Jetzt, da er selbst seit einiger Zeit in Berlin sesshaft geworden ist, sind die Namensgeber für die 12 Songs seines aktuellen Langspielers nicht mehr der „Prenzlauerberg“ oder „Brandenburg“, sondern ähnlich exotische Zufluchtsorte wie „On Mainau Island“ im Bodensee oder „Corfu“ (ebenfalls eine Insel).
Man könnte nun verkürzt sagen, dass es sich bei Beiruts ganz eigenem Sound um so etwas wie Weltmusik handele, aber das würde ihm nicht gerecht (und der Begriff ist an sich fragwürdig).
Vielmehr schafft Zach Condon mit der charakteristischen Mischung aus Bläserarrangements und dem Klang seiner alten Farfisa-Orgel einen analogen Orchestersound, der gepaart mit seinem melancholischen Gesang und dem Prinzip, Melodien und Akkordfolgen anhand von Repetition bis aufs Äußerste auszureizen einen Stil, den ich als Fernwehmusik beschreiben würde.
Die Songs von Beirut schaffen buchstäblich Inseln im Alltag eines noch grauen Februars und erinnern an den letzten Sommer oder lassen sehnsuchtsvoll an den kommenden denken.
Müsste man seinen Urlaub nur nach der Musik hinter den Tracktiteln planen, wäre „Gallipoli“, die namensgebende Hafenstadt in Apulien, dem südlichsten Teil Italiens, wohl ein großer Favorit unter den Destinationen. Hier ist übrigens ein Großteil der Platte entstanden. Vermutlich ließe es sich auch im eigenen Garten sehr gut aushalten – die Musik dazu liefert „I Giardini“.
Vielleicht braucht es aber gar keinen Ort, sondern nur ein gedankliches Exil, irgendwo zwischen „Family Curse“ und „Varieties of Exile“. Eine wirklich bereisenswerte Platte.
Beirut Live 2019:
30.03.2019: Berlin (Funkhaus) – ausverkauft
31.03.2019: Berlin (Funkhaus) – ausverkauft
06.04.2019: Köln (Palladium)
14.04.2019: Wien (Gasometer)
15.04.2019: München (Zenith)
19.04.2019: Zürich (Volkshaus)
09.07.2019: Hamburg (Stadtpark)
11.07.2019: Berlin (Zitadelle)
13.07.2019: Mainz (Volkspark)