Am vielbevölkerten Kreuzungspunkt von Weltmusik und Avantgarde zählt der finnische Akkordeonist Kimmo Pohjonen zu den interessantesten Figuren Skandinaviens. Seine Suite Uniko, entstanden auf Anregung des Kronos Quartets, das auch an der vorliegenden Ersteinspielung beteiligt war, ist ein schönes Beispiel für die innovativen Möglichkeiten der Verbindung von akustischer Klangerzeugung und Elektronik.
Die Ergebnisse dieses Experiments, exemplarisch repräsentiert in unserem Hörbeispiel "Särmä", verschließen sich einer Etikettierung: Melodisch ist das Ganze – ja, tonal – ja, selbst wenn die harmonische Bezüglichkeit manches Mal strapaziert wird. Aber man kann nicht sicher sagen, wohin man das Gehörte jetzt verorten soll: Finnischen Feierfolk? Keltische Mystik? Richtung Ritterfestival? Richtung Blade Runner? Was keinesfalls eine Schwäche darstellt, es ist nur der Erwähnung wert, weil eine solche Abwesenheit von Kategorisierbarkeit nicht eben häufig vorkommt in der zeitgenössischen Musik.
Lang ausgebreitete, in archaischer Einfachheit verharrende Melodiebögen kommen von Akkordeon und Streichquartett, die Musik schwillt brandungsgleich an und ab, für die ostinaten, mittels elektronischer Drumpads erzeugten und gesampelten Rhythmen zeichnet Kimmo Pohjonens langjähriger Mitinnovator Samuli Kosminen verantwortlich. Ein intensives, interessantes Hörerlebnis, das man, je nach Stimmung, als Kokolores oder als tiefgreifende Erfahrung wahrnehmen wird.
1 CD, ca. 52 Minuten