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Asaf Avidan – „UNFURL“ (Album 2025)

Mit „UNFURL“ veröffentlicht Asaf Avidan sein achtes Studioalbum und zugleich sein bislang vielschichtigstes Werk. Der israelische Musiker greift darin tief in den Fundus archetypischer Symbolik und verarbeitet Einflüsse aus Psychologie, Film, orchestraler Musik und Spoken Word zu einem durchkomponierten Gesamtkunstwerk.

Der Titel lässt sich mit „entfalten“ oder „aufrollen“ übersetzen – ein passendes Bild für ein Album, das sich Schicht um Schicht offenbart und dabei immer wieder neue Perspektiven auf das Ich und seine verborgenen Tiefen eröffnet.

Aufgenommen in den südfranzösischen Miraval Studios, wo schon Musiker wie Pink Floyd oder Sting ihre Platten einspielten, und unterstützt von einem 40-köpfigen Orchester, lotet Avidan auf diesem Album konsequent die Übergänge zwischen bewusster Realität und innerer Traumlandschaft aus. Dabei verwebt er Klangfarben, die man so bisher selten in seinem Werk gehört hat oder überhaupt in der aktuellen Popmusik.

„UNFURL“ ist ein Album, das sich weniger über Hooks und Refrains definiert als über Atmosphäre, Dynamik und emotionale Spannungsbögen. Asaf Avidan setzt hier auf cineastische Arrangements, die an klassische Thriller erinnern. Streicherflächen, Piano-Figuren und Bläser erinnern an Filmmusiken von Bernard Herrmann, während rhythmische Ausbrüche und fragile Introspektiven an Nick Cave oder Leonard Cohen denken lassen.

Im Zentrum steht jedoch wie immer seine unverwechselbare Stimme: manchmal fast flüsternd, dann wieder expressiv und fordernd.

Auf der neuen Single „I Don’t Know When, I Don’t Know How, I Don’t Know Why“ bringt Avidan diesen Zugang zur Musik besonders deutlich auf den Punkt. Über ein vielschichtiges Arrangement, das zwischen Jazz-Crooning, lateinamerikanischen Harmonien und orchestralem Bombast changiert, entfaltet sich eine existenzielle Reflexion, die mehr ist als bloßer Songtext. Die Zeile „I will not die while I’m still alive“ wirkt wie ein Mantra gegen das innere Verstummen.

Der Song verwebt verschiedenste musikalische Sprachen: klassisches Songwriting trifft auf spoken word-artige Rap-Parts, es gibt Anleihen an Mariachi-Trompeten, jazzige Akkorde und Hitchcock-artige Suspense-Streicher. Gleichzeitig ist der Track ein gutes Beispiel für die konzeptuelle Tiefe des Albums: inspiriert von Carl Jungs Theorie des kollektiven Unbewussten und Joseph Campbells „Heldenreise“ entsteht hier ein innerer Film, der das eigene Selbst als Protagonisten durch eine Welt aus Ängsten, Träumen und Erkenntnissen schickt.

Diese Vielschichtigkeit drückt sich auch musikalisch aus. Es gibt Momente der Stille, fast sakrale Passagen, dann wieder eruptive Ausbrüche, etwa wenn das Orchester anhebt oder wenn Avidan seine Stimme bis an ihre emotionale Grenze führt.

Die Produktion ist dabei bewusst altmodisch gehalten, mit Vintage-Instrumenten und analoger Wärme. Das Album wirkt wie eine Platte aus einer anderen Zeit – nicht nostalgisch, sondern bewusst aus der Zeit gefallen, um sich von ihr zu lösen.

Asaf Avidan auf Tour

  • 22.10.2025 HAMBURG, Laeiszhalle Hamburg, Großer Saal Tickets
  • 23.10.2025 BERLIN, Uber Eats Music Hall Tickets
  • 23.10.2025 BERLIN, Uber Eats Music Hall Tickets
  • 24.10.2025 KÖLN, Stadthalle Köln Tickets
  • 04.12.2025 LEIPZIG, Haus Auensee Tickets
  • 05.12.2025 WIEN, Raiffeisen Halle im Gasometer Tickets

Biografie Asaf Avidan

Geboren 1980 in Jerusalem, aufgewachsen zwischen Jamaika und Israel, ist Asaf Avidan ein Künstler, dessen Musik stets stark autobiografisch geprägt war. Seine erste EP veröffentlichte er 2006, wenig später gründete er mit Freunden die Band Asaf Avidan & The Mojos. Die Gruppe wurde in Israel schnell populär, ihr Song „One Day / Reckoning Song“ wurde 2012 durch einen Remix von Wankelmut auch international ein Nummer 1-Hit.

Statt den Weg des Mainstream weiterzugehen, entschied sich Avidan nach der Auflösung der Mojos 2011 für den Weg des kompromisslosen Einzelgängers. Seine Soloalben „Different Pulses“ (2012), „Gold Shadow“ (2015), „The Study on Falling“ (2017) und „Anagnorisis“ (2020) zeigten ihn zunehmend experimentierfreudig. Dabei spielte immer auch eine existenzielle Suche eine Rolle, etwa nach der eigenen Identität jenseits von Geschlechterrollen, kultureller Herkunft oder musikalischen Konventionen.


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