So viel haben die beiden gebürtigen Berliner eigentlich gar nicht mit Ravern und der Großraumdisco am Hut. Es war eher ein Unfall, dass sie ausgerechnet durch einen Techo-Remix einem größeren und vor allem breiteren Publikum bekannt wurden. Ihre ersten Auftritte absolvierten sie noch in den düsteren, illegalen Kellerclubs der Hauptstadt und bastelten an ihrem verschrobenen, handgemachten Electropop. Doch seitdem nun alle Welt mit Computer und einem alten kaputten Casio Musik machen kann und auch via Internet gleich veröffentlicht, wurde die Luft zunehmend dünner.
Jetzt folgt der Befreiungsschlag in Form des neuen Albums "Rubber & Meat". Darauf verabschieden sich Kissogram vom leicht grobmotorischen Electrosound früherer Tage und setzen auf die Wärme und Energie echter, analoger Instrumente. Damit der Stilbruch gelingt, saß Pelle Gunnerfeldt im Studio an den Reglern, der u.a. schon für The Hives, Refused oder The International Noise Conspiracy eine ordentliche Schmutzschicht aufs analoge Band zauberte. Geblieben ist aber der leicht blasierte Weirdo-Charme von Frontmann Jonas Poppe, der vor allem die Mädchen fasziniert. Die erste Single "The Deserter" hat jedenfalls das Zeug, auch im Rockschuppen für volle Tanzflächen zu sorgen. Das haben wohl auch Franz Ferdinand so gehört, die sie nun als Vorband mit auf ihre Europatournee nehmen. Die Love- wie auch die Hitparade muss also auch weiterhin ohne Kissogram auskommen.
Udo Raaf / Tonspion.de