Denn mit viel Gespür für das richtige Gefühl setzen Au Revoir Simone auch auf ihrem zweiten Album "The Bird Of Music" sensible Akzente. Die drei New Yorkerinen spielen dabei stets facettenreich mit eigenbrödlerischer Melancholie und durchaus lasziven Charme, wagen in ihren Songs die Gradwanderung zwischen feinsinniger Harmonie und fragiler Zerbrechlichkeit. So auch "The Lucky One", mit seinem zarten Glockenspiel und dem plakativen Sing-a-long, der am Ende plötzlich alleine dasteht - und sich trotzdem nicht blamiert. Modernen Feminismus liest man hier und da zwischen den Zeilen und in den Kritiken. Aber interpretatorisch tiefgehende Thesen treffen auf Au Revoir Simone vielleicht letzten Endes doch nicht zu. Schönheit muss doch auch in Songs ohne subversive Hintergedanken erlaubt sein. Aber sie verdreht einem im Falle von Au Revoir mit Sicherheit den Kopf: Denn neben dem hier vorgestellten Stück erstrahlt insbesondere auch "The Way To There" mit seiner tragenden Melodik und den zuckersüßen Streichern geradzu gigantisch aus einem Album heraus, das in seiner Gesamtheit und kompositorischen Raffinesse durchgehend beeindruckt. (js)