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Gemeinsam gegen rechts: Wie wir uns gegen den Angriff auf unsere Demokratie wehren können

  • Rubrik: News

Der Aufschwung der Rechtsextremen weltweit ist vor allem auf die Funktionsweise sozialer Netzwerke zurückzuführen. Wir können in Echtzeit erleben, wie Menschen systematisch gegeneinander aufgehetzt werden. Was wir alle dagegen tun können, um unsere Demokratie zu retten.

Vor allem durch Fake-Profile und automatisierte Trollfabriken, die häufig von Russland gesteuert werden, wird die Stimmung in Europa und besonders in Deutschland beeinflusst. Das erklärte Ziel ist dabei, durch das Verbreiten rechtsextremer Erzählungen, Europa zu schwächen und zu destabilisieren. Rassismus, Homophobie und Wissenschaftsfeindlichkeit stehen dabei häufig im Mittelpunkt dieser gezielten Angriffe, weil damit die Menschen auf emotionaler Ebene angesprochen und gegeneinander aufgehetzt werden können.

Steve Bannon, ehemaliger Chefstratege von Donald Trump und eine zentrale Figur der amerikanischen Alt-Right-Bewegung, hat eine Strategie entwickelt, um öffentliche Debatten maximal zu manipulieren. Diese Taktik wird oft als „flood the zone with shit“ oder „Bullshit“-Strategie bezeichnet.

Der Kern dieser Strategie besteht darin, die Öffentlichkeit mit so vielen Informationen, Desinformationen, Halbwahrheiten und Lügen zu überfluten, dass es schwerfällt, zwischen Wahrheit und Fiktion zu unterscheiden. Diese Methode wird häufig genutzt, um Verwirrung zu stiften, Vertrauen in etablierte Institutionen zu untergraben und die mediale Aufmerksamkeit zu dominieren. Mit dieser Masche gewann Trump 2016 das Rennen ums Weiße Haus und könnte es dieses Jahr wieder schaffen. Und auch die AfD und das BSW haben gelernt, wie man die maximale Verunsicherung mit scheinbar einfachen Lösungen in Wählerstimmen umwandelt.

Doch wir sind nicht hilflos. Hier sind einige Dinge, die wir unternehmen können, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und nicht einfach nur zuzusehen.

1. Nicht auf Hass reagieren

Eine der größten Fallen im Netz ist, auf gezielte Hassbotschaften und Fake-Profile mit Wut und Gegenhass zu reagieren. Doch genau das wollen die Urheber: Sichtbarkeit und Reaktionen. Jeder Kommentar, jede Gegenrede verschafft diesen Profilen nur mehr Reichweite. Trage nicht dazu bei, dass auch alle deine Freunde diese Botschaften sehen, denn sie sind nur der Köder, um mehr Reichweite zu bekommen.

Die Fantastischen Vier (Foto: Mumpi / Monsterpics)
Act des Monats: Die Fantastischen Vier

 

2. Hasskommentare melden

Soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram und Twitter bieten mittlerweile einfache Funktionen an, um Hasskommentare und Fake-Profile zu melden. Nutze diese Funktionen konsequent! Auch wenn die Netzwerke nicht immer darauf reagieren. Jeder gemeldete Hass-Kommentar ist ein kleiner Schritt hin zu einer besseren Online-Welt. Zudem sind die Netzwerke nach dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) in Deutschland verpflichtet, solche Inhalte zu überprüfen und gegebenenfalls zu entfernen.

3. Positive Botschaften verstärken

Anstatt dich mit Negativität zu befassen, konzentriere dich darauf, positive Inhalte zu teilen und zu verstärken. Unterstütze Stimmen, die sich für Toleranz, Vielfalt und ein friedliches Zusammenleben einsetzen. Die davon erzählen, dass es noch nie jemandem besser ging in der Geschichte der Menschheit als uns heute und hier. Auch das Teilen von wissenschaftlich fundierten Artikeln und seriösen Nachrichtenquellen hilft, die öffentliche Diskussion auf eine positive und sachliche Ebene zu heben oder sich zumindest mit echten Problemen zu beschäftigen.

4. Fake-News erkennen

Um gegen Fake-News vorzugehen, ist es wichtig, sie zu erkennen. Hier ein paar typische Merkmale:

  1. Die Quelle ist unbekannt oder zweifelhaft. Followerzahlen sagen überhaupt nichts aus, wer seine Identität verschleiert, ist vermutlich ein russischer oder chinesischer Bot.
  2. Der Artikel ist reißerisch formuliert oder enthält viele Ausrufezeichen!!! Ein sicheres Anzeichen für unseriöse Inhalte. Die Welt ist nicht schwarz und weiß, sie ist bunt und viel komplizierter als die Hetzer es uns glauben machen wollen.
  3. Es wird behauptet, „die Medien verschweigen die Wahrheit“. Das erste Ziel von Diktaturen ist immer die freie Presse. Das zweite ist dann die Verfassung. Und dann ist es zu spät.
  4. Das Datum der Nachricht ist alt, obwohl der Beitrag als aktuell dargestellt wird.
  5. Die Posts enthalten typische und immer wiederkehrende Begriffe der rechtsextremen Szene, die inzwischen auch von Konservativen eifrig nachgeplappert werden und durch ständige Wiederholung verfangen sollen:

    „Altparteien“: Abwertender Begriff für etablierte Parteien wie CDU, SPD, Grüne oder FDP, um diese als veraltet und abgehoben darzustellen.
    „Asylindustrie“: Soll suggerieren, dass aus dem Asylwesen ein Geschäft gemacht wird, oft mit Bezug auf Hilfsorganisationen oder staatliche Unterstützung.
    „Links-Grün versifft“: Diffamierende Bezeichnung für politische Gegner, insbesondere für Grüne und linke Parteien, aber auch für Intellektuelle und Journalisten, die sich für eine offene und tolerante Gesellschaft und den Schutz von Minderheiten einsetzen.
    „Lügenpresse“: Begriff aus dem Sprachgebrauch der rechten Szene, um journalistische Medien als manipulierend und unglaubwürdig darzustellen.
    „Umvolkung“: Ein verschwörungstheoretischer Begriff, der behauptet, die deutsche Bevölkerung werde gezielt durch Migranten ersetzt.
    „Islamisierung“: Begriff, der die angebliche Ausbreitung des Islam in Deutschland und Europa als Bedrohung darstellt.
    „Gender-Wahn“ / „Gender Gaga“: Abwertende Bezeichnung für die Bemühungen um Gleichstellung von Geschlechtern und die Anerkennung von LGBTQ+-Rechten.
    „Klimahysterie“: Begriff, der wissenschaftliche Erkenntnisse über den Klimawandel herunterspielt und die Klimaschutzbewegung lächerlich machen soll.
    „Systemling“: Ein Begriff, der Prominenten unterstellt, im Dienst der Regierung zu stehen.
    „Mainstream-Medien“ / „Systemmedien“: Diese Begriffe suggerieren, dass etablierte Medien gleichgeschaltet und Teil einer Verschwörung seien, um die „wahre“ Realität zu verschleiern. Sie dienen dazu, alternative Medien als „wahrhaftige“ Quellen darzustellen.
    „Eliten“: Wird oft in einem abwertenden Kontext verwendet, um auf eine angebliche abgehobene und korrupte politische oder wirtschaftliche Klasse hinzuweisen, die im Verborgenen die Fäden zieht. Oft im Zusammenhang mit Verschwörungstheorien wie der „Neuen Weltordnung“.
    „Great Reset“: Ein Verschwörungstheorie-Begriff, der fälschlicherweise nahelegt, dass globale Eliten (oft in Verbindung mit dem Weltwirtschaftsforum) die Corona-Pandemie oder andere Krisen nutzen, um eine neue Weltordnung zu schaffen und demokratische Rechte abzubauen.
    „Corona-Diktatur“: Dieser Begriff wurde während der Pandemie von Verschwörungstheoretikern und Maßnahmengegnern verbreitet, um die staatlichen Schutzmaßnahmen gegen das Virus als autoritär und undemokratisch zu brandmarken. Noch heute wird der Begriff verwendet, obwohl die Vorwürfe sich längst als unwahr erwiesen haben.
    „Klimadiktatur“: Ähnlich wie „Corona-Diktatur“ wird dieser Begriff verwendet, um Klimaschutzmaßnahmen als Zwangsmaßnahmen darzustellen, die persönliche Freiheiten einschränken sollen.
    „Bevölkerungsaustausch„: Ein rassistischer Begriff, der fälschlicherweise behauptet, dass europäische Bevölkerungen durch gezielte Einwanderungspolitik „ersetzt“ werden sollen. Er wird oft von rechtsextremen Gruppen und in Verschwörungsmythen verwendet.
    „Impfzwang“ / „Impfapartheid“: Diese Begriffe wurden während der Corona-Pandemie genutzt, um die Impfkampagnen fälschlich als erzwungen darzustellen oder Vergleiche zur Apartheid zu ziehen, um Angst und Ablehnung gegenüber Impfungen zu fördern und sich als Opfer einer bösen Macht zu stilisieren.
    „Mediale Hetze“: Dieser Begriff wird oft von Akteuren benutzt, die sich als Opfer von Kampagnen darstellen wollen, obwohl sie selbst mit radikalen oder extremistischen Positionen auffallen. Er suggeriert eine gezielte Verleumdung durch die Medien.
    „Volksverräter“: Ein extrem aufgeladener Begriff, der demokratisch gewählte Politiker als Feinde des Volkes brandmarken soll. Er wird häufig von rechtsextremen Gruppen verwendet, um Politiker und Entscheidungsträger anzugreifen, oft mit der Aufforderung verbunden, sie „an die Wand zu stellen“.
    „GEZ-Lügen“ / „Zwangsgebühren“: Bezieht sich auf die Rundfunkgebühren in Deutschland und wird in Verschwörungskreisen oft dazu verwendet, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Teil eines manipulativen Mediensystems darzustellen. Auch das fällt in den Kampf gegen die Pressefreiheit der extremen Rechten.
    „Chemtrails“: Diese Verschwörungstheorie behauptet, dass Kondensstreifen von Flugzeugen in Wirklichkeit chemische Substanzen enthalten, die von Regierungen oder Eliten absichtlich versprüht werden, um Menschen zu kontrollieren oder das Wetter zu manipulieren. Und auch über die Corona-Impfung sollten Menschen angeblich massenweise vergiftet werden.
    „Hochverrat“: Ein Begriff, der in extremistischen Kreisen verwendet wird, um Politiker oder Beamte zu beschuldigen, gegen die Interessen der eigenen Bevölkerung zu handeln, meist im Zusammenhang mit Migrations- oder EU-Politik.
    „Schlafschafe„: Bezeichnet Menschen, die angeblich blind den offiziellen Informationen und der angeblichen „Mainstream“-Meinung folgen, ohne die „wahren“ Hintergründe zu erkennen. Diese Bezeichnung wird oft in Verschwörungstheorien genutzt, um sich selbst als „erwacht“ oder „aufgeklärt“ darzustellen. Inzwischen wurde diese Erzählung umgekehrt und Personen, die sich öffentlich für Minderheiten einsetzen als „woke“ (also: „wach“) verunglimpft, als wäre das etwas ganz Schlimmes.

Vertrauenswürdige Informationen stammen in der Regel von etablierten Medienhäusern und journalistischen Plattformen, die sich an journalistische Standards halten, um die Wahrheit zu finden oder sich zumindest an den verfügbaren Fakten zu orientieren. Nutze Tools wie den Faktenfinder der ARD oder Correctiv, um Nachrichten zu überprüfen. Auch Journalisten sind keine Alleswisser, einzelne Berichte über Fehler in einer Recherche sollten nicht den gesamten Berufsstand in Frage stellen. Das passiert in anderen Berufszweigen auch nicht.

5. Offline aktiv werden

Das Internet ist nicht der einzige Ort, an dem Veränderungen stattfinden. Lokale Initiativen und Vereine, die sich für Toleranz und Vielfalt einsetzen, verdienen Unterstützung. Indem du dich vor Ort engagierst und Gemeinschaften unterstützt, die an einem friedlichen Zusammenleben arbeiten, leistest du einen realen Beitrag zur Gesellschaft. Vor allem Menschen, die das Ziel von rechtsextremen Angriffen sind, sollten wir aktiv unterstützen und ihnen zur Seite stehen. Das sind vor allem Geflüchtete, PoC („People of Colour“), Menschen muslimischen Glaubens, Trans*-Personen, Drag-Queens oder Frauen, die das traditionelle Patriarchat in Frage stellen.

6. Bewusst mit Social Media umgehen

Die ständige Berieselung durch Social Media kann uns emotional und geistig beeinflussen. Überlege dir, wie viel Zeit du täglich in den Netzwerken verbringst und ob diese kostbare Lebenszeit sinnvoll genutzt ist. Statt stundenlang durch die Feeds zu scrollen, setze dir feste Zeiten und nimm dir auch mal eine Auszeit vom Netz. Das schützt dein Hirn vor einer Reizüberflutung durch negative Inhalte, die dich gezielt verunsichern wollen.

7. Gemeinschaft suchen

Es ist einfach, sich vor dem Computer zu isolieren und in die digitale Welt abzutauchen. Doch echte Begegnungen mit anderen Menschen helfen, das Gefühl der Hilflosigkeit und Angst zu durchbrechen, das gezielt geschürt wird, um Menschen aufzustacheln. Ob im Freundeskreis, im Verein oder bei Demonstrationen – sich gemeinsam gegen Hass zu positionieren, gibt Kraft und zeigt, dass wir viel mehr sind. Außerdem macht alles zusammen gleich viel mehr Spaß!

Fazit: Gemeinsam stark gegen Hass und Fake-News

Die Herausforderung, der wir uns im Netz gegenübersehen, ist gewaltig. Doch wir können aktiv etwas tun. Indem wir Hasskommentare melden, positive Inhalte teilen, Fake-News erkennen und vor allem lokal aktiv werden, tragen wir dazu bei, das Internet und unser Leben ein Stück friedlicher und vielfältiger zu machen. Es geht darum, digitale Souveränität zurückzugewinnen und sich nicht von Putins Trollfabriken manipulieren zu lassen.