Sold Out, ausverkauft steht auf dem leuchtenden Schild über dem Eingang der Berliner Columbiahalle.
Drinnen sorgt ab 20 Uhr das US-Französische-Duo Faux Real für ordentlich Betriebstemperatur. Zwei Brüder – stampfender Bass, poppige Melodien, Autotune Romantik samt Boyband-Choreografien. Ein Mix, der das Publikum schnell in Bewegung bringt. Als Elliott und Virgile ihren letzten Song inmitten des Publikums performen, beleuchtet von hunderten Handylampen, ist die Party längst voll im Gange. ‘Walking Away From My Demons’ singen sie jetzt, und alle gehen mit, bevor Faux Real in den Backstage verschwinden.

Erstmal durchatmen, Bier holen. Nach einer guten halben Stunde Pause geht das Licht aus. Der Saal pfeift, jubelt, kann es kaum erwarten. Die Bühne rot im Nebel, Blitzlicht scheppert über die Köpfe. Dann geht’s los. Zunächst nur schemenhaft erkennbar, betritt Rhian Teasdale die Bühne, beide Arme in die Luft gestemmt. Mit ihr die Band, sofort ready to go. ’catch these fists‘ heißt der erste Song, Gitarrenriffs schneiden durch das blitzende Dickicht. Der Opener macht schnell klar, wohin die Reise geht. Als zweite Single des neuen Albums ’Moisturizer‘ wird er vom Publikum schon vom ersten Akkord an abgefeiert wie ein heiß erwarteter Evergreen.

Ab jetzt wird getanzt. Überkopf gehaltene Handys sieht man selten. Warum auch, bleiben visuell sowieso Nebel und Stroboskop die Hauptkomponenten dieser Show. Mitunter schweben sogar mit Nebel gefüllte Seifenblasen bedrohlich durch den Raum. Im Effekt beeindruckend, hat es den Nachteil, dass man den Rest des Ensembles wie auch Hester Chambers, die zweite Frontfrau der ursprünglich als Duo gestarteten Band, oft nur schemenhaft im Hintergrund erkennt.

Der Stimmung tut das alles keinen Abbruch. Haare werden geschüttelt, Hüften gekreist, Bier und Fäuste in die Luft gereckt. An diesem Herbstabend in Berlin feiern Wet Leg mit ihren Fans ein rauschendes Indie-Fest und den Beweis, dass die Band den anfänglichen Hype überlebt hat und sich als feste Größe längst auch für die Zukunft einen Platz in den virtuellen wie haptischen Plattenregalen von Fans und Kritikern erspielt hat.

Im letzten Drittel noch den Überhit ’Chaise Longue‘ zelebriert, ist mit ’mangetout‘ nach knapp 80 Minuten der letzte Song gespielt. Und der Saal? Schwitzt und ist glücklich getanzt.

Langsam verziehen sich die Nebelschwaden, die Menschen drängen Richtung Ausgang, bevor Blitz-, durch Putzlicht abgelöst wird. Beim Rausgehen schreit neben mir eine Frau mit englischem Akzent noch schnell ein heiseres ’Thank You!‘ in Richtung Bühne … und spricht allen aus dem Herzen.
Dankeschön, Wet Leg und bis bald – dann sicher auch wieder ’Sold Out‘.

Setlist: Wet Leg 09.11.2025 Columbiahalle Berlin
1. Catch These Fists
2. Wet Dream
3. Oh No
4. Supermarket
5. Liquidize
6. Jennifer’s Body
7. Being in Love
8. Pond Song
9. Ur Mum
10. Don’t Speak
11. Davina McCall
12. 11:21
13. Pillow Talk
14. U and Me at Home
15. Too Late Now
16. Angelica
17. Chaise Longue
18. CPR
19. Mangetout
