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Archive: Neues Album 2026 – Biografie und Diskografie

Archive veröffentlichen im Februar 2026 ihr neues Album “Glass Minds”. Hier gibt’s das erste Video.

Archive wurde 1994 in London von Darius Keeler und Danny Griffiths gegründet. Die beiden Musiker entstammen der elektronischen Underground-Szene der frühen 90er-Jahre und waren stark von der Trip-Hop-Welle aus Bristol beeinflusst.

Während Acts wie Massive Attack oder Portishead den Ton angaben, suchten Keeler und Griffiths von Anfang an nach einem eigenen Zugang zu diesem neuen, düsteren Sound zwischen Hip-Hop, Electronica und orchestralen Elementen.

Für ihr Debütalbum holten sie sich die Sängerin Roya Arab und den Rapper Rosko John ins Studio. Das Resultat, Londinium, erschien 1996 bei Island Records und gilt bis heute als ein unterschätzter Klassiker des Genres. Die Mischung aus atmosphärischer Elektronik, Streichern und politischen Texten kam bei der Kritik gut an, fand aber nur ein kleines Publikum. Nach dem Album kam es zur Trennung von Arab und Rosko John, woraufhin Archive sich neu formierten – eine Dynamik, die sich über die gesamte Bandgeschichte hinweg fortsetzen sollte.

Mit dem zweiten Album Take My Head (1999) vollzogen Archive eine radikale stilistische Wende. Suzanne Wooder übernahm den Gesang, der Sound war deutlich melodischer, zugänglicher und poppiger als noch beim Debüt.

Stücke wie „You Make Me Feel“ (aktuell zu hören in der neuen Renault Werbung) erreichten größere Aufmerksamkeit, vor allem in Frankreich und Deutschland. Trotz des Erfolgs war auch diese Phase nur eine Momentaufnahme. Wooder verließ die Band, Keeler und Griffiths zogen sich erneut ins Studio zurück und entwickelten den Sound, der Archive langfristig prägen sollte: eine epische, cineastisch angelegte Klangarchitektur, die elektronische Elemente mit Post-Rock, Prog und orchestralen Arrangements verband.

2002 erschien You All Look The Same To Me, das bis heute als eines ihrer wichtigsten Alben gilt. Mit dem irischen Sänger Craig Walker fand die Band eine Stimme, die das neue Klangbild perfekt ergänzte. Der über 16 Minuten lange Opener „Again“ wurde zum Signature Track der Band, Songs wie „Numb“ oder „Meon“ verbanden melancholische Melodien mit ausufernden Spannungsbögen. Archive entwickelten sich in dieser Phase von einem Studioprojekt zu einer festen Liveband, die vor allem in Frankreich und Osteuropa schnell eine wachsende Fangemeinde fand.

Die folgenden Alben Noise (2004) und Lights (2006) führten den eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Auf Noise dominierte eine dunkle, fast aggressive Stimmung. Der Song „Fuck U“ wurde zu einem ihrer bekanntesten Stücke – düster, verletzlich, intensiv. Lights setzte stärker auf elektronische Flächen, komplexe Songstrukturen und atmosphärische Spannungsbögen. Archive etablierten sich in dieser Zeit als feste Größe im europäischen Raum, ohne je in den Mainstream abzurutschen.

Mit Controlling Crowds, einem in vier Teilen veröffentlichten Konzeptalbum aus dem Jahr 2009, erreichte die Band einen kreativen Höhepunkt. Die erste Veröffentlichung bestand aus den Teilen I bis III, Teil IV wurde einige Monate später nachgereicht. Das Gesamtwerk ist geprägt von einer düsteren Gesellschaftsanalyse, in der Themen wie Überwachung, Entfremdung und digitale Kontrolle zentral sind. Die Tracks changieren zwischen elektronischem Minimalismus und monumentaler Opulenz. Archive zeigten sich hier als musikalisches Kollektiv, in dem wechselnde Stimmen, Klangfarben und Stimmungen zu einem dichten Gesamtkonzept verwoben wurden.

Nach dem Ausstieg von Craig Walker wurde Rosko John erneut Teil der Band. Auf dem 2012 erschienenen Album With Us Until You’re Dead übernahm er gemeinsam mit Maria Q, Dave Pen und Pollard Berrier die Vocals. Auch dieses Album setzte stark auf thematische Kohärenz, vermied aber einfache Songstrukturen zugunsten von Spannungsaufbau und Atmosphäre. Die Band klang fokussierter und zugleich experimenteller als je zuvor.

2014 erschien Axiom, ein Projekt zwischen Soundtrack und Album. Die Musik wurde parallel zu einem Kurzfilm geschrieben, der die visuelle Dimension der Band weiter auslotete. Archive dachten Musik und Bild seit jeher zusammen, mit Axiom wurde dieses Prinzip konsequent umgesetzt. Der Film wurde bei ausgewählten Konzerten live mit der Musik aufgeführt und unterstrich die Ambitionen der Band jenseits klassischer Albumformate.

Mit Restriction (2015) legten Archive ein politisch aufgeladenes Album vor, das sich zunehmend tanzbaren Rhythmen öffnete, ohne die für sie typische emotionale Tiefe aufzugeben. Stücke wie „Kid Corner“ oder „Ruination“ griffen soziale Themen auf, die sich in den folgenden Jahren noch zuspitzen sollten.

The False Foundation (2016) vertiefte diese Perspektive und thematisierte den Einfluss von Technologie, Datenkontrolle und Desinformation auf das Individuum. Musikalisch arbeitete die Band mit verzerrten Beats, bedrohlichen Klangflächen und chorartigen Refrains. Besonders live entfaltete das Album seine volle Wucht, begleitet von einer aufwändig produzierten Visual-Show.

Zum 25-jährigen Bandjubiläum erschien 2019 die umfangreiche Werkschau 25, bestehend aus insgesamt 43 Songs, darunter Klassiker, B-Seiten, Remixe und unveröffentlichte Stücke. Ergänzt wurde die Compilation durch eine eigens produzierte Dokumentation, die den Werdegang der Band nachzeichnete. 25 zeigte nicht nur die Entwicklung der Musik, sondern auch die Fähigkeit der Band, sich immer wieder neu zu erfinden, ohne sich dabei zu verlieren.

Nach einer mehrjährigen Pause erschien 2022 mit Call To Arms & Angels ein neues Studioalbum. Es ist das bislang ambitionierteste Werk der Band, entstanden unter Pandemiebedingungen, aufgenommen in Isolation und mit einer Vielzahl an beteiligten Sängerinnen und Sängern. Thematisch bewegt sich das Album zwischen persönlicher Reflexion und gesellschaftlicher Analyse, musikalisch pendelt es zwischen fragilen Klavierstücken und eruptiven Ausbrüchen. Archive gelingt hier erneut die Verbindung aus Intimität und Wucht, aus Emotionalität und formaler Strenge. Das Album wurde von einer ausgedehnten Europatour begleitet, bei der die Band einmal mehr ihre besondere Live-Qualität unter Beweis stellte.

In ihrer mittlerweile über 30-jährigen Karriere haben Archive eine Entwicklung durchlaufen, die sie von einem ambitionierten Trip-Hop-Projekt zu einem stilistisch offenen Klangkollektiv gemacht hat. Dabei blieben Darius Keeler und Danny Griffiths als kreative Konstanten im Zentrum, während um sie herum ein rotierendes Ensemble aus Sängerinnen, Sängern und Instrumentalist*innen immer neue Impulse lieferte. Diese Offenheit für Veränderung, gepaart mit einem klaren ästhetischen Anspruch, macht Archive zu einer der wenigen Bands ihrer Generation, die sich über Jahrzehnte hinweg treu geblieben sind, ohne sich zu wiederholen.

Ihre Musik war von Anfang an mehr als bloße Unterhaltung. Sie verstand sich stets als Kommentar, als Reflexion, als Einladung zum Hinhören. In einer Welt, in der der schnelle Konsum von Songs über Playlists dominiert, halten Archive am Albumformat fest, denken in Konzepten, Spannungsbögen und Stimmungen. Sie schaffen Werke, die Zeit und Aufmerksamkeit verlangen – und genau deshalb immer wieder aufs Neue lohnenswert sind.

Archive auf Tour

  • 06.04.2026 MÜNCHEN, Muffathalle Tickets
  • 07.04.2026 WIEN, Arena Wien Tickets
  • 09.04.2026 HAMBURG, Docks Hamburg Tickets

Diskografie (Studioalben):

Londinium (1996)
Take My Head (1999)
You All Look The Same To Me (2002)
Noise (2004)
Lights (2006)
Controlling Crowds I–III (2009)
Controlling Crowds Part IV (2009)
With Us Until You’re Dead (2012)
Axiom (2014)
Restriction (2015)
The False Foundation (2016)
Call To Arms & Angels (2022)


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