Diesen Freitag erscheint „10K“, das neue Album von Electric Guest, dem kalifornischen Indie-Pop-Duo bestehend aus Asa Taccone und Matthew Compton. Das zwölf Songs umfassende Werk vereint Soul, Pop und modernen Indie und entstand im engen Austausch mit Künstlern wie The Weeknd und Carly Rae Jepsen. Mit einem DIY-Ansatz und Unterstützung von Freunden wie Cole MGN und Kacy Hill schufen Electric Guest ihr bislang persönlichstes Album. Der Titel „10K“ verweist auf einen Kredit über 10.000 US-Dollar, der Taccone einst die kreative Freiheit gab, Musik zu machen.
Das Musikvideo zur Vorab-Single „Play Your Guitar“ feiert Freundschaft, Kreativität und Zusammenhalt, mit Cameos von HAIM, Portugal. The Man, Jordana und SNACKTIME. Ein warmherziger, lo-fi Liebesbrief an die Community rund um die Band.
Wir haben Sänger Asa zum Interview getroffen und ihm die Fragen unserer beliebten Rubrik „10 Fragen an…“ gestellt.
01. Was ist das erste Lied, an das du dich erinnerst? Was erinnerst du davon?
Ich erinnere mich daran, im Auto der Eltern eines Freundes auf der Rückbank zu sitzen, während sie einen R&B-Song von SWV hörten: „Weak“. Ein extrem romantisches Liebeslied. Damals war ich noch ein Kind, ohne Beziehungserfahrung oder Vorstellung von Liebe, also war das Thema eigentlich viel zu weit weg für mich. Trotzdem haben mich beim Zuhören diese Gefühle überwältigt. Ich war kurz davor, in Tränen auszubrechen – einfach wegen dieser Kombination aus Worten und Musik. Ein merkwürdiges Gefühl der Sehnsucht nach etwas, das ich nie erlebt hatte. Manchmal denke ich daran, wenn ich selbst Songs schreibe. Ich glaube, wenn ein Gefühl ehrlich transportiert wird, erreicht es Menschen.
02. Welche Platte hast du dir als erstes selbst gekauft? Wie hat sich das angefühlt?
Ich weiß nicht mehr, welche Platte ich mir als erstes gekauft habe, aber die erste, die mir gehörte, war ein Album von The Roots, das mein Bruder irgendwie von einem Freund bekommen hatte. Es handelte sich um ein unveröffentlichtes Demoalbum auf Kassette. Als er aufs College ging, habe ich es ihm geklaut. Leider habe ich es wie ein Idiot verloren, und er war wahnsinnig wütend auf mich, als er zurückkam. Das war für Jahre ein Streitpunkt zwischen uns. Etwa zur gleichen Zeit hatte ich außerdem eine Party geschmissen, während unsere Eltern nicht da waren – dabei wurden einige Sachen aus dem Haus gestohlen, unter anderem auch sein geliebtes Fahrrad. Ich glaube, das hat seine Abneigung gegen mich noch verstärkt.
03. Welches war dein erstes Konzert als Besucher? Wie war das Erlebnis?
Ich habe N.E.R.D. in Seattle gesehen – das erste Konzert, an das ich mich wirklich erinnere. Es hat mich umgehauen. Danach gab es ein Meet-and-Greet mit Pharrell. Ich habe bestimmt eine halbe Stunde in der Schlange gestanden, nur um ihm eine CD mit meinen Beats zu geben. Er war sehr freundlich, erklärte mir aber, dass er gerade verklagt worden war, weil ihm jemand ein Demotape gegeben hatte und ihn später wegen Urheberrechtsverletzung angezeigt hatte. Deshalb schrieb er mir die Adresse seines Labels Star Trak auf und sagte, ich solle es dorthin schicken. Ein großartiger Abend.
04. Wie bist du zur Musik gekommen?
Ich war Teil einer kleinen Produzenten- und Rappergruppe in Oakland, Kalifornien, namens The Collectiv. Wir machten als Jugendliche Underground-Hip-Hop und verkauften unsere Alben in den Straßen der Bay Area. Ich lernte dabei viele Rapper kennen, indem ich ihnen einfach meine Kopfhörer aufsetzte und sie zwang, meine Beats zu hören. Diese Erlebnisse haben den Ausschlag für mich gegeben. Außerdem war ich in der Schule miserabel, was sicher auch eine Rolle spielte.
05. Warum machst du Musik?
Eine große, fast philosophische Frage. Ich kann sie nicht knapp beantworten, weil sich die Gründe in meinem Leben immer wieder verändert haben. Aber im Moment würde ich sagen: In den letzten Jahren in L.A. habe ich mich oft in Statusangst und oberflächlichem Erfolgdenken verstrickt. Ich habe zwar viel Musik gemacht, aber darunter hat sie gelitten, weil ich meinen ursprünglichen Antrieb vergessen hatte. Heute mache ich Musik einerseits zur Selbstdarstellung, andererseits, weil ich es für absolut notwendig halte, gerade im heutigen Amerika. Das Land steckt in einer Krise, und wir brauchen die Künste mehr denn je, um uns an Werte wie Liebe, Zusammenhalt und Zivilcourage zu erinnern, die vom Spätkapitalismus bedroht sind.
06. Wie machst du Musik? Wie läuft das normalerweise ab?
Meistens sitze ich zu Hause in Jogginghosen. Wenn mir eine Idee in den Kopf kommt, gehe ich ins Nebenzimmer und nehme sie auf – egal wie mittelmäßig sie ist. Dann arbeite ich so weit wie möglich daran, bevor ich sie meinem Bandkollegen schicke, der weitere Teile hinzufügt.
07. Welche Künstler haben dich am meisten geprägt? Mit wem würdest du gerne arbeiten – und warum?
Schwer zu sagen. Vielleicht das Klischee Michael Jackson. Aber eigentlich inspiriert mich eine Vielzahl von Künstlern. Momentan höre ich viel Saya Grey, eine Künstlerin namens Kaeto, und Elvis, besonders die langsameren Liebeslieder. Viele der Künstler, mit denen ich gerne arbeiten würde, sind leider bereits tot.
08. Was möchtest du mit deiner Musik erreichen?
Siehe Antwort auf Frage 5.
09. Was ist dein bisher bester Song?
Ich denke, „Dear To Me“ oder „See The Light“ gehören zu meinen besten Stücken.
10. Woran arbeitest du gerade? Was kommt als Nächstes?
Wir haben gerade unser viertes Album „10K“ fertiggestellt. Danach gehen wir auf Tour. Drückt uns die Daumen!
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