Justice spielen exklusives DJ-Set zum neuen Album "Woman"
Vom Individuum zur tanzenden Masse
Sie ist bekannt für ihr feines Händchen, wenn es darum geht, Musikacts in ganz besondere Locations zu kutschieren, um so einen unvergleichlichen Abend auf die Beine zu stellen. Nachdem Telekom Electronic Beats vor einer Woche Francesco Tristano ins Umspannwerk Berlin holte, ist die Hausnummer des gestrigen Abends noch eine Kategorie größer.
Das französische Elektroduo Justice meldete sich vor einigen Wochen nach fünfjähriger Pause zurück, releaste bereits die Singles "Safe And Sound" sowie "R.A.N.D.Y.". Den ersten Hinweis, dass in Berlin irgendwas im Busch ist, lieferten Gaspard Augé und Xavier de Rosney selbst, als sie auf Instagram ein Photo mit dem Brandenburger Tor als Hintergrund posteten. 17 Uhr folgte dann die Ankündigung: Justice werden ein exklusives DJ-Set im Kreuzberger Chalet spielen.
Fotocredit: Philipp Fröhlich
Es schlägt elf Uhr abends, als ich das Venue betrete, und will am liebsten ganz schnell wieder verschwinden. Das Chalet ist eine Art Villa - dreistöckig, zwar geräumig aber nicht exorbitant riesig - und gemessen an der Größe ist "übervoll" eine kleine Untertreibung. Die Massen stauen sich bereits am Eingang zum eigentlichen Dancefloor. Es ist heiß, die Luft brennt und beim Betreten rennt man förmlich gegen eine Wand aus Schweiß und Alkohol. Einmal in der Masse angekommen wird man Teil von jener. Die Individualität wird am Eingang abgegeben, ab jetzt exisitiert man nur noch als sich bewegende Masse. Und als sich Justice ihren Weg ans DJ-Pult bahnen, wird aus dieser sich bewegenden, eine gnadenlos tanzende Masse.
Fotocredit: Philipp Fröhlich
Die beiden Jungs von Justice sehen wohl wirklich nur diejenigen, die in der ersten Reihe stehen. Das ist gut so. Schließlich ist das entscheidende an Tanzmusik ja das Tanzen und nicht das unentwegte Starren auf die beiden, die das ganze durch die Boxen jagen. Man versinkt in der Musik, und die ist - wie man es von Justice von je her kennt - alles nur nicht in einer Schublade zu verorten. Funk und Soul treffen auf Rave und Rock und das dynamische Etwas fällt in hypnotische Ekstase.
Fotocredit: Philipp Fröhlich
Der Abend war ein guter Einblick, was Justice drauf haben. Man bekommt einen Eindruck davon, wie abnorm gut die beiden Franzosen auf einer großen Bühne, mit einer fetten Anlage wären. Und zum Glück geht mit jedem Release eine Tour einher. Was heißt, dass auch das Duo irgendwann wieder kommen wird. Geht hin, gut gemeinter Rat.
Alle Fotocredits: Philipp Fröhlich