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Kraftklub – Sterben in Karl-Marx-Stadt: To Live And Die In Chemnitz

ALBUM DER WOCHE: Kraftklubs fünftes Album handelt zwar vom Älterwerden und von Abschieden, aber eigentlich feiern die Chemnitzer auf „Sterben in Karl-Marx-Stadt“ das Leben, indem sie ihre Erfolgsformel aus Rap-Attidüde und Rock-Hymnen leicht variieren und dennoch wieder jede Menge Hits raushauen.

Nach einem rätselhaften Countdown mitten in ihrer Heimatstadt, einem spontanen Konzert und der Ankündigung von „Sterben in Karl-Marx-Stadt“ liefern Kraftklub mit der Single „Wenn ich tot bin, fang ich wieder an“ nicht nur das Motto des Albums, sondern auch eine Hymne auf das Leben, plus einen tanzbaren Ohrwurm mit trotzigen Zeilen wie „Wenn ich tot bin, fange ich wieder an mit Rauchen / Glaub mir, wenn ich tot bin, wird gelebt“.

Der Song verbindet einen düsteren thematischen Rahmen mit der für Kraftklub typischen Mischung aus Ironie, Energie und Hymnencharakter. Frontmann Felix Kummer beschreibt im Text eine imaginäre Wiedergeburt nach dem Tod, nicht als religiöse Offenbarung, sondern als überspitztes Partyszenario.

Die zweite Single “Unsterblich sein” mit Rapperin Domiziana zeigt hingegen die neue Nuancierung in Kraftklubs Sound, denn der Song kommt weniger ironisch daher und handelt vom Wunsch mehr Zeit mit der geliebten Person verbringen zu dürfen.

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Thematisch dunkler, musikalisch vielschichtiger aber nicht weniger bissig unterwegs wissen Kraftklub immer noch, wie man eine Hookline schreibt, die verfängt. Im Sound bewegen sich die neuen Songs auf „Sterben in Karl-Marx-Stadt“ zwar wie gewohnt zwischen umarmendem Indie-Rock und tanzbarem Pop, aber mit ihrer Gäste-Auswahl wie eben Domiziana, Deichkind und Nina Chuba sowie dem Schweizer Singer-Songwriter Faber in “All die schönen Worte” bekommen die Tracks eine neue Dringlichkeit wie Direktheit.

Und natürlich ist das Album selbst eine Hymne an das Leben in Chemnitz, dem einstigen Karl-Marx-Stadt – mit all seinen Aspekten zwischen Melancholie und Euphorie.

Apropos Euphorie: Kraftklub gehen 2026 natürlich auf große „Sterben in Karl-Marx-Stadt“-Tour. Die Termine führen sie durch Deutschland, Österreich, Luxemburg und die Schweiz. Der Vorverkauf läuft seit Ende Mai exklusiv über die Band-Website. Wer die energiegeladenen Live-Shows der Chemnitzer kennt, weiß: Auf der Bühne wird die wilde Mischung zwischen Melancholie, Humor und Moshpit besonders deutlich.

Mit ihrer Unterstützung durch Live-Konzerte bei den CSDs in Rheinsberg und Bautzen, die beide massiv von Nazis bedroht wurden, zeigen sie uns zudem wie man gegen Nazis gewinnt: gemeinsam! Folgt ihrem Beispiel und schützt die CSDs in eurer Nähe durch eure Präsenz und bringt all eure Freunde mit, egal auf wen sie stehen. Es geht jetzt um die Rechte von Minderheiten und damit von uns allen, die durch die wachsende Rechtsextreme in diesem Land massiv bedroht werden.

Kraftklub auf Tour

  • 07.03.2026 GRAZ, Stadthalle Graz Tickets
  • 08.03.2026 WIEN, Wiener Stadthalle Halle D Tickets
  • 14.03.2026 DÜSSELDORF, PSD BANK DOME Tickets
  • 14.03.2026 DÜSSELDORF, Tiefgarage PSD BANK DOME Tickets

Biografie Kraftklub

Kraftklub wurden 2010 in Chemnitz gegründet, damals noch von vielen als „Karl-Marx-Stadt“ bekannt, ein Name, der später immer wieder in ihren Texten und Inszenierungen auftaucht. Die Band besteht aus Felix Kummer (Gesang), Karl Schumann (Gitarre, Gesang), Till Brummer (Bass), Steffen Israel (Gitarre) und Max Marschk (Schlagzeug). Musikalisch verbindet das Quintett Indie-Rock, Punk-Energie und Rap-Elemente, verpackt in deutschsprachige Texte, die zwischen ironischem Witz und Gesellschaftskommentar pendeln.

Frontmann Felix Kummer, bekannt unter seinem Nachnamen auch als Solo-Künstler Kummer, ist der Sohn des Künstlers Jan Kummer, einem Gründungsmitglied der experimentellen DDR-Band AG. Geige. Seine Mutter, Ina Kummer, ist ebenfalls bildende Künstlerin. Aufgewachsen in einem kreativen Haushalt in Chemnitz, kamen Felix und sein Bruder Till Brummer (Bass) schon früh mit Musik, Kunst und Subkultur in Berührung.

Zur Familie gehören auch die Schwestern Nina und Lotta Kummer, die gemeinsam mit Johann Bonitz die Chemnitzer Indie-Pop-Band Blond gegründet haben.

„Mit K“ (2012)

Ihr Debütalbum „Mit K“ erschien 2012 und schlug ein wie eine Bombe. Songs wie „Songs für Liam“ oder „Kein Liebeslied“ machten Kraftklub zu einem Festival-Phänomen. Der Mix aus treibenden Gitarrenriffs, Mitsing-Refrains und sarkastischen Alltagsbeobachtungen traf den Nerv einer jungen Generation. „Mit K“ stieg direkt auf Platz 1 der deutschen Charts ein und wurde mit Platin ausgezeichnet.

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„In Schwarz“ (2014)

Zwei Jahre später folgte „In Schwarz“. Musikalisch etwas düsterer und druckvoller, inhaltlich gesellschaftskritischer, festigte das Album den Ruf der Band als scharfzüngige Chronisten. Tracks wie „Unsere Fans“ oder „Schüsse in die Luft“ kombinierten tanzbare Energie mit politischen Spitzen. Die dazugehörige Tour führte Kraftklub in die größten Hallen des Landes.

„Keine Nacht für Niemand“ (2017)

Mit dem dritten Album „Keine Nacht für Niemand“ öffnete sich die Band stilistisch weiter. Neben rockigen Uptempo-Nummern gab es auch poppigere Stücke und mehr Experimente im Songwriting. „Chemie Chemie Ya“ wurde zur Club- und Festivalhymne, während Songs wie „Fenster“ introspektivere Töne anschlugen.

2019 legte Frontmann Felix Kummer eine Bandpause ein und veröffentlichte unter dem Namen Kummer das Soloalbum „KIOX“.

„Kargo“ (2022)

„Kargo“ markierte das erste Kraftklub-Album nach fünf Jahren Pause. Die Band klang frischer und wütender denn je, mit Songs wie „Teil dieser Band“ oder „Fahr mit mir (4×4)“ featuring Tokio Hotel. Inhaltlich verhandelte die Platte Themen wie Freundschaft, politische Ohnmacht und die Frage, was aus einer Band nach über einem Jahrzehnt wird.

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„Sterben in Karl-Marx-Stadt“ (2025)

Das für Ende 2025 angekündigte fünfte Studioalbum scheint erneut eine inhaltliche Neuausrichtung anzudeuten. Bereits die ersten Singles deuten eine stärkere Auseinandersetzung mit Endlichkeit, Erinnerung und Heimat an, ohne den für Kraftklub typischen Witz zu verlieren.

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