Weihnachtsfilme sind ein eigenes Genre mit erstaunlicher Spannweite. Sie reichen von sentimentalen Schwarzweißklassikern über bissige Komödien bis hin zu Actionfilmen, die ihre festliche Kulisse eher beiläufig nutzen.
Weihnachten ist vor allem ein Ritual: plötzlich haben viele Menschen mehrere Tage lang viel Zeit und draußen ist es kalt. Es ist also nur naheliegend, es sich zuhause gemütlich zu machen und jedes Jahr die gleichen Filme zu sehen, die zu diesem Ritual besonders gut passen.
1. Ist das Leben nicht schön? (1946, Frank Capra)
Frank Capras Film gilt bis heute als Referenzpunkt des Genres. James Stewart spielt George Bailey, einen Mann, der an Weihnachten mit seinem gescheiterten Leben konfrontiert wird und durch einen Engel erfährt, welchen Unterschied seine Existenz für andere gemacht hat. Der Film war bei seinem Erscheinen kein sofortiger Erfolg, entwickelte sich aber über Jahrzehnte zum emotionalen Kernbestandteil von Weihnachten und ist auch 80 Jahren nach Erscheinen noch sehenswert und als politischer Kommentar erstaunlich aktuell.
2. Kevin allein zu Haus (1990, Chris Columbus)
Kaum ein Film prägt das popkulturelle Weihnachtsbild der 1990er Jahre stärker. Macaulay Culkin als vergessenes Kind, das sein Haus gegen Einbrecher verteidigt, verbindet Slapstick mit familiärer Wärme. Trotz seiner Komik funktioniert der Film auch als Beobachtung kindlicher Autonomie und elterlicher Abwesenheit. Kritisch oft unterschätzt, ist seine handwerkliche Präzision einer der Gründe für die anhaltende Popularität.
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3. Die Geister, die ich rief… (1988, Richard Donner)
Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte in moderner Form, angesiedelt in der Medienwelt der 1980er Jahre. Bill Murray spielt einen zynischen TV-Manager, der von drei Geistern heimgesucht wird. Der Film verbindet schwarzen Humor mit überraschender emotionaler Tiefe und reflektiert zugleich Medienkonsum und Zynismus der Reagan-Ära. Heute gilt er als einer der klügsten zeitgenössischen Dickens-Adaptionen.
4. Der Grinch (2000, Ron Howard)
Jim Carrey verkörpert den Weihnachtsverächter mit physischer Präsenz und komödiantischer Präzision. Der Film basiert auf Dr. Seuss’ Vorlage und erweitert sie um psychologische Motive. Trotz visueller Überzeichnung bleibt die Kernaussage über Gemeinschaft und Zugehörigkeit erhalten.
5. Schöne Bescherung (1989, Jeremiah S. Chechik)
Chevy Chase als Clark Griswold verkörpert den Traum und Albtraum des amerikanischen Familienweihnachtsfests. Der Film lebt von eskalierenden Katastrophen und einer genauen Beobachtung kleinbürgerlicher Erwartungen. Unter der Komik liegt eine erstaunlich präzise Satire auf Leistungsdruck, Konsum und familiäre Rollenbilder.
6. Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (1973, Václav Vorlíček)
Dieser tschechisch-deutsche Märchenfilm ist im deutschsprachigen Raum für mehrere Generationen untrennbar mit Weihnachten verbunden. Die Geschichte von Aschenbrödel, die sich aktiv ihr Schicksal formt, wirkt bis heute modern. Der Film verzichtet weitgehend auf Kitsch und setzt stattdessen auf Atmosphäre, Naturbilder und eine selbstbestimmte Heldin.
7. Der Polarexpress (2004, Robert Zemeckis)
Ein visuell ambitionierter Animationsfilm über Glauben, Zweifel und kindliche Vorstellungskraft. Die Motion-Capture-Technik war bei Erscheinen umstritten, doch die Geschichte entfaltet eine ruhige, fast meditative Wirkung. Basierend auf dem Kinderbuch von Chris Van Allsburg ist der Film ein Beispiel für kontemplatives Weihnachtskino.
8. A Christmas Story (1983, Bob Clark)
In den USA ist dieser Film ein Klassiker, der dort jährlich im Fernsehen in Dauerschleife läuft. Erzählt wird eine Kindheitserinnerung aus den 1940er Jahren, geprägt von Alltagskomik und nostalgischem Humor. Der Film vermeidet Sentimentalität und gewinnt seine Wirkung aus der präzisen Beobachtung familiärer Dynamiken.
9. Nightmare Before Christmas (1993, Henry Selick)
Tim Burtons düsteres Musical verbindet Halloween und Weihnachten zu einer eigenständigen Ästhetik. Die Stop-Motion-Animation und Danny Elfmans Musik verleihen dem Film einen zeitlosen Charakter. Inhaltlich geht es um Identität, Überforderung und die Sehnsucht nach Veränderung, Themen, die weit über das Feiertagsgenre hinausweisen.
10. Liebe braucht keine Ferien (2006, Nancy Meyers)
Zwei Frauen tauschen über die Feiertage ihre Häuser und finden neue Perspektiven auf Liebe und Leben. Der Film folgt klassischen romantischen Mustern, überzeugt jedoch durch sorgfältige Figurenarbeit und einen ruhigen Erzählrhythmus. Kritiker würdigten vor allem die Chemie der Darstellerinnen und Darsteller.
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11. Stirb langsam (1988, John McTiernan)
Lange diskutiert, inzwischen akzeptiert. Stirb langsam ist ein Weihnachtsfilm, wenn auch ein unkonventioneller. Die Handlung spielt an Heiligabend, thematisch geht es um Familie, Versöhnung und Heimkehr. Bruce Willis als widerwilliger Held machte den Film zu einem Meilenstein des Actionkinos.
12. Das Wunder von Manhattan (1947, George Seaton)
Ein Klassiker, der Glauben, Kommerz und kindliche Vorstellungskraft gegeneinanderstellt. Die Geschichte um einen Mann, der behauptet, der echte Weihnachtsmann zu sein, stellt grundlegende Fragen nach Wahrheit und Hoffnung. Der Film überzeugt durch seine ruhige Inszenierung und sein intelligentes Drehbuch.
13. Tatsächlich… Liebe (2003, Richard Curtis)
Der Film erzählt mehrere miteinander verwobene Liebesgeschichten im vorweihnachtlichen London. Trotz seiner sentimentalen Grundhaltung überzeugt er durch präzise Beobachtungen zwischenmenschlicher Beziehungen und einen ungewöhnlich breiten emotionalen Tonfall. Kritiken fielen gemischt aus, doch seine anhaltende Popularität und kulturelle Wirkung machen ihn zu einem festen Bestandteil moderner Weihnachtsrituale.
14. Bad Santa (2003, Terry Zwigoff)
Ein Gegenentwurf zum klassischen Weihnachtsfilm. Billy Bob Thornton spielt einen desillusionierten Kaufhausweihnachtsmann mit kriminellen Ambitionen. Der Film ist provokant, aber nicht zynisch. Hinter dem derben Humor verbirgt sich eine Geschichte über Einsamkeit und zweite Chancen.
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15. Edward mit den Scherenhänden (1990, Tim Burton)
Kein klassischer Weihnachtsfilm, aber untrennbar mit winterlicher Melancholie verbunden. Die Geschichte des künstlich geschaffenen Außenseiters entfaltet ihre emotionale Kraft gerade in der weihnachtlichen Kulisse. Der Film verbindet Märchen, Gesellschaftskritik und visuelle Poesie.
16. Eine schöne Bescherung in New York (The Shop Around the Corner, 1940, Ernst Lubitsch)
Eine romantische Komödie über zwei Menschen, die sich anonym lieben, im Alltag aber ablehnen. Der Film spielt zur Weihnachtszeit und nutzt diese als Spiegel für Sehnsucht und Verstellung. Lubitschs Inszenierung gilt bis heute als Vorbild für intelligente Romantik im Kino.
17. Gremlins (1984, Joe Dante)
Horror, Komödie und Satire in weihnachtlicher Verpackung. Gremlins unterläuft bewusst die Erwartungen an den Familienfilm und reflektiert Konsum, Verantwortung und Chaos. Der Film war stilprägend und beeinflusste zahlreiche spätere Genreproduktionen.
18. Klaus (2019, Sergio Pablos)
Ein moderner Animationsfilm, der die Entstehung des Weihnachtsmann-Mythos neu erzählt. Visuell innovativ und erzählerisch zurückhaltend, verzichtet Klaus auf Ironie und setzt stattdessen auf emotionale Klarheit. Kritiker lobten die handgezeichnete Ästhetik und die ruhige Dramaturgie.
19. While You Were Sleeping (1995, Jon Turteltaub)
Eine romantische Verwechslungskomödie, die zur Weihnachtszeit in Chicago spielt. Der Film lebt von Sandra Bullocks zurückhaltendem Spiel und der warmen Darstellung familiärer Nähe. Weihnachten fungiert hier als Katalysator für Ehrlichkeit und Zugehörigkeit.
20. Carol (2015, Todd Haynes)
Ein stiller, eleganter Film, der in der Weihnachtszeit der 1950er Jahre angesiedelt ist. Die Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen wird mit großer Zurückhaltung erzählt. Weihnachten bildet hier keinen sentimentalen Hintergrund, sondern verstärkt das Gefühl gesellschaftlicher Enge und persönlicher Sehnsucht.