Es ist schon ein Kreuz mit den Hippie-Eltern. So versorgten diese den kleinen Devendra Banhart einst nicht nur mit seinem exotischen Vornamen und der dazu passenden Blumenkinder-Ideologie, sondern flößten ihm den Psychedelia-Folk geradezu mit der Muttermilch ein. Sich von dieser Erblast freizustrampeln ist Banhart auch erst nach rund zehnjährigem Schaffen als Singer/Songwriter gelungen. Auf „Smokey Rolls Down Thunder Canyon“ verabschiedet er sich zumindest musikalisch von den alten Zöpfen. Der buschige Rauschebart ist natürlich dran geblieben, doch sein indisch angehauchter Freak Folk inklusive Pfauen-Geschrei ist epischem Rock gewichen. Was mitunter an der Aufnahme-Location liegen mag - Banhart hat das Album nämlich in den Bergen Santa Monicas, in den Studios über dem legendären Topanga Canyon, eingespielt. Das taten vor ihm auch schon Joni Mitchell, Neil Young und die Doors, deren Geist womöglich bei der Entstehung der Platte geholfen haben.
Trotz neuer Sounds bleibt der in Los Angeles lebende Banhart sich auf „Smokey“ treu. „I wanna be a little seahorse“ entbebt es da eindringlich seinen Stimmbändern. Ein passendes Bild, denn wie Banhart selbst, der als Wegbereiter der New Weird America-Bewegung gilt, ist auch das Seepferd ein Unikat zwischen Seinesgleichen: Zählen die Meeresbewohner doch zu den einzigen Lebewesen, bei denen die Männer die Kinder zur Welt bringen.
Julia Wilczok / Tonspion.de