Post-Rock: eine Begrifflichkeit, die inzwischen nur noch benutzt wird, um eine Platte in Misskredit zu bringen. Die Protagonisten der ersten Welle Anfang der 90er Jahre haben sich längst vom selbst verordneten Schweigen verabschiedet und fühlen sich dadurch auf der sicheren Seite. Oder sind abgetaucht, um in einem Teich zu schwimmen, der die Aufschrift "Jazz" trägt.
Das alles ficht das polnische Trio Gasoline nicht an. Sie setzen allein auf die Ausdruckskraft ihrer Musik und lassen das Mikrophon konsequent ausgestöpselt. Natürlich dekliniert "The New Discipline" wieder alle Probleme durch, mit denen Post-Rock deshalb zwangsläufig konfrontiert wird. Einfach nur Akkorde zu schrubben reicht nicht, und selbst mithilfe der Aufhübschung durch ein bisschen elektronisches Geknister und Geknurpse ist es nicht getan.
Doch Gasoline machen nicht den Fehler dagegen mit allzu aufgesetzter, an der freien Improvisation geschulter Virtuosität anzugehen. Nein, hier geht’s vielmehr um Atmosphäre, das ewige Laut-Leise-Spielchen ist dem Brüderpaar plus Drummer so auch längst zu wenig. Statt Katharsis qua Ausbruch ziehen Gasoline den Spannungsbogen endlos in die Länge und lassen einen am Ende ziemlich ausgepumpt, aber irgendwie glücklich zurück.
Florian Schneider / Tonspion.de