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Corona: Werden Konzerte zu Superspreader Events?

Die vierte Welle ist in Deutschland angekommen und trifft mit voller Wucht auf die zu wenig geimpfte Bevölkerung. Die Krankenhäuser sind voll, aber auch die Konzerthäuser. Wie lang geht das noch gut?

Felix Brummer von Kraftklub hat über eineinhalb Jahre gewartet, um endlich sein gefeiertes Soloalbum „Kiox“ als Kummer live auf die Bühne bringen zu können. Jetzt startet die Tour endlich, doch die Infektionszahlen gehen überall durch die Decke.

Deshalb appelliert er vor dem Start der Tour an seine Fans, vor dem Konzert einen Schnelltest zu machen, selbst wenn sie als Geimpfte oder Genesene im Rahmen der 2G-Regel sein Konzert auch ungetestet besuchen dürften.

Eine Auswertung der Daten der Corona-App „Luca“ hat ergeben, dass rund Dreiviertel aller Warnungen aus Clubs und Bars stammen, wo sich Menschen auf engem Raum begegnen. Fast die Hälfte der Warnungen betrafen Clubs (49,1 Prozent), knapp ein Viertel Bars (23,2 Prozent). Irgendwer ist in einer größeren Menschenansammlung also scheinbar immer positiv.

Die Berliner Clubcommission widerspricht dieser Darstellung von Clubs als Hotspots. Schließlich sei dort ein Zutritt nur für Geimpfte möglich, anders als an vielen anderen Orten sei der Club also vergleichsweise sicher, weil sich Geimpfte viel seltener infizieren und dann meistens auch nicht mit schwerem Verlauf.

„Bei genauerer Betrachtung, wirkt der Vorwurf grotesk, es handele sich bei Clubs um Corona-Hotspots. Diesen Herbst konnte die Clubkultur nur unter Einhaltung aller Hygienestandards wiedereröffnen, die die pandemische Lage zu bieten hat. Keine anderen Orte erfüllen ihre Pflicht der Anwesenheitsdokumentation so gewissenhaft wie die des Nachtlebens. Während der Einzelhandel laut Luca App vermeintlich sicher erscheint (nur ein Prozent der vom Gesundheitsamt verschickten Warnungen), wird hier mit wenigen Ausnahmen gar keine Möglichkeit des Check-Ins gegeben. Auch in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens sind Check-Ins keine Voraussetzung oder werden gar nicht beziehungsweise nur zu unzureichend kontrolliert. Es entsteht eine Scheinkorrelation, in der die Realität von Infektionen auf Orte zurückgeführt wird, weil diese eine konsequente und überwiegend digitale Anwesenheitsdokumentation ermöglichen.“

Lutz Leichsenring, Pressesprecher der Clubcommission

Da die Politik derzeit selten nur auf die nackten Fakten schaut, sondern auch auf die Stimmung in der Bevölkerung, traut derzeit vermutlich niemand dem Versprechen der Politik, keine Lockdowns mehr verhängen zu wollen. Denn wenn die Zahlen so weiter steigen und die Intensivstationen irgendwann keine neuen Patienten mehr aufnehmen können, wird alles andere zurückstehen müssen und vermutlich wird dann als Erstes wieder das öffentliche Leben und das Nachtleben eingeschränkt werden.

Auch der Chef des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler betonte am 17. November in einer Brandrede, dass Clubs und Bars Hotspots seien und seiner Meinung nach sofort geschlossen werden müssten. „Innerhalb der letzten 24 Stunden hat es 52.826 Coronavirus-Neuinfektionen gegeben. Davon werden ziemlich genau 400 Menschen sterben – und daran gibt es jetzt nichts mehr zu ändern. Sie sind ja jetzt infiziert.“

Leider hat der Mann üblicherweise Recht, weil er die größte Gesundheitsbehörde des Landes leitet und alle Daten und Prognosen kennt, wie sonst niemand. Und die sind düster, solange nicht flächendeckend geimpft und geboostert wird.

Immer mehr Künstler und Musiker rufen ihre Fans nun zum Impfen auf, denn verantwortlich für diese Situation sind die viel zu vielen Ungeimpften in Deutschland und Österreich, die sich selbst nicht vor einem schweren Verlauf schützen und somit riskieren, im Krankenhaus zu landen und unser Gesundheitssystem zu überlasten. Und selbst an schwerem Long Covid zu erkranken oder sogar zu versterben.

Andere Länder zeigen, wie es auch gehen kann. In Portugal ist die Rate der zweifach geimpften bei 86 Prozent und auch dort steigen die Infektionszahlen, aber wesentlich weniger Menschen landen dank der Immunisierung im Krankenhaus, selbst wenn sie positiv sind.

Quelle: Deutsche Welle

Virologen wie Prof. Drosten gehen inzwischen davon aus, dass die Corona-Impfung eigentlich eine Dreifachimpfung ist und eine ausreichende Grundimmunisierung erst nach drei Dosen hergestellt ist. Insofern ist es nur eine Frage derzeit, bis 2x geimpft nicht mehr ausreicht, um ungetestet Veranstaltungen besuchen oder verreisen zu dürfen.

„Dieses Virus dominiert jetzt gerade global, also
auf der ganzen Welt hat es die Herrschaft übernommen,
dieses Delta-Virus und seine Abkömmlinge und dagegen
brauchen wir wahrscheinlich drei Impfungen. Das
heißt, wir müssen beginnen, eine vollständige Impfung
als eine Impfung mit drei Dosen zu betrachten. Es
gibt ganz viele Impfungen, bei denen das normal ist.
Nehmen wir bestimmte Hepatitisvirus-Impfungen oder
nehmen wir Impfungen gegen Tollwut, gegen JapanEnzephalitis und so weiter. Alle diese klassischen
Totimpfstoff-Impfungen, die arbeiten fast alle mit drei
Dosen. Das funktioniert ganz hervorragend. Die dritte
Dosis ist meistens mit einem größeren Abstand zu
den ersten zwei, so, wie das jetzt auch bei der Covid19-Impfung gemacht wird. Das ist jetzt wahrscheinlich
einfach die neue Umgangsweise mit der Impfung.“

Prof. Dr. Christian Drosten im Coronavirus Update vom 9.11.2021

Deshalb sollten wir uns darauf vorbereiten und alles tun, um den Konzert- und Clubbesuch so sicher wie möglich zu gestalten. Man kann auch mit Maske ein Konzert besuchen, selbst wenn es nicht vorgeschrieben ist, hält niemand einen davon ab.

Unter dem Hashtag #allesindenarm rufen viele Menschen auf sozialen Medien zur Impfung und zum Boostern auf. Darunter zahlreiche Musiker, die nicht schon wieder warten wollen, bis sich die notwendigen 80 Prozent endlich für eine Impfung entschieden haben und unser öffentliches Leben auch im Winter wieder weitgehend normal stattfinden kann.

Wer diesen Winter auf Konzerte und in Clubs gehen will, sollte auch einfach mal in seinem Freundes- und Bekanntenkreis schauen, wer immer noch ungeimpft ist und nachfragen, warum man einer erwiesenermaßen sicheren Impfung mehr misstraut als irgendwelchen Fake News aus dem Internet und mit Argumenten überzeugen. Etwas anderes bleibt uns angesichts der dramatischen Situation nicht mehr übrig, bis sich die Politik zu einer generellen Impfpflicht durchringt, um diese gefährliche Pandemie endlich zu überwinden.

Wer sich selbst und seine Bekannten und Verwandten schützen will, kommt um eine Impfung nicht herum, darüber sind sich alle Experten einig. Also: lasst euch impfen und boostern!

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