigten Hauptstädter spielen und „unnötiger Firlefanz“ oder doch wenigstens „Mindestens zwei Jahre zu spät“ brummen. Kölner Lokalselbstbewusstsein inklusive Abgrenzung und explizitem Berlinhype-nicht-nötig-haben und alles verpackt in Original Hamburger Attitüde, darauf hat man gewartet, gell? Auch schade: dass ein mehr als passables Stück Tanzmusik wie „Eigentlich, eigentlich“ überhaupt besungen wurde. „Du bist super für mich, nicht nur körperlich“-Superstyletexte hat man nicht nur viel zu oft, sondern viel zu oft besser, viel zu oft weniger verkrampft und weniger selbstverliebt gehört. Angelika Express gehen okay, sind - eigentlich - wirklich gut, aus denen könnte was werden. Aber erst mal könnte man aufhören, britische Musikpresse zu spielen und der Band in Ruhe dabei zusehen und zuhören, wie sie sich entwickelt. Erst mal könnte man ja die Kirche im Dorf lassen oder – ahahaha – den Dom in Kö... (sc)
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Autor: Redaktion
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