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Element of Crime – „Morgens um vier“ (Album Review)

Element of Crime gibt es seit 1985. Ihren Sound, eine Mischung aus Chanson, Kirmes, Pop und Rock, macht ihnen keiner nach. Die Band vertont Berliner Kneipennostalgie. Das gilt auch fürs neue Album „Morgens um vier“.

Hatte irgendwer ernsthaft erwartet, der Sound von Element of Crime würde sich nach dem Tod des langjährigen Produzenten und Bassisten David Young ändern?

Das neue Album birgt keine Überraschungen: Jede Melodie wurde auf anderen Platten so ähnlich schon verbraten. Es geht also wieder mal um musikalische Details und die Qualität der Texte von Sänger Sven Regener. Was die betrifft, ist „Morgens um vier“ eine ordentliche Platte. Allerdings auch streckenweise langweilig.

So ist das bei Lieblingsbands. Man erhofft sich immer ein Meisterwerk. Das ist natürlich unfair. Element of Crime gibt es seit 1985, das erste rein deutsche Album „Damals hinterm Mond“ erschien 1991. Zusammen mit „Weißes Papier“ (1993) und „Die schönen Rosen“ (1996) zählt es zu den Meilensteinen. Lange her. Doch welche Gruppe kann schon von sich behaupten, einen völlig eigenständigen Sound kreiert zu haben? Diese Mischung aus Chanson, Kirmes, Pop und Rock macht Element of Crime keiner nach.  Es ist die Vertonung Berliner Kneipennostalgie.

Auch „Morgens um vier“ macht da keine Ausnahme – und das Album klingt fantastisch. Die Instrumente haben viel Luft zum Atmen. Die rostigen Soli des Gitarristen Jakob Ilja sind inspiriert, Schlagzeuger Richard Pappik spielt wieder mal herrlich unaufgeregt. Und Sven Regener war an der Trompete noch nie so gut.  Ein erfreuliches Ergebnis der Interpretation von Jazzklassikern mit dem Projekt Regener Pappik Busch. Der neue Element-Bassist Markus Runzheimer schließlich spielt wie Young streng songdienlich und völlig unspektakulär. Also genau richtig.

Das Problem der Platte liegt demnach im Songwriting. Am besten funktionieren die Singles. „Unscharf mit Katze“ und „Dann kommst du wieder“, ein Duett mit Isolation Berlin-Sänger Tobias Bamborschke, haben genau jene trockenen Regener-Bonmots, die ihn zum besten deutschen Musikdichter machen. Eines der schönsten: „Wir haben keine Lösung, aber Lieder“. Gelungen sind auch die Songs „Ohne Liebe geht es auch“ und „Nur der Anfang“. Im weiteren Verlauf des Albums stellt sich jedoch das Gefühl ein, dass die Band allzu sehr auf Nummer sicher geht.

Act des Monats: Leoniden

 

Liebesballade reiht sich an Liebesballade, und Regener unterlaufen ungewohnte Banalitäten wie „Die Nordsee ist groß / Und mein Garten ist klein“. Die Songs „Was mein ist, ist auch dein“, „Liebe ist nur ein Wort“, „Kaltes Herz“ und „Wieder Sonntag“ tröpfeln dahin und hinterlassen keine Spuren. Schmissiger und lustiger ist da schon „Alles in Ordnung“. Die Zeilen „Und alle Kriege sind vorbei / Und alle Menschen frei“ klängen nach Liedermachern der 70er Jahre, zöge Regener nicht einen doppelten Boden ein.


Am Ende steht das Titelstück. Mit 6:52 Minuten ist es der längste Song, den die Band je aufgenommen hat. Er enthält es die besten Zeilen der gesamten Platte: „Du hast gesagt, du liebst mich sehr / Und das ist noch gar nicht so lange her / Doch was heißt das schon? / Ein Tag ist ein Jahr / Ein Jahr ist ein Tag / Für die Liebe gibt’s Betten / Für die Trennung gibt es das Telefon“.  Allein dafür hat sich das Album schon gelohnt.

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