Poppig, politisch und pointiert: Auf diese Schlagworte kann man die wichtigsten Alben des Jahres 2022 herunter brechen. Wie vielfältig das war, beweisen unsere Top 50 Alben.
Jeden Monat hören sich Redaktion und Gastjuroren durch die Musik-Neuerscheinungen und wählen ihre Alben des Monats. Am Ende des Jahres hören wir uns nochmal durch unsere Favoriten und wählen die Alben des Jahres. Dieses Jahr mit einer der herausragendsten Bands des Landes auf der Spitzenposition!
Tonspion Jury: Christoph Braun, Astrid Clave, Sebastian Cleemann, Kerstin Kratochwill, Christoph Prenner, Florian Schneider, Satoru Teshima, Martin Hommel, Udo Raaf, Christina Mohr, Dylan MacKenzie.
Die Tonspion Alben des Jahres 2022
1. Die Nerven – Die Nerven
Im Januar veröffentlichten Tocotronic mit „Nie wieder Krieg“ ein trostspendendes Album, das wie ein schillernder slogangepackter Soundtrack zum Irrsinn unserer Zeit und zu unseren irrlichternden Ichs klang. Wie eine Klammer kommentieren Die Nerven nun mit viel Wut und Post-Punk im Bauch das Jahr weiter und haben damit das dringlichste und dichteste deutschsprachige Album des Jahres 2022 veröffentlicht.
2. Kendrick Lamar – Mr. Morale & The Big Steppers
Lang ersehnt und eine lange Tracklist: Der wohl wichtigste Rapper unserer Zeit legt mit seinem neuen Doppel-Album nichts weniger als ein furioses schwindlig machendes Meisterwerk vor.
3. The Smile – A Light for Attracting Attention
Fast ein neues Radiohead-Album, wirken beim Debüt von The Smile doch Thom Yorke und Jonny Greenwood mit sowie Sons of Kemet-Schlagzeuger Tom Skinner: Das Trio bezaubert mit Melodien zwischen Kraut, Psychedelica und Artpop. Zuweilen erinnern sie dabei an Moderat, doch zu diesen später…
4. Wet Leg – Wet Leg
Das Debüt-Album des britischen Indie-Duos Wet Leg ist ein erfrischender Mix aus Indie-Rock und Bubblegum-Pop voller Hits. Auf dem selbstbenannten Debüt reiht sich ein mitreißender Song an den nächsten und verbindet im Sound mühelos 90ies Indie, noisige Ausbrüche und energetischem Garage-Rock. Oder wie sie selbst sagen: “It’s party music for sad people”.
5. Nilüfer Yanya – Painless
Indie-Rock trifft auf Neo-Soul und meets Trip-Hop: Das zweite Album der zweite Album der Londoner Songwriterin und Gitarristin wird diese wohl aus ihrem Geheimtipp-Status herauskatapultieren.
6. Just Mustard – Heart Under
Robert Smith von The Cure ist bereits großer Fan der Iren, die mit fein gewebten Songstrukturen und sirenenhaftem Gesang zwischen Gothic, Noise-Pop und Post-Punk schillern.
7. Beach House – Once Twice Melody
Das Dream-Pop-Duo Beach House aus Baltimore schwelgt auf seinem achten Album in cineastischen epischen Songgebilden zwischen Sixties und Shoegaze. Die neuen Songs klingen dabei wie eine Verschmelzung von Acts wie Broadcast, Mazzy Star und Stereolab – watteweich und wabernd mit vereinzelten Gitarren-Eruptionen versehen, spielt Beach House in den obersten Sphären des Dream-Pop auf ihrer ganz eigenen Wolke.
8. Rosalía – Motomami
Die Neuerfindung des Flamenco: International bereits ein Superstar, würzt Rosalía ihren vielfältig-überdrehten Sound mit Pop, Hip-Hop- und Reggaeton. Vielstimmig und vielfältig-überdreht, reiht sich ein überraschender Track nach dem anderen, denn neben kühlen Sounds im Stile von Kolleginnen wie FKA Twigs, Arca oder Grimes, kann die Katalanin auch glitchy Balladen à la Björk.
9. Tocotronic – Nie wieder Krieg
Pop, Parolen und Pandemie: Tocotronic gelingt mit ihrem 13. Album ein schillernder slogangepackter Soundtrack zum Irrsinn unserer Zeit und zu unseren irrlichternden Ichs. Die Intensität der Songs sind vielleicht auch der langen Entstehungszeit geschuldet und dauerte zwei innerliche Jahre an, während die Welt sich draußen drehte und zu zerreißen drohte. Tocotronic kleben auf jede einzelne Wunde ein Pflaster aus Pop-Parolen.
10. King Hannah – I’m Not Sorry, I Was Just Being Me
Das Duo King Hannah aus Liverpool setzt sich auf ihrem Debüt-Album selbstbewusst auf den Thron des Indie-Pop, der hier filigran aus Slow-Core, Desert-Noir und Dark-Americana gewebt ist. Hypnotisch verführerisch und nahezu narkotisierend, erweisen sich King Hannah hier als majestätische Meister der fasziniert gewebten Melodien, in deren Spinnennetz man sich nur allzu gerne fangen lässt.
11. Danger Mouse & Black Thought – Cheat Codes
Super-Album eines HipHop-Superduos: Nostalgie und Glitzer von Rap-Altmeister Black Thought von The Roots und Produzent Danger Mouse sowie mit illustren Feature-Gästen wie Run The Jewels, Raekwon oder ein posthumer Auftritt von MF DOOM.
12. Sault – Air
Das britische Kollektiv experimentiert diesmal mit Chören und Orchester: Eine spirituelle und cinematografische epische Wiedergeburt.
13. Oliver Sim – Hideous Bastard
Mit The XX revolutionierte er Indietronic und mit seinem ersten Solo-Album radikalisiert Oliver Sim den Indiepop: „Hideous Bastard“ steckt voller schonungsloser Lyrics, begleitet von üppigen und dancigen Melodien.
14. Weyes Blood – And In The Darkness, Hearts Aglow
Die kalifornische Singer-Songwriterin Natalie Mering aka Weyes Blood modelliert in ihren psychedelisch folkigen Soundschichten voller Melancholie und Melodieseligkeit.
15. Beyoncé – Renaissance
Auf ihrem siebten Album feiert Beyoncé die queere Community, die Club-Szene und die Disco-Zeit einer Donna Summer: Das Album soll der erste Teil einer Trilogie sein und ist ein weiterer Meilenstein des Superstars in Richtung Ikone.
16. Viagra Boys – Cave World
Mit beißendem Humor und peitschender Energie spießt die schwedische Band Viagra Boys mit einer wilden Mischung aus Post-Punk, Noir-Country, Weird Ska, Dark Glam auf ihrem dritten Album die Absurdität der Welt auf.
17. Sophia Blenda – Die neue Heiterkeit
Die junge Wiener Musikerin von der Band Culk verzaubert mit melancholischem minimalem Kammerpop der intimen Art alleine am Klavier.
18. Jockstrap – I Love You Jennifer B
Der nächste Indie-Hype aus London wird zu Recht gefeiert: Die Band mit ungoogelbaren Namen ist unberechenbar und springt zwischen den Genres Electronica, Psychedelic und Synthpop wild umher.
19. Kathryn Joseph: For You Who Are The Wronged
2014 veröffentlichte Kathryn Joseph ihr Debütalbum »Bones You Have Thrown Me And Blood I’ve Spilled«, das ein Jahr später mit dem »Scottish Album of the Year«-Award ausgezeichnet wurde. Mit dem aktuellen Album legt sie Musikerin ein sensationell sensibles Werk vor, das durch Minimalismus und Poetik besticht.
20. Kae Tempest – The Line Is A Curve
Nach dem Coming-out als trans/nicht-binäre Person blickt Kae Tempest weniger auf die Gesellschaft als vielmehr auf die eigene Identität und beschreibt diese mit poetischem Electro-Pop, der zuweilen an Anne Clark erinnert.
21. Shygirl – Nymph
Und noch einmal London: Diesmal perlender Post-Dub, Neo-R’nB und viel Bass. Shygirl liefert auf ihrem gespannt erwarteten Debüt neben Hits wie „Firefly“ viel frischen Sound ab.
22. Ibibio Sound Machine – Electricity
Willkommen in der psychedelischen funkigen Afro-Beat-Disco-Küche von Ibibio Sound Machine: So viel krass kompromisslose Energie war seit Grace Jones selten.
23. Sudan Archives – Natural Brown Prom Queen
18 Tracks, die sich mit Themen wie Feminismus und Rassismus befassen: Die in L.A. lebende Violinistin, Produzentin, Sängerin und Songwriterin hat sich von äthiopischer und sudanesischer Volksmusik inspirieren lassen und eine einzigartige Fusion aus R&B, HipHop und Soul erschaffen.
24. 070 Shake – You Can´t Kill Me
Furioser Mix aus Rap und R’n’B von der US-amerikanischen Künstlerin 070 Shake, intensiv und individuell mit unvergleichlicher Stimme.
25. Soccer Mommy – Sometimes, Forever
Die Musikerin Sophie Allison aka Soccer Mommy ist die neue Meisterin des Indie-Pop: Große Melodien, viel Herz und jede Menge Patinnen wie The Breeders, Garbage oder Aimee Mann spielen im Hinterkopf mit.
26. WhoMadeWho – UUUU
Ein fesselndes und gefühlvolles Werk des dänischen Trips, das hier eine bemerkenswerte Bandbreite an Klangstrukturen, Klangfarben und Stimmungen voller mitreißenden Vocal-Electronica-Songs abdeckt.
27. Alvvays – Blue Rev
Mitreißender Indie-Shoegaze-Pop aus Toronto: Mit „Blue Rev“ haben Alvvays ihr vielleicht bestes Album veröffentlicht: Catchy und charmant knarzen ihre Fuzz-Gitarren, dass es eine wahre Freude ist.
28. Horsegirl – Versions Of Modern Performance
Drei Freundinnen im Teenager-Alter bringen frischen Wind in den Alternative-Pop und schrammeln sich mit ihrem charmanten wie experimentierfreudigen DIY-Sound in unser Gehör, um dort Instant-Indie-Hymnen wie „Anti-Gloy“ einzupflanzen.
29. Tess Parks – And Those Who Were Seen Dancing
Mit „Brexit At Tiffany’s“ hat die kanadische Musikerin Tess Park auf jeden Fall den Songtitel des Jahres abgeliefert: Das Album besticht durch Neo-Psychedelic und Dreampop, der oft an Mazzy Star erinnert.
30. Arctic Monkeys – The Car
Wie ein melancholischer James-Bond-Soundtrack für einen nachdenklichen 007: Die Arctic Monkeys sind auf ihrem siebten Werk verträumt sowie versponnen und tauschen den Indie-Rock einmal mehr gegen Crooner-Pop.
Plätze 31 – 50
31. The Weeknd – Dawn FM
32. Regina Spektor – Home, Before and After
33. Hot Chip – Freakout/Release
34. Moderat – More D4ta
35. Dry Cleaning – Stumpwork
36. Björk – Fossora
37. OG Keemo – Mann beißt Hund
38. FKA Twigs – Caprisongs
39. PVA – Blush
40. The Haunted Youth – Dawn Of The Freak
41. Sharon van Etten – We’ve Been Going About This All Wrong
42. Mitski – Laurel Hell
43. Black Country, New Road – Ants From Up There
44. Denzel Curry – Melt My Eyez See Your Future
45. Flying Moon In Space – Zwei
46. Hercules & Love Affair – In Amber
47. Aua – The Damaged Organ
48. Phoenix – Alpha Zulu
49. Sampa The Great – As Above, So Below
50. Warpaint – Radiate Like This
Die News der Woche in deine Mailbox
✔︎ Alle Musik-Neuerscheinungen der Woche
✔︎ Neue Podcasts
✔︎ Die besten Filme und Serien auf Amazon und NetflixHinweise zum Datenschutz erhältst Du in unserer Datenschutzerklärung.
Du bist Label oder Promoter? Bewerbe deine Produkte, Events oder News im Tonspion mit dem VIP Backstage Pass! Mehr Infos in unseren Mediadaten.