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“10 Fragen an…” orbit

“Countless Feelings But So Few Words” ist das Debütalbum von orbit und bildet den emotionalen Abschluss einer Coming-of-Age-Geschichte, die 2020 mit “Perspectives” begann. Es erzählt vom Ende eines symbolischen „langen Sommers“, von Freundschaft, Aufbruch und dem Übergang ins Erwachsensein.

Marcel Heym – alias orbit – hat seinen künstlerischen Weg in den vergangenen Jahren zwischen norddeutscher Kleinstadt, Reisen durch Europa und einem Abstecher zum Burning Man Festival gefunden. Nach einer Zeit in Berlin kehrte der heute 30-Jährige bewusst an die Weser und in sein vertrautes Umfeld zurück. Dort entwickelte sich der Sound, der orbit heute prägt: intime Akustikfragmente, verträumt-verhallte Vocals und weit schwebende Synthflächen.

Zur Veröffentlichung von “Countless Feelings But So Few Words” am 14. November haben wir orbit zum Interview getroffen.

  1. Was ist der erste Song, an den du dich erinnerst?

„You Found Me“ von The Fray. Ich erinnere mich, wie mein Bruder und ich das dazugehörige Album hoch und runter gehört und mit unserem Freund Simon die Songs gecovert haben (man, war das eine schöne Zeit).

2. Was war die erste Platte, die du dir selbst gekauft hast?

Um ehrlich zu sein bin ich in einer Zeit groß geworden, in der meine Freunde und ich Mp3s von zwielichtigen Internetseiten gedownloadet und auf CDs gebrannt haben. Das hat sich illegal angefühlt (war es ja auch) aber auch unfassbar spannend – wie ein Tor in eine neue Welt. Dadurch habe ich Incubus, Mute Math, und Linkin Park entdeckt. Meine erste gekaufte Platte war dann viel, viel später, ich glaube eine Compilation von Bob Marley. 

3. Was war dein erstes Konzert als Besucher?

Ich glaube, es war Supertram mit meinem Papa, aber daran kann ich mich leider nicht mehr so genau erinnern. Mit 16 (2011) war ich dann bei „Rock Am Ring“ – meinem ersten Festival –  mit meinem Bruder und seinen Freunden. Das erste, was ich dort gesehen habe, war Deadmau5 und Coldplay – und das war komplett überwältigend. Diese Konzerte waren tatsächlich eine der emotionalsten, die ich bisher erlebt habe. Vielleicht auch, weil diese Welt so neu für mich war. 

4. Wie bist du zur Musik gekommen?

Ich hatte schon früh Musikunterricht, Blockflöte, irgendwann dann Keyboard und Drums. Aber irgendwie konnte ich mit dem konventionellen Unterricht nicht so viel anfangen, geschweige denn mit Noten. Der große Klick-Moment, an dem ich gemerkt habe, wie krass Musik eigentlich sein kann, kam aber erst durch die Schulband mit meinem Bruder. Da war ich 14 und wurde von ihm zur Bandprobe im Klassenzimmer mitgeschleppt. Seitdem ist diese Leidenschaft nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken.

5. Wie machst du Musik?

Ganz unterschiedlich: mal startet ein Song zusammen mit Freunden oder meinem Bruder und mal alleine, mal im Studio und mal auf’m Sofa. Oft formt sich innerhalb von ein paar Stunden die erste Skizze, es gibt einen Loop und Vocal-Ideen aus Fantasiesprache. Dann liegen diese Skizzen meist sehr lange auf meinem PC und werden irgendwann von mir wiederentdeckt. Wenn ich einen Rahmen habe, in dem ich den Song veröffentlichen möchte (eine EP oder ein Album), dann beginnt der Part des Ausproduzierens. Ich versuche, Lyrics auf die genuschelten Wortlaute zu finden und den Song zu arrangieren. Das ist oft harte und Arbeit, die sich über Wochen und Monate strecken kann. 

6. Warum machst du Musik?

Weil Musik für mich der wichtigste Ausdruck meiner Gefühle ist. 

7. Welche Künstler haben dich am meisten geprägt? Mit wem würdest du gerne einmal zusammenarbeiten?

Ich bin groß geworden mit Pink Floyd und den Dire Straits und habe in meiner Jugend Indie-Bands wie Kings Of Leon, The 1975 und Bombay Bicycle Club gehört. In unserem Kleinstadt-Club sind meine Freunde und ich zu DnB wie Netsky und Chase&Status feiern gegangen. Ich glaube, diese Einflüsse haben mich viel geprägt, aber mittlerweile gibt es keine Genre Präferenzen mehr für mich. Ich hätte Lust mit Menschen zusammenzuarbeiten, die ganz woanders leben und Musik in anderen kulturellen Kontexten gelernt haben. 

8. Was möchtest du mit deiner Musik erreichen?

Wenn es um das Projekt orbit geht, haben mein Team und ich viele Ziele: Wir wollen Menschen erreichen und vielleicht etwas Positives in die Welt geben. Wir wollen nachhaltig und gesund wachsen und vielleicht auch zeigen, dass das in der Musikindustrie funktionieren kann. Wir möchten Orte schaffen, an denen sich Menschen wohl fühlen und abtauchen können. Und wir möchten damit natürlich auch unsere Miete zahlen können. Aber wenn diese Frage sich um die Kunst dreht, würde ich sagen: Wenn ich Musik aus meinem Herzen mache, hab‘ ich schon alles erreicht, was ich wollte.

9. Welches ist dein bester Song bisher?

Den gibt es für mich nicht. Mal mag ich den einen, mal den anderen Song mehr. Meist höre ich die Songs am liebsten, die ich noch nicht so oft oder lange nicht mehr gehört habe. Heute ist es „Youth In Our Garden“ von meinem Demo-Tape. 

10. Woran arbeitest du gerade? Was kommt als nächstes?

    Im Moment arbeite ich an der neuen Live-Show für die kommende Tour. Wir gehen ab Ende November auf Europa Tour und sind dann erstmal sehr viel unterwegs. Kurz vor der Tour kommt mein neues Album. Was danach kommt, lasse ich mir bewusst gerade ein bisschen offen. Ich habe Lust, wieder ein weißes Blatt zu haben. Sprich: keine Pläne und Raum für neue Ideen.

    Lieber Marcel, wir danken Dir für das Gespräch!


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