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Udo Lindenberg – MTV Unplugged 2 – Live vom Atlantik (Album)

Auf der Fortsetzung des erfolgreichen Unplugged-Albums aus dem Jahr 2011 inszeniert sich Udo Lindenberg als Kapitän auf einer Art Arche Noah: Unterschiedlichste Musiker-Exemplare durften mit an Bord, um die mögliche Rettung vor der drohenden Welt-Katastrophe mit unverdrossenem Old-School-Optimismus zu besingen.

Das nun auf CD gepresste Konzert für MTV Unplugged vom Juli 2018 in der Hamburger Kulturfabrik Kampnagel fand vor der Kulisse zweier Schiffe statt und wartete mit zahlreichen Gästen auf. Neben Lindenbergs siebenköpfiger MTV-Unplugged-Band, den Pustefix-Bläsern, dem Panik-Chor plus Mitgliedern des NDR-Elbphilharmonie-Orchesters erschienen auch noch folgende Künstler: Jan Delay („Hoch im Norden“), Andreas Bourani („Radio Song“), Gentleman („Kleiner Junge“), Alice Cooper („No More Mr. Nice Guy (So’n Ruf musste dir verdienen)“), Marteria („Bananrepublik 2018“), die Tex-Mex-Formation The Last Bandoleros („Cowboy Rocker“)  oder Maria Furtwängler („Bis Du vom KGB 2018“), die hier zum ersten Mal auch als Sängerin in Erscheinung tritt.

Allen gemeinsam ist ein Ziel, nämlich Haltung zu beziehen und für die Menschlichkeit einzutreten. Gut gemeint ist aber nicht immer auch gut gemacht, um einen alten Spruch zu bemühen. Und Sprüche finden sich auf „MTV Unplugged 2 – Live vom Atlantik“ viele wie zum Beispiel diese Umkehrung der alten Pazifistenparole: „Stell Dir vor, es ist Frieden und jeder geht hin“.

Video: Wir ziehen in den Frieden

Udo Lindenberg hat inzwischen längst den Status jenes alten Mannes erreicht, der aufgrund seiner Abstürze und Auferstehungen als Überlebender gilt: Was er in die Welt hinausnuschelt, kann deshalb gar nicht so falsch sein, so der Befund. Bereits seit einem halben Jahrhundert tänzelt Lindenberg mit seinem unverkennbaren Slang und Repertoire nun bereits durch unser aller Leben und hat folgendes Credo: „Im Alter kommt es auf zwei Dinge an: Radikalität und Meisterschaft“.

Genügt dieses Album also nun diesen Ansprüchen? In Punkto „Meisterschaft“ kann man den Musikern dieses Unplugged-Konzertes nichts vorwerfen – sie ziehen alle Register der gefühlvollen, rockigen, pathetischen oder swingigen Orchestrierung. Lindenberg selbst liefert Gewohntes ab und ist zugleich lässig wie leidenschaftlich dabei. Am besten gelingt das in Kombination mit Gästen, die ebenfalls verspielt an die Sache herangehen wie beispielsweise Jan Delay – gerade weil beide Stimmen nuschelnd und näselnd eine eigenwillige Harmonie eingehen.

Video: Hoch im Norden (Feat. Jan Delay)

In Punkto „Radikalität“ kann man wohl der Gästeauswahl eine gewissen Mut unterstellen (Alice Cooper und Andreas Bourani auf einem Album hat schon etwas Kurioses), aber radikal im Sinne von experimentell oder gar anarchisch ist hier nichts. Statt dessen hat die Mischung etwas von Beliebigkeit bzw. Berechnung: Schließlich will jede Zielgruppe unter dem Weihnachtsbaum bedient werden.

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