Der britische Newcomer Adam Tyler – besser bekannt unter seinem Künstlernamen ADMT – wuchs in Doncaster, Yorkshire, auf. Seine Musik ist geprägt von biografischer Tiefe und der charakteristischen Hartnäckigkeit des Nordens. Themen wie psychische Gesundheit, soziale Ungleichheit und Bildung liegen ihm am Herzen – nicht als Buzzwords, sondern als persönliche Realität, wie seine neuste Single „Fuck You“ zeigt.
Wir haben den Newcomer zum Interview getroffen und in unserem 10-Fragen-an-Format einiges über seine Werdegang und die musikalische Zukunft erfahren.
- Was ist der erste Song, an den du dich erinnerst?
Wahrscheinlich „How Will I Know“ von Whitney Houston. Meine Mutter hat das Lied früher ständig im Haus laufen lassen. Es erinnert mich an meine Kindheit, wie ich herumgetobt bin, während sie mitgesungen hat. Ihre Stimme, Whitneys Stimme – all das ist mir im Kopf geblieben. Ein Song, der einen sofort berührt, noch bevor man überhaupt versteht, worum es geht.
2. Was war die erste Platte, die du dir selbst gekauft hast?
An meinen allerersten Song kann ich mich ehrlich gesagt nicht erinnern, aber eine meiner frühesten Erinnerungen ist „Fix Up, Look Sharp“ von Dizzee Rascal. Ich war ungefähr zehn Jahre alt, und der Song war damals überall. Das war einer der ersten Momente, in denen ich auf die UK-Grime-Szene gestoßen bin – und ich war sofort begeistert. Es war so anders als alles, was ich bis dahin kannte. Ich erinnere mich, wie ich die CD bei HMV gekauft habe und mich wie ein richtig harter Kerl gefühlt habe – obwohl ich eigentlich nur ein kleiner Junge aus Donny war, haha. Ich habe den Song rauf und runter gehört und gedacht, ich wäre der Coolste im Viertel. (War ich natürlich nicht – und bin es immer noch nicht), aber der Song hat bis heute Wirkung.
3. Was war dein erstes Konzert als Besucher?
Ich habe einmal Schlagzeug gespielt in einer Band, die als Vorband für Bryan Adams aufgetreten ist. Ich konnte ihn dann von der Seite der Bühne aus sehen. Und das war das erste Mal, dass ich wirklich beeindruckt war von jemandem auf der Bühne. Wie er das Publikum mitgenommen hat, wie er performt hat – das hat mich nachhaltig beeindruckt. Es war einer dieser Momente, in denen mir klar wurde: Genau darum geht es.
4. Wie bist du zur Musik gekommen?
Mein Einstieg in die Musik kam über das Schlagzeug. Einer meiner Mitschüler hat gespielt, und ich fand das total spannend und wollte es selbst ausprobieren. Dann habe ich in ein paar Bands in Doncaster gespielt, Gigs in Kneipen gemacht, überall, wo es möglich war. Es hat Spaß gemacht, aber es hat sich mit der Zeit verlaufen. Man kann eben schwer allein als Schlagzeuger weitermachen, und besonders talentiert war ich auch nicht, haha.
Ein paar Freunde hatten mich ab und zu singen gehört und haben mich schließlich überredet, bei einer Abschiedsfeier zu singen. Ich habe es gemacht – und im Grunde nahm dort alles seinen Lauf. Ich hätte nie gedacht, dass es einmal so weit kommen würde, aber ich bin sehr dankbar für den Weg bis hierher.
5. Wie machst du Musik?
Musik ist für mich eines der wenigen Dinge, die mir wirklich tiefe Freude schenken. Eine Freude, die von innen kommt und einem das Gefühl gibt, einen Sinn im Leben zu haben. Am Anfang habe ich nur für mich selbst geschrieben, um meine Gedanken zu sortieren. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass sich andere Menschen mit meinen Texten und Melodien identifizieren – und das hat mich berührt.
Natürlich ist da auch ein gewisser Druck – heute schreibe ich oft mit dem Gedanken an andere. Ich wünsche mir, dass Menschen meine Musik hören und sich ein Stück wohler fühlen. mMt sich selbst, mit dem, was sie durchmachen. Viele von uns suchen ein Leben lang nach etwas, das ihnen das Gefühl gibt, dazuzugehören. Ich hatte das Glück, meinen Weg durch die Musik zu finden. Es war nicht geplant, aber ich bin sehr dankbar dafür.
6. Warum machst du Musik?
Es gibt viele Wege, wie ein Song entstehen kann, eine feste Formel gibt es da nicht. Bei mir beginnt es meist mit etwas Echtem: einem Gefühl, einem Gedanken, einem Erlebnis – manchmal aus meinem eigenen Leben, manchmal aus dem von anderen. Ich glaube, das, was uns alle verbindet, ist unser Gefühl – und genau von dort aus versuche ich zu schreiben. Manchmal ist es eine Melodie, manchmal ein einzelner Satz, manchmal auch nur eine schlecht gesungene Sprachmemo auf dem Handy, aus der später doch noch etwas wird. Es hängt davon ab, wo ich gedanklich gerade bin. Ich versuche, ehrlich zu bleiben und mich von dem leiten zu lassen, was mich im Moment beschäftigt.
7. Welche Künstler haben dich am meisten geprägt? Mit wem würdest du gerne einmal zusammenarbeiten?
Es gibt sehr viele Einflüsse. Ich wurde von ganz unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern geprägt, aus verschiedensten Genres. Von weltbekannten Namen bis hin zu Musiker*innen, die kaum jemand kennt. Früher waren es Whitney Houston und Stevie Wonder, später dann auch Ed Sheeran, der mich als Songwriter und Performer stark beeinflusst hat. Ich liebe Hip-Hop, R&B, Motown und Soul… aber wenn man in Doncaster aufwächst, wird man von allem Möglichen beeinflusst – Rock, Dance, Indie, Grime. Das alles fließt irgendwie in die eigene Musik ein.
Ich hatte sogar das Glück, mit Teddy Swims zu singen – das war ein richtiger Gänsehaut-Moment. Mit Ed Sheeran zu arbeiten wäre ein Traum – das würde sich wie ein Kreis schließen. Aber ich träume weiter: Mit Leuten wie Dr. Dre, Timbaland oder sogar 50 Cent zu arbeiten – das wäre unglaublich. Ich liebe es, mich mit Künstler*innen zu verbinden, die mit echtem Gefühl an ihre Musik herangehen – egal, welches Genre. Am meisten berühren mich aber diejenigen, bei denen man das Gefühl hat, dass sie auch als Menschen eine gute Ausstrahlung haben.
8. Was möchtest du mit deiner Musik erreichen?
Im Kern wünsche ich mir einfach, möglichst viel aus diesem Leben mitzunehmen. Niemand von uns weiß, was genau hier eigentlich passiert. Und wenn wir nur einmal da sind, dann möchte ich alles fühlen, was möglich ist. Natürlich würde ich gern mal in Stadien spielen – und ja, ich arbeite auch darauf hin. Aber es geht mir nicht nur um die großen Bühnen.
Ich möchte, dass meine Musik Bedeutung hat. Dass sie Menschen hilft, sich selbst oder ihr Leben ein Stück weit besser zu fühlen. Das klingt vielleicht kitschig, aber es ist mir wichtig. Ich komme aus einer Arbeiterstadt und möchte Menschen wie mir eine Stimme geben – echten Menschen. Wenn jemand meine Musik hört und sie macht seinen Tag ein wenig leichter, dann ist das für mich schon ein großer Erfolg. Ich habe erlebt, wie sich Dinge verändern können, wenn man an sich glaubt. Und ich möchte anderen zeigen: Egal, wo du herkommst – alles ist möglich.
9. Welches ist dein bester Song bisher?
Ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, dass mein bester Song noch nicht geschrieben ist – und vielleicht ist genau das der Antrieb. Dieses ständige Streben nach dem nächsten, noch besseren Stück hält mich in Bewegung. Außerdem ist Musik etwas sehr Persönliches. Schönheit liegt im Auge des Betrachters – und Musik im Ohr der Zuhörenden. Es ist nicht meine Aufgabe zu entscheiden, welches Lied mein bestes ist. Das liegt bei den Menschen, die es hören. Jeder Song, den ich veröffentlicht habe, hat mich auf irgendeine Weise berührt, sonst hätte ich ihn nicht rausgebracht. Aber einen einzigen als „den besten“ auszuwählen? Das könnte ich nicht.
10. Woran arbeitest du gerade? Was kommt als nächstes?
Momentan arbeite ich an so vielen Dingen, wie es noch mit einem Rest an geistiger Gesundheit möglich ist – und davon ist nicht mehr viel übrig, haha. Es kommt sehr viel neue Musik. Manches darf ich schon verraten, anderes muss noch unter Verschluss bleiben (was mir ehrlich gesagt schwerfällt). Im Oktober und November geht’s auf Tour, darauf freue ich mich riesig.
Es ist viel los, ja – aber ich bin dankbar dafür. Da kommt noch einiges, und ich kann es kaum erwarten, es zu teilen. Am besten folgt ihr mir, um nichts zu verpassen – oder kommt gleich zur Tour, das würde mich freuen!