Die Wuhlheide ist voll, die Stimmung elektrisiert. Eröffnet wird der Abend von Jelly Roll. Der Rapper und Songwriter aus Nashville, Tennessee überzeugt durch einen wuchtigen Mix aus Country, Rap und Southern Rock. Man spürt sofort, warum Post Malone ihn mitgebracht hat: Hier singt einer nicht für Applaus, sondern, weil er muss. From the heart halt – direkt, ehrlich, laut. Das Publikum dankt es ihm mit stehenden Ovationen. Später holt Post Malone seinen Tourkumpel dann nochmal auf die Bühne: „Er bedeutet mir die Welt.“ Gemeinsam performen sie „Losers“. Jelly Roll, sichtlich gerührt, gesteht, dass es sein erster Auftritt außerhalb der USA ist. Berlin reagiert mit Jubel. Malone legt nach: „Kick some ass! Macht es auf eure Art!“ Schon da macht die „Big Ass World Tour“ an diesem Abend ihrem Namen alle Ehre.
Aber der Reihe nach: Als Post Malone gegen 20 Uhr auf die Bühne kommt, wird er mit einem Blick in ein picke packe volles Amphitheater belohnt. Da warten 17 000 Fans, die ihn schon vor dem ersten Akkord ordentlich abfeiern. Malones Style gewohnt lässig: Cowboyhut, Stiefel, Bier in der Hand. Los geht’s mit dem Song „Texas Tea“ und innerhalb von Sekunden ist die komplette Wuhlheide on fire. Die Menge springt, Pyro schießt in den Himmel und Malone brüllt ein dreckiges „Berlin!“ ins Dunkel. Läuft.
Dabei schwankt das Konzert den Abend über zwischen zwei Extremen. Auf der einen Seite: allbekannte Hits wie „Better Now“ oder „Rockstar“, die bei den Fans für die Sorte Adrenalinschub sorgen, den man schon beim Ticketkauf einpreist.
Auf der anderen Seite: überraschend stille Momente, in denen Malone nur mit Gitarre und Zigarette auf der Bühne sitzt. „Feeling Whitney“ oder „Yours“ verwandeln die Arena gar in ein riesiges Wohnzimmer. Die Hektik eines großen Events weicht dann einem textsicherem Chor, von den ersten bis in die hinteren Reihen – ganz ohne Kitsch, direkt und authentisch.
Da ist selbst Bill Kaulitz von Tokio Hotel einfach nur mal Fan. Der sitzt nämlich auch im Publikum und hat erst am Freitag zuvor mit seiner Band eben diesen Ort ausverkauft. Jetzt nimmt Kaulitz sogar auf Selfies drängende Fans gelassen, hat sichtbar Spaß an Malones Konzert und dessen Songs.
Zurecht, setzt die Show doch auf angenehm klare Kontraste. Keine überladenen Visuals, sondern ordentlich Feuer, dichtes Licht und geschickt eingesetzte LED-Elemente. Der Bühnenaufbau ragt dabei im Stil einer Straße wie aus einer Hollywood-Kulisse publikumsnah ins Infield. Mehr braucht es nicht. Die Wuhlheide ist von sich aus imposant genug und Malone alleine füllt den Raum mit ordentlich Energie.
Am Ende, beim Stück „Congratulations“ läuft Malone wieder nach vorne, klettert runter zu den Fans, greift nach Händen, macht Fotos, umarmt seine Crowd. Kein steriler Abgang durch den Backstage-Tunnel. Hier sucht einer bewusst das Bad in der Menge, feiert und lässt sich feiern. „Keep being awesome“ gibt er seinem Publikum noch mit auf den Weg, dann ist das letzte Feuerwerk vorbei und mit ihm ein Abend, wie er besser nicht hätte sein können – irgendwo zwischen Rockstar-Attitüde und verletzlichem Songwriter, fetter Party und sanfter Lebensbeichte. Chapeau
Setlist: Post Malone 18.August 2025 Wuhlheide Berlin
1. Texas Tea
2. Wow.
3. Better Now
4. Wrong Ones
5. Go Flex
6. Broken Whiskey Glass (Snippet)
7. Hollywood’s Bleeding
8. I Fall Apart
9. Losers (mit Jelly Roll)
10. Goodbyes
11. M-E-X-I-C-O
12. What Don’t Belong to Me
13. I Ain’t Comin’ Back (Morgan Wallen Cover)
14. Feeling Whitney
15. Yours
16. Circles
17. White Iverson
18. Psycho
19. Candy Paint
20. Finer Things
21. Pour Me a Drink
22. Dead at the Honky Tonk
23. Rockstar
24. I Had Some Help
25. Sunflower (Post Malone & Swae Lee Song)
26. Congratulations