ACT DER WOCHE – Eskapistisch, experimentell und exzentrisch schlüpfen Sorry aus London in jedem neuen Song auf „Cosplay“ in einen neuen musikalischen Mantel: Soul, UK Garage, Trip-Hop, Jazz oder Indie-Rock. Sorry not sorry…
… denn was wir hier hören zu hören bekommen, ist Indie-Musik radikal neu gedacht und die ganz eigene Welt von Sorry: Ein musikalischer Maskenball mit eigenwilligen modellierten Songs und disparaten Einflüssen, die von Hermann Hesse über Aphex Twin hin zu Tony Bennett reichen. Der Titel „Cosplay“ – wie der Trend, bei dem Fans eine Figur aus einem Manga, Anime, Film, Computergame oder anderen Medien durch ein Kostüm und Verhalten möglichst originalgetreu nachstellen – ist dabei Motto des Albums: Jede Figur darf hier mitmachen, ob lebend oder tot, echt oder fiktiv. Die Songs sprudeln über mit popkulturellen Referenzen, aber auch falschen Fährten.
So entsteht ein zerhackter Sound aus Zitaten, der dennoch verblüffend organisch wirkt. Mit mal scharf geschnittenen Gitarren-Melodien über geradezu hüpfende Beats und einem Gesang, der zwischen hyperlakonisch und hypnotisch pendelt, schaffen sich Sorry ihr eigenes Genre. Auf „Echoes“ spielen sie beispielsweise auf klassische Soul-Songs an („I say a little prayer / Just one more chance“) und klingen dabei wie eine noch wunderlichere Dreampop-Version von Blonde Redhead oder Cranes, während der Track „Jetplane“ ein Sample von „Hot Freaks“ von Guided By Voices enthält und bei Sorry zur rockigen UK Garage Version wird.
Es ist schwindelerregende wie schlaue Musik, die Sorry hier geradezu zelebrieren: Das Duo besteht aus Asha Lorenz und Louis O’Bryen, beiden kennen sich seit Schulzeiten und „Cosplay“ ist auch eine Hymne an ihre Freundschaft. Auch wenn beide sehr unterschiedliche wie komplizierte Charaktere sind, wie sie betonen. Ihre Musik betont das auch, Genre-sprengend und überraschend wie kaum eine anderer aktueller Act.
Am 10. März 2026 kann man diesen überbordenden Übermut bei ihrer einzigen Show in Deutschland, im Lido in Berlin bestaunen.
Biografie Sorry
Sorry (anfangs war ihr Bandname Fish) ist eine englische Indie-Rock-Band aus Nordlondon. Die Bandmitglieder bestehen im Kern aus dem Duo Asha Lorenz und Louis O’Bryen, live kommen dann noch Lincoln Barrett, Campbell Baum und Marco Pini dazu – im Pressetext nennen sie als weitere Bandmitglieder noch You, Me, Them, Us, was ihr Genre wie Konventionen sprengendes Musikverständnis zeigt. Lorenz und O’Bryen selbst bezeichnen ihr musikalisches Schaffen schlicht als Pop, wobei O’Bryen dazu anmerkt: „Es ist einfach ein bisschen ärgerlich, als Post-Punk oder Grunge bezeichnet zu werden, denn ich glaube nicht, dass wir das sind.“ Das Debütalbum der Band, 925, erschien 2020, nach der Veröffentlichung mehrerer Mixtapes und Singles.
Diskografie Sorry
2020: 925
2022: Anywhere But Here
2025: Cosplay
