ACT DER WOCHE – Sydney Minsky Sargeant, besser bekannt als Sänger des gefeierten Post-Punk-Quartetts Working Men’s Club aus Manchester, veröffentlicht sein erstes Solo-Album „Lunga“.
Und er klingt darauf ganz neu, denn was wir hier hören, sind zarte, fast zärtliche Melodien, die reduziert und flirrend zugleich mit warmen Streichern, akustischen Gitarren und atmosphärischen Synths daher kommen. Dazu kommt die dunkle, melancholische und gelassen sonore Stimme Sydneys, die den Tracks eine intime wie individuelle Ehrlichkeit verleihen. Wer genau hinhört, entdeckt Spuren von Nick Drake, Bon Iver, Red House Painters oder Bill Callahan und dennoch ist hier alles eindringlich ehrlich und persönlich.
Schon die erste Single „I Don’t Wanna“ gibt diesen Ton vor – ein spärliches fast schwebendes Stück, in dem sich Fingerpicking und Elektronik um eben diese besondere Stimme Sydneys ranken, die berührend singt: “If loving this is wrong, then I don’t wanna be right.“
„Lunga“ ist für den Working Men’s Club-Frontmann musikalische Erneuerung und radikale Introspektive. Dem Maschinenbeat und Post-Punk-Fieber seiner Band setzt er hier einen Soundtrack des vorsichtigen Optimismus entgegen, es ist ein Zufluchtsort, der dem rauen Tourleben entflieht.
Die zwölf Lieder, die „Lunga“ ausmachen, entstanden über einen Zeitraum von mehreren Jahren, sie sind damit kein Bruch, sondern eine Weiterentwicklung und ein Innehalten zugleich. Sie entfalten eine innige und dichte Grundspannung, die mal hypnotisch wie im Schlusstrack „New Day“ oder auch geradezu entfesselt wie im treibenden „Chicken Wire“ klingt.
Dazu passt der Albumtitel, von dem Minsky Sargeant anfangs dachte, er hätte ein neues Wort erfunden – etwas, das die selbsthinterfragende und suchende Stimmung der Sounds umfasst. Dass “Lunga” aber auch der Name einer unbewohnten schottischen Insel ist, die isoliert, zerklüftet und dennoch in ständiger Bewegung ist, ist ein schöner Zufall und Bestätigung zugleich für diese eindrucksvolle Musik.
Tracklist
1. Intro
2. For Your Hand
3. I Don’t Wanna
4. Lisboa
5. Long Roads
6. Summer Song
7. Chicken Wire
8. Hazel Eyes
9. Lunga (Interlude)
10. A Million Flowers
11. How It Once Was
12. New Day