PIPPA veröffentlicht mit der Single „Livestream“ den ersten Song aus ihrer kommenden EP und kritisiert das Phänomen, Belanglosigkeiten des Alltag zu teilen.
„Ich mache mir ein Sandwich, ich mache mir ein Sandwich mit Dir“ sind die ersten Worte, die PIPPA in „Livestream“, dem ersten Vorboten ihrer im Herbst erscheinenden EP „Lifestream“, singt. Wer will, mag das Beobachten und Beobachtet-Werden spannend finden. Andre tun das nicht, sie streicheln fröhlich und munter ihre Katze.
Und wo tun sie das? Natürlich im Livestream. Im ersten Song ihrer im September erscheinenden neuen EP thematisiert und kritisiert PIPPA zum einen das Phänomen, Belanglosigkeiten und Banalitäten des Alltags mit der Welt zu teilen. Waren es zunächst noch Facebook und Instagram, die dieses Phänomen mittels Wortmeldungen und Fotos befeuert haben, so kommen nun auch immer mehr Live-Videostreams dazu, in denen viele Mitmenschen ihren Alltag bloßlegen.
Life is live, wenn man so will. Zum anderen besingt sie damit natürlich aber auch den Alltag mit seinen Banalitäten an sich, der wie ein endloses Band mit uns durch die Zeit voranschreitet, um am Ende das zu ergeben, was wir unser „Leben“ nennen. „Livestream“, das in Zusammenarbeit mit Hans Wagner von Neuschnee entstanden ist, verdichtet PIPPAs Erlebnisse von mehr als einem Jahr der Pandemie, die sie mit der durch die Sozialen Netzwerke geschaffenen Welt verknüpft.
Auch Andy Warhols Voraussage aus den 60er Jahren, dass künftig jeder die Chance auf 15 Minuten Berühmtheit haben werde, war Inspiration für die scharfe Beobachterin PIPPA. Mittels musikalischer und textlicher Reduktion versteht sie es, den Ennui eines Publikums einzufangen und auszudrücken, das alles schon einmal gesehen hat, alles kennt, das von nichts mehr zu überraschen ist.
ACT DES MONATS
Gleichzeitig gelingt es ihr perfekt, den unspektakulären Alltag der meisten Menschen musikalisch und gesanglich als solchen abzubilden. „Livestream“ erscheint am 21.5., die EP „Lifestream“ folgt im September 2021.
Phillippa „Pippa“ Galli (* 29. August 1985 in Wien) ist eine österreichische Schauspielerin und Singer-Songwriterin.
Phillippa Galli stand bereits als Kind vor der Kamera. Sie besuchte das Musikgymnasium Wien und erhielt daneben privaten Schauspielunterricht. Seit 2002 steht sie auf der Bühne, unter anderem beim Wiener Schauspielhaus, dem Theater Drachengasse, dem Wiener Volkstheater und dem Landestheater Niederösterreich. Daneben spielt Galli regelmäßig in Fernsehfilmen und -serien wie Tatort, Kommissar Rex, Küstenwache, SOKO Donau und SOKO Kitzbühel. In Xaver Schwarzenbergers Spielfilm Sisi (2009) synchronisierte sie die italienische Schauspielerin Cristiana Capotondi. Seit 2012 schreibt sie eigene Songs. Mit „Idiotenparadies“ veröffentlicht sie knapp ein Jahr nach ihrem von Kritkern hochgelobten Debüt „Superland“ ihr zweites Album.
Knapp ein Jahr nach ihrem von Kritikern hochgelobten Debüt „Superland“ lädt PIPPA ihre HörerInnen ein, sie auf einen Trip ins „Idiotenparadies“ zu begleiten. Eine Aufforderung, der der Verfasser und bald nicht nur dieser nur allzu gerne nachkommt.
Es war absolut nicht selbstverständlich, dass mit „Idiotenparadies“ nun bereits ein zweites Album der Wienerin vorliegt, der im Musikgymnasium mangelndes Talent und fehlender Ehrgeiz vorgehalten wurden. Ihr wurde gar bescheinigt, „ungeeignet“ zu sein. Nun, abgesehen von der pädagogisch unglaublich wertvollen, sensiblen und vortrefflichen Wortwahl, kann man den LehrerInnen aus heutiger Sicht nur sagen: Ihr hattet unrecht! Ihr lagt voll daneben.
Derart von PädagogInnen„motiviert“ dauerte es allerdings zehn Jahre, ehe PIPPA ihrem eigenen Drang sich musikalisch auszudrücken, wieder nachgab und eine Gitarre zur Hand nahm, um Songs zu schreiben. Bis sie sich musikalisch fand, verging etwas Zeit, aber nun hat PIPPA ihr Thema, ihre Geschichte gefunden: Die Feier des Unperfekten, die Schönheit des Einfachen. Wäre sie ein Mann, man hätte sie vermutlich schon früher als schlampiges Genie erkannt. So blieb sie nicht ver- aber unbekannt. Doch die gelernte Schauspielerin, die u.a. bereits im Tatort, in Soko Donau aber auch auf Theaterbühnen zu sehen war, will das ändern und konzentriert sich nunmehr voll auf ihre Musik.
„Während ich in der Schauspielerei im Theater in verschiedene Rollen schlüpfe, bin ich in der Musik immer zu 100% ich selbst. Allerdings hat dieses „Ich-Sein“ viele Facetten. Als feministische Frau erlaube ich mir, sie alle auszuleben.“ meint PIPPA über ihr zweites Album.
Auf „Idiotenparadies“ hat die Sängerin ihre Leidenschaft für Sounds und Arrangements entdeckt. Waren auf „Superland“ noch Songs im eher klassischen Sinne vorherrschend, lebt das neue Album von der Lust am Experiment. So trifft Pop auf HipHop, Funk und Elektronik, was etwas Neues entstehen lässt. Etwas, das unverkennbar PIPPA ist.
Textlich geblieben sind die Geschichten und Anekdoten über Wien und ihr eigenes Leben. Bemerkenswert dabei ist eine teilweise beinahe brutal zu nennende Ehrlichkeit („Meine Traurigkeit“), die die Verletzbarkeit der Künstlerin zeigt. „Es muss einer Frau auch erlaubt sein, ihre Schwächen zu zeigen. Alles Perfekte ist ohnehin sterbenslangweilig.“ erhebt PIPPA die Schönheit des Scheiterns dabei zum Lebensmotto.
Auf „Egal“, der im Mai erscheinenden Single aus „Idiotenparadies“ rechnet PIPPA mit einer vorherrschenden Gleichgültigkeit gegenüber Allem ab und stellt sich dabei selbst die Frage: Wie soll man angesichts tausender Wahlmöglichkeiten Entscheidungen treffen? Wie sich aufraffen und einen Standpunkt einnehmen? Wer reagiert da nicht auch mit Gelassenheit? Oder ist ohnehin alles egal? Egal. „Ich ziehe meine Kraft daraus, meine Schwäche zu zeigen. Perfektion ist für mich uninteressant und fad.“ sagt sie selbst dazu.
Eine starke Ansage, wenn man die restlichen Songs des Albums hört. Diese erforschen spielerisch Zwischenräume des Alternative-Pop, wie es solcherart bislang nicht oft zu hören war. Erwähnt seien der Titelsong „Idiotenparadies“, das live eingespielte „Coco Chanel“ („es lebe der Zweifel und die Unsicherheit“), das in seiner elektronischen Andersartigkeit fesselnde „Tagada“ (eine Kollaboration mit Hans Wagner von Neuschnee), das zutiefst traurige „Meine Traurigkeit“ (ein Schlüsselsong auf einem an Höhepunkten nicht armen Album), die erste Singleauskopplung „Dystopia“ (samt sehenswertem Video) oder auch das programmatische „Wien, Du machst mich verrückt“.