Wer traut sich heutzutage schon noch so was. In einer Musikbranche, in der der Platz für das Besondere immer noch enger zu werden scheint, wird die Luft selbst für etablierte Acts zum Schneiden dünn. Enik scheint sämtliche strategischen Überlegungen für seine Musikerkarriere über Bord geworfen zu haben. Nach einem beachtlichen und vielversprechenden Auftritt auf Funkstörungs erstem "Fast-schon-Pop"-Album "Disconnected", geht er auf seinem Solowerk konsequent seinen eigenen Weg. Keine nett-harmlosen Melodien, kein schlichtes Ausspielen seines Gänsehaut-Timbres, keine instrumentale Untermalung seiner Stimme mit freundlicher Unterstützung der erfahrenen Produzentenfreunde. Stattdessen fordert der 23 jährige Enik den Hörer mit merkwürdigen Songstrukturen, stimmbandgefährdenden Vokalexperimenten und hyperventilierenden Emotionen heraus. Und mit einem Minialbum, das er weitgehend in Eigenregie komponiert, eingespielt und wieder verfremdet hat. Ob er diese radikale Kompromisslosigkeit in dieser schnelllebigen Popwelt wird aufrecht erhalten können, darf wohl bezweifelt werden. Dafür darf "Without A Bark" als erstes Lebenszeichen eines mutigen Ausnahmesängers gesehen werden, von dem man möglicherweise in Zukunft noch einiges hören wird. (ur)