Linkin Park feierte 2024 mit dem neuen Album und neuer Sängerin ein viel beachtetes Comeback. Hier ein Überblick über die bewegte Geschichte der Band.
Linkin Park gehört zu den prägenden Rockbands der 2000er Jahre. Ihr Debüt „Hybrid Theory“ definierte ein ganzes Genre neu, ihr Sound vereinte Härte mit Melodie, Gitarrenriffs mit elektronischen Elementen, Rap mit Gesang.
Mit über 100 Millionen verkauften Tonträgern und zahlreichen Musikpreisen zählt die Band zu den erfolgreichsten Rockacts des 21. Jahrhunderts. Nach dem Tod von Sänger Chester Bennington im Jahr 2017 war die Zukunft der Band ungeklärt – bis 2024, als sie mit der US-Sängerin Emily Armstrong und dem Album „From Zero“ ein neues Kapitel aufschlugen. 2025 ging die Band erstmals mit der neuen Besetzung auf große Stadiontour und feierte auch live ein Comeback.
Von Xero zu Linkin Park
Gegründet wurde die Band 1996 im kalifornischen Agoura Hills von Mike Shinoda, Brad Delson und Rob Bourdon, die sich schon aus der Schulzeit kannten. Ihr ursprünglicher Bandname „Xero“ war Ausdruck eines Neuanfangs ohne Ressourcen, aber mit Vision. Früh war klar, dass sie etwas Eigenes schaffen wollten, jenseits klassischer Genregrenzen. Erste Demos blieben erfolglos, doch mit dem Einstieg von Sänger Chester Bennington 1999 veränderte sich die Dynamik grundlegend. Seine markante Stimme und emotionale Intensität wurden zum Markenzeichen der Band.
Im Jahr 2000 erschien das Debütalbum Hybrid Theory, das sich innerhalb kürzester Zeit millionenfach verkaufte. Songs wie „In The End“, „One Step Closer“ und „Crawling“ schufen eine neue Klangsprache aus Nu Metal, Rap und Alternative Rock, getragen von Benningtons eindringlichem Gesang und Shinodas präzisen Rap-Parts. Die Texte handelten von innerer Zerrissenheit, Kontrollverlust und dem Bedürfnis nach Selbstbehauptung – Themen, mit denen sich viele junge Menschen identifizieren konnten.
Hybrid Theory wurde zu einem der erfolgreichsten Debütalben der Musikgeschichte, mehrfach mit Platin ausgezeichnet und als Album einer Generation gehandelt.
Musikalische Weiterentwicklung und stilistische Experimente
Der Nachfolger Meteora (2003) knüpfte nahtlos an den Erfolg an und verfeinerte den Sound: mehr Elektronik, prägnantere Melodien, ausgefeiltere Arrangements. Songs wie „Numb“ oder „Somewhere I Belong“ zeigten die Band auf dem Zenit ihrer kreativen Zusammenarbeit. Dennoch stand für Linkin Park immer fest, dass musikalische Entwicklung Vorrang vor reiner Wiederholung haben sollte.
2007 kam mit Minutes to Midnight ein deutlicher Bruch. Statt der vertrauten Nu-Metal-Formel rückten melodischere Songs und gesellschaftspolitische Themen in den Fokus. Der Sound wurde zurückgenommener, teils introspektiv, wie etwa in „Shadow of the Day“ oder „Leave Out All the Rest“. Die Reaktionen waren gemischt, doch der Schritt bewies Mut zur Weiterentwicklung.
Mit dem Konzeptalbum A Thousand Suns (2010) entfernte sich die Band noch weiter vom klassischen Rock. Elektronische Texturen, Samples und experimentelle Songstrukturen dominierten. Viele Fans brauchten Zeit, um sich mit dem Album anzufreunden, doch rückblickend gilt es als einer der ambitioniertesten Beiträge der Band.
Nach Living Things (2012), das wieder stärker auf Rock-Elemente setzte, folgte 2014 das aggressivere The Hunting Party, das als bewusste Gegenbewegung zum Mainstream-Rock verstanden wurde. Die Band wollte lauter, härter und roher klingen – ein Statement in einer zunehmend glattproduzierten Musikwelt.
2017 erschien One More Light, ein poplastiges Album, das viele überraschte. Die Single „Heavy“, ein Duett mit Kiiara, wurde kontrovers diskutiert. Es war das letzte Album mit Chester Bennington – wenige Wochen nach der Veröffentlichung nahm er sich das Leben. Die Musikwelt stand unter Schock.
Der Schock von 2017 und Jahre der Stille
Der Tod von Chester Bennington war ein schwerer Einschnitt. Die Band zog sich zurück, eine Fortsetzung schien ausgeschlossen. In den Jahren danach äußerten sich einzelne Mitglieder immer wieder öffentlich zur Zukunft der Band, ohne klare Aussagen zu machen. Mike Shinoda veröffentlichte 2018 mit Post Traumatic ein Soloalbum, das seine persönliche Auseinandersetzung mit Benningtons Tod dokumentierte. Auch andere Mitglieder arbeiteten im Hintergrund an eigenen Projekten.
Die Frage, ob Linkin Park ohne Chester Bennington weitermachen könne, wurde in der Fan-Community intensiv diskutiert – meist mit Skepsis oder Ablehnung. Zu stark war seine Präsenz, zu eng war seine Stimme mit dem Sound der Band verbunden. Sieben Jahre lang blieb es bei Spekulationen.
Der Neuanfang mit Emily Armstrong und „From Zero“
Erst 2024 wagte die Band den Schritt zurück ins Studio – mit neuer Besetzung. Die kalifornische Sängerin Emily Armstrong, bekannt als Frontfrau der Rockband Dead Sara, übernahm die Rolle der Leadsängerin. Die Entscheidung war nicht unumstritten. Armstrong gilt als charismatisch, kraftvoll, aber ihre Nähe zur umstrittenen Scientology-Organisation sowie ihre Teilnahme an einer Demonstration zugunsten des wegen Vergewaltigung verurteilten Schauspielers Danny Masterson sorgten für Irritationen.
Inhaltlich wie klanglich bleibt die Band ihrer DNA treu: energetischer Alternative Rock mit elektronischen Akzenten, eingängigen Hooklines und einem kraftvollen Wechselspiel zwischen Gesang und Rap. Gleichzeitig klingen die Songs strukturierter und offener – man hört die lange Reifezeit.
Während der Vorverkauf ihrer US-Tour nur schleppend lief, spielte die Band im Juni und Juli 2025 in Deutschland in ausverkauften Stadien.
Diskografie von Linkin Park (Studioalben)
Hybrid Theory (2000)
Meteora (2003)
Minutes to Midnight (2007)
A Thousand Suns (2010)
Living Things (2012)
The Hunting Party (2014)
One More Light (2017)
From Zero (2024)