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Kraftwerk

1970 in Düsseldorf gegründet, wurde Kraftwerk zum Aushängeschild innovativer Musik „made in Germany“: Die Musiker gelten als Pioniere der elektronischen Musik, ohne die es Synthpop, Techno oder Hip-Hop in dieser Form wohl nie gegeben hätte.

Kraftwerk (Pressebild Warner Music - "Roboter")
Kraftwerk (Pressebild Warner Music – „Roboter“)

Am 30. April 2020 verstarb Florian Schneider, eines der Gründungsmitglieder von Kraftwerk, der die Band 39 Jahre nach deren Gründung im Jahr 2009 verließ. Gemeinsam mit Ralf Hütter entwickelte er eine neue Form der elektronischen Musik, die später als Techno die Musikwelt revolutionierte und visuell neue Maßstäbe setzte.

Noch heute verweisen Musiker aller Genres von Rap über Rock bis Techno auf Kraftwerk als prägenden Einfluss. Kraftwerk sind einige der wenigen deutschen Bands, die international Karriere machen konnten und auch in den USA, England oder Japan zu den wichtigsten Bands aller Zeiten gezählt werden.

2015 spielten sie 8 Konzerte im Museum of Modern Art und sind damit endgültig in der Hochkultur angekommen.

Biografie Kraftwerk

1970: Die Originalmitglieder Ralf Hütter und Florian Schneider begannen Kraftwerk als Krautrock-Experiment im Jahr 1970. Davor hatten die beiden die Gruppe „Organisation“ ((kurz für „Organisation zur Verwirklichung gemeinsamer Musikkonzepte“) und richteten bereits das legendäre Kling-Klang-Studio ein, in dem schließlich Kraftwerk geboren – oder vielleicht besser – kreiert wurde. Die ersten beiden Alben hießen „Kraftwerk“ und „Kraftwerk 2“, der dritte Streich wurde nach dem Dreamteam benannt – nämlich „Ralf und Florian“. Der Song „Ruckzuck“ aus dem Debüt wurde schließlich die Titelmelodie des ZDF-Politmagazins „Kennzeichen D“.

1974: Ein Kennzeichen für Deutschland wurde die Band schließlich in diesem Jahr als die die bisherigen Krautrocker mit dem Album „Autobahn“ endgültig in die elektronische Straße abbog. Bezeichnend sind die oft einfachen Lyrics mit fast Kinderlieder-Schema, die Kraftwerk mit monotonem Gesang über eingängige, aber elektronisch clevere Melodien legt und die bis heute Evergreens sind wie „Das Model“, „Die Roboter“, „Autobahn“, „Tour De France“ oder „Computerwelt“. Die Band sagte später einmal dazu, man wollte so einerseits einen radikalen Neuanfang in der Musik und zugleich eine „neue Volksmusik“ erschaffen.

1975: Nicht nur das Album „Radio-Aktivität“ erscheint, auch Studiomusiker und Schlagzeuger Karl Bartos steigt bei Kraftwerk ein und ersetzt damit Klaus Röder. Nur eine der vielen Wechsel im Bandgefüge, die Florian Schneider 1975 in einem seiner seltenen Interviews so erklärt: „Kraftwerk ist keine Band, es ist ein Konzept, das wir Menschmaschine nennen“. Das Titellied „Radio-Aktivität“ schaffte es schließlich auf Platz 1 der französischen Charts, woraufhin Ralf Hütter als passionierter Rennradfahrer mit dem Trans-Europ-Express die Tour de France besucht – und schon sind zwei weitere legendäre Kraftwerk-Songs im Geiste wohl geboren worden: 1977 erschien das Album „Trans Europa Express“ und 1983 – zum 80. Geburtstag der Tour de France – die gleichnamige Single.

1978: Als wäre das alles nicht schon ikonisch genug, war jedoch die 1978 erschienene Platte „Die Mensch-Maschine“ diejenige, die mit dem Eingangstrack „Die Roboter“ das Image der Band als Musikarbeiter bis heute nachhaltig prägen sollte. Für Live-Auftritte ließ Kraftwerk nämlich Robter-Ebenbilder von sich anfertigen, die heute auch in diversen Ausstellungen zu bewundern sind. Legendär ihr ZDF-Auftritt mit dem Song „Die Roboter“ und das Album ist trotz aller kalter elektronischen Experimente, metallenen Klänge wie intelligenten Rhythmus-Sequenzen, die bis heute im Techno oder im Hip-Hop gesampelt werden, zugleich ein perfektes Pop-Album: Nichts beweist dies mehr als ihr Hit „Das Model“, der sogar Platz eins der englischen Charts eroberte. Das Lied gilt als eines der am meisten gecoverten in der Musikgeschichte und ist in diverse Genres überführt worden.

1981: Die Achtzigerjahre beginnen Kraftwerk mit ihrem achten Album „Computerwelt“ und erscheinen auch damit wieder ihrer Zeit voraus, während sich Bands wie Depeche Mode oder Ultravox noch an dem Sound von „Die Mensch-Maschine“ abarbeiten. Mit Tracks wie „Nummern“ ebneten Kraftwerk Genres wie Electro und Techno maßgeblich den Weg. Die Band arbeitete zudem an einem Album namens „Techno Pop“, verwarf aber die Veröffentlichung. Erst 1986 erschienen die Songs dazu auf „Electric Café“. Das Video zum ausgekoppelten Track „Musique Non Stop“ wurde im Institute of Technology in New York produziert und beim Musiksender MTV in stündlicher Wiederholung gezeigt.

1991: Das Album „The Mix“ mit neuen digital aufegmotzten Klassikern erscheint, Karl Bartos verlässt die Band und das gesamte Klangmaterial im Archiv des Kling-Klang-Studios wird auf digitale Technik umgestellt, was sich extrem auf die Auftritte von Kraftwerk auswirkte: Speziell angefertigte bewegliche Roboter sorgen für sensationelle Bühnenshows weltweit.

1999: Nach langer Zeit endlich wieder neue Musik von Kraftwerk, wenn auch nur in Form eines Jingles, der später zur Single „Expo 2000“ für die gleichnamige Weltaustellung in Hannover wurde. Mehr neue Musik gab es dann erst 2003 auf dem bis heute letzten Konzeptalbum „Tour de France Soundtrack“ zu hören.

2011: Von 15. Oktober bis 13. November 2011 gab es im Kunstbau der städtischen Galerie im Lenbachhaus in München unter dem Titel „Kraftwerk 3-D“ eine mehrkanalige 3D-Videoinstallation über die Band zu sehen. Zur Eröffnung der Ausstellung gab Kraftwerk drei ausverkaufte Konzerte in München, in denen die Band zum ersten Mal die komplette Aufführung vor einer 3D-Videoprojektion spielte.Seitdem ist die Band mit ihrem 3D-Konzept auf Tour und mittlerweile arbeitet Kraftwerk mit dem einzig verbliebenden Gründungsmitglied Ralf Hütter an seiner Musealisierung: 3D-Shows und Konzertreihen mit dem Spielen von ganzen Alben in hochrenommierten Museen wie im Museum of Modern Art (MoMa) katapultierte die Band längst aus den Pop-Shären hinaus in eine Art Klassiker-Stadium.

Die Band hat bis heute einen massiven Einfluss auf die Entwicklung der Popmusik und 1976 widmete David Bowie zusammen Brian Eno Florian Schneider mit dem Track „V-2 Schneider“ die wohl schönste Hommage aller Zeiten. Die Bedeutung von Kraftwerk auf die Entwicklung vieler Acts wie Joy DivisionRammstein oder Björk ist viel beschrieben worden, dazu beeinflusste sie Genres wie den Electro-Funk, die Detroit-Techno-Szene und liefert zahlreiche Samples für DJs und Hip-Hop.  So basiert eines der ersten Hip-Hop-Stücke aus den frühen Achtzigerjahren, „Planet Rock“ von Afrika Bambaataa, auf dem Beat von „Trans Europa Express“. Kraftwerk reagiert nicht geehrt, sondern mit Urheberrechtsklagen, genauso wie im Fall Moses Pelham, der für einen Song von Sabrina Setlur ein 2-sekündiges Kraftwerk-Sample verwendet.

Die Marke Kraftwerk wird von Ralf Hütter weiter beschützt, das von ihm 2009 verkündete neue Studioalbum, das „bald“ erscheinen würde, ist noch lange nicht in Sicht. Aber Zeitlosigkeit ist schließlich auch eine Markenzeichen von Kraftwerk.

Diskografie Kraftwerk:

1970: Tone Float (als Organisation)

1970: Kraftwerk

1972: Kraftwerk 2

1973: Ralf und Florian

1974: Autobahn

1975: Radio-Aktivität (Englische Ausgabe: Radio-Activity)

1977: Trans Europa Express (Englische Ausgabe: Trans-Europe Express)

1978: Die Mensch-Maschine (Englische Ausgabe: The Man-Machine)

1981: Computerwelt (Englische Ausgabe: Computer World)

1986: Electric Café (Deutsche, englische und spanische Ausgaben mit demselben Titel), 2009 Titel geändert in Techno Pop

1991: The Mix (Deutsche und englische Ausgabe; Remix-Album)

2003: Tour de France Soundtracks, 2009 Titel gekürzt zu Tour de France