Am Ende der Filmdoku "Sub Berlin" über den berühmten Technoclub Tresor erklingt eine ungewöhnliche Coverversion von Will Oldham alias Bonnie "Prince" Billys "I See A Darkness": Interpretin des Kalimba-untermalten Kleinods ist Justine Electra, Berliner Singer-/Songwriterin mit australischen Wurzeln und Hang zu Folk und Elektronik.
Schon auf ihrem 2006 erschienenen Debüt verband Electra (übrigens ihr echter zweiter Vorname) HipHop-Beats mit handgemachtem Wohnzimmerfolk, was zu Kooperationen mit SchneiderTM oder Jens Friebe und Szenehits wie "Killalady" führte. Dass es so lange gedauert hat, bis ihr neues Album endlich erscheinen konnte, hat verschiedene Gründe. Unter anderem traute sich ihr früheres Label nicht zu, den Erfolg des Erstlings "Soft Rock" wiederholen zu können - frustrierend für Justine, die nach jahrelangem Warten mit der Unterstützung von André Abshagen "Green Disco" auf dessen Label Neun Volt Records veröffentlichte.
Die Warterei hat sich für Fans und Künstlerin gleichermaßen gelohnt: Die elf Tracks sind so verspielt wie abgehangen, Electra switcht von groovendem HipHop ("Boozy Shoes") bruchlos zu verträumt-minimalistischem Folk ("Wild Country Girl"), loopt Dudelsäcke in der "Bagpipe Serenade" und übt sich in Shakespeare'scher Dichtkunst ("Sonnet 38"). Spielzeuginstrumente erinnern an CocoRosie, jedoch ist Frau Electra nicht ganz so versponnen, sondern geerdeter.
Ein echtes "Wild Country Girl" eben, das mit Textzeilen wie "Leise, Lamp, Lambchop" ("Great Skate Date") ihren Flow findet, nebenbei die Kinder ins Bett bringt und gleichzeitig die E-Gitarre für den Auftritt einstöpselt.