Was einst als CD im Regal stand oder auf langen Autofahrten über den tragbaren MP3-Player lief, ist heute auch im Abo zu haben: Hörbücher. Wir zeigen die besten Anbieter im Vergleich.
Der Hörbuch-Markt hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Längst ist das gesprochene Wort nicht mehr nur eine Alternative zum gedruckten Buch, sondern ein eigenständiges Medienformat mit eigener Infrastruktur, eigenen Stars und einer Vielzahl von Plattformen, auf denen sich ganz unterschiedliche Geschäftsmodelle etabliert haben.
Zwar sind viele Hörer zu Podcasts abgewandert, doch umgekehrt werden immer mehr Podcast-Hörer auch zu Fans von Hörbuch oder Hörspiel, wenn sie merken, dass in den unzähligen Laber-Podcasts eigentlich gar nicht so viel Interessantes gesagt wird. Warum also nicht gleich auf echte Bücher zugreifen und seinen Horizont erweitern?
Für viele haben Hörbücher das Lesen bereits komplett ersetzt. Dadurch, dass man Hörbücher in vielen erdenklichen Situation hören kann, beim Gehen, Autofahren oder Putzen, sind sie einfacher in den Alltag zu integrieren. Seien wir ehrlich: Wer sitzt heute noch regelmäßig ruhig und entspannt in einem Lesesessel und liest Bücher?
Durch die gestiegene Nachfrage hat sich nicht nur das Angebot erweitert, sondern auch die Art, wie Hörbücher produziert, konsumiert und vergütet werden, grundlegend verändert.
Der digitale Wandel: Hörbücher zwischen Konsum und Besitz
Im Zentrum der aktuellen Entwicklungen steht die Frage nach dem Zugang: Wollen Hörerinnen und Hörer einzelne Titel dauerhaft besitzen oder lieber unbegrenzt stöbern, ausprobieren, rein- und wieder raushören? Die Antwort darauf entscheidet, welcher Dienst der passende ist und wie sich der Markt künftig entwickeln könnte. Denn die Modelle unterscheiden sich deutlich – vom klassischen Einzelkauf über das Guthabenmodell bis hin zur zeitlich begrenzten Flatrate.
Audible: Der Platzhirsch von Amazon
Audible, der Marktführer in der DACH-Region, setzt auf ein Modell, das sich am Kauf orientiert. Für 9,95 Euro im Monat erhalten Abonnentinnen und Abonnenten ein Guthaben, das gegen einen beliebigen Titel eingetauscht werden kann. Der entscheidende Vorteil: Einmal eingelöst, bleibt das Hörbuch dauerhaft im Besitz, unabhängig davon, ob das Abo fortgeführt wird.
Wer darüber hinaus konsumieren möchte, kann zusätzliche Guthaben vergünstigt erwerben. Audible funktioniert damit eher wie ein digitaler Buchladen mit Mitgliedschaftsvorteil als wie ein klassischer Streamingdienst.
Bookbeat, Storytel und Nextory: Die Hörbuch-Flatrate für Vielhörer
Anders funktioniert das Angebot der Konkurrenz aus Skandinavien. BookBeat und Storytel bieten Flatrate-Modelle an, die sich stärker an Spotify oder Netflix orientieren. Für einen festen Preis im Monat erhalten Nutzerinnen und Nutzer Zugriff auf ein umfangreiches Archiv, allerdings mit Einschränkungen. Bei BookBeat ist die Flatrate an ein Stundenkontingent gebunden, das je nach Tarif zwischen 25 und 100 Stunden liegt. Wer mehr hört, zahlt entsprechend mehr.
Storytel bietet hingegen in der Regel unbegrenzten Zugang, legt aber einen klaren Fokus auf eigene Produktionen, sogenannte Storytel Originals, die exklusiv über die Plattform abrufbar sind.
Nextory versucht, beide Modelle zu verbinden. Die App kombiniert Hörbücher und E-Books und bietet verschiedene Flatrate-Stufen, die sowohl Hördauer als auch die Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer pro Konto berücksichtigen. Der besondere Reiz liegt in der Möglichkeit, nahtlos zwischen Lesen und Hören zu wechseln. Für Menschen mit hohem Medienkonsum kann das eine sinnvolle Alternative sein.
Streamingdienste als Ergänzung: Spotify, Apple & Co.
Eine weitere Entwicklung ist der Einstieg großer Musikstreamingdienste in den Hörbuchmarkt. Spotify etwa hat ein begrenztes Kontingent an Hörstunden in sein Premium-Abo integriert. Wer ohnehin ein Musikabo nutzt, kann damit zusätzlich Hörbücher hören – meist bis zu 15 Stunden pro Monat. Die Auswahl ist allerdings begrenzt, die Kataloge sind kleiner als bei spezialisierten Anbietern. Für Gelegenheitsnutzerinnen und -nutzer kann das ausreichen, für Vielhörerinnen und -hörer dagegen nicht.
Auch Apple Music experimentiert mit vergleichbaren Modellen. Der Fokus dieser Plattformen liegt jedoch nicht auf dem Hörbuch als eigenständigem Format, sondern auf der Erweiterung des bestehenden Angebots. Das hat Auswirkungen auf die Kuration, die Sichtbarkeit von Inhalten und die Qualität der redaktionellen Betreuung.
Thalia und Osiander: Die Büchhändler
Eine interessante Alternative kommt aus dem stationären Buchhandel. Anbieter wie Thalia oder Osiander haben eigene Hörbuch-Abos entwickelt, die sich am Audible-Modell orientieren. Für rund 9,95 Euro pro Monat erhalten Nutzerinnen und Nutzer ein Guthaben für einen Titel, der auch nach Kündigung des Abos im eigenen Besitz bleibt. Die Auswahl ist kleiner als bei Audible, aber auf Bestseller und Neuerscheinungen konzentriert.
Diese Angebote sind vor allem für Kundinnen und Kunden interessant, die bereits im Ökosystem des Buchhandels einkaufen. Die Verbindung von digitalem und stationärem Angebot kann eine loyale Kundenbindung schaffen und bietet eine klare Positionierung gegenüber den globalen Tech-Konzernen, die sich unsere gesamte Kultur einverleiben.
Kostenlose Alternative: Die Audiotheken
Auch die Audiotheken der öffentlich-rechtlichen Sender bieten eine beeindruckende Bandbreite an Inhalten, die wir über die Rundfunkgebühr bereits bezahlt haben und die sich deutlich von den kommerziellen Plattformen unterscheiden.
Die Produktionen werden von renommierten Autorinnen, Regisseuren und Sprecherinnen umgesetzt. Viele Stücke gelten als Referenzwerke der Radiokunst, insbesondere die Produktionen des SWR, NDR, WDR oder BR. Werke von Autoren wie Franz Kafka, Ingeborg Bachmann oder Friedrich Dürrenmatt finden sich ebenso wie moderne Kriminalhörspiele, gesellschaftskritische Originalstoffe oder aufwendig gestaltete Kinderhörspiele.
Die besten Hörbuch-Plattformen für Vielhörer (2025)
1. BookBeat (Premium-Abo – unbegrenztes Hören für 19,99 €)
Stärken:
Unbegrenzter Zugang, riesiger Katalog, gute App-Performance, einfache Bedienung.
Der flexible Aufbau mit verschiedenen Tarifen ermöglicht den Einstieg mit geringem Risiko. Das Premium-Modell ist aktuell die fairste Option für Vielhörerinnen und Vielhörer, da es echte Freiheit im Konsum erlaubt.
2. Storytel (Flatrate, meist ohne Limitierung)
Stärken:
Internationaler Fokus, starke eigene Produktionen (Storytel Originals), unbegrenzter Zugriff.
Die App ist modern, das Nutzererlebnis hochwertig. Besonders geeignet für Hörerinnen und Hörer, die auch fremdsprachige Inhalte konsumieren möchten. Im deutschsprachigen Katalog punktet Storytel mit einer starken Auswahl an populären Romanen und Serien.
3. Audible (Guthaben-Modell)
Stärken:
Qualität der Inhalte, Exklusivtitel, Besitz nach Kauf.
Für Vielhörer nur dann interessant, wenn regelmäßig zusätzliche Guthaben erworben werden oder gezielt Titel gesammelt werden sollen. Wer den Kaufansatz schätzt und langfristig eine eigene Bibliothek aufbauen will, bleibt hier gut aufgehoben.
4. Nextory (Hybrid aus Flatrate und E-Book-App)
Stärken:
Integration von Lesen und Hören, moderne Benutzeroberfläche.
Für Menschen, die sowohl lesen als auch hören, ist Nextory eine vielseitige Lösung. Der Katalog ist etwas kleiner, dafür aber gut kuratiert. Für reine Vielhörerinnen ohne Leseambitionen allerdings nicht die stärkste Option.
5. Spotify
Stärken:
Bereits im Musikabo enthalten, einfache Nutzung für Gelegenheitskonsum.
Der Katalog ist begrenzt, die Hörzeit stark limitiert. Als Ergänzung für sporadisches Hören nützlich, aber kein Ersatz für eine spezialisierte Hörbuch-Plattform. Wer viel hört, stößt hier schnell an Grenzen.
6. Thalia Hören
Stärken:
Integration mit Buchhandel, einfache Handhabung.
Die monatliche Beschränkung auf ein Hörbuch ist für Vielhörer ungeeignet. Eher eine Option für Hörerinnen, die gelegentlich einen Bestseller hören und ihre Medien bei einem Anbieter bündeln möchten.
Vergleich führender Hörbuch-Plattformen (Stand 2025)
Anbieter | Preis/ Monat* | Limitierung | Katalog |
---|---|---|---|
Audible | 9,95 € | 1 Hörbuch pro Monat | > 200.000 Titel |
BookBeat | ab 9,99 € (25 Std.) | Stundenbegrenzung | > 800.000 Titel |
14,99 € (100 Std.) | |||
19,99 € (unbegrenzt) | Keine Limitierung | ||
Storytel | 14,99 € | Meist unbegrenzt** | > 500.000 Titel |
Nextory | ab 9,99 € | Je nach Abo gestaffelt | > 300.000 Titel |
Thalia Hören | 9,95 € | 1 Hörbuch pro Monat | Eher begrenzt |
Spotify | 10,99 € (Premium) | 15 Std./Monat | Begrenzt |
* Preisangaben gerundet und basierend auf Standardtarifen ohne Aktionen
** In manchen Regionen oder Tarifen sind Begrenzungen möglich
Was verdienen die Publisher?
Für Verlage und Produzentinnen ist die Lage differenzierter. Zwei grundlegend verschiedene Erlösmodelle bestimmen das Geschäft: der Einzelverkauf mit kalkulierbarem Umsatz pro Titel und das Streamingmodell mit variabler Vergütung je nach Nutzung.
Beim Download über Plattformen wie Audible erhalten Verlage einen Anteil am Nettoverkaufspreis. Dieser fällt – je nach Vertrag – deutlich höher aus als bei einem gestreamten Titel. Der Vorteil liegt in klaren Einnahmen pro verkauftem Werk. Die Herausforderung besteht darin, Sichtbarkeit zu erzeugen und Käuferinnen zu gewinnen. Wer in die Bestsellerlisten kommt, profitiert deutlich.
Im Flatrate-Segment hingegen basiert die Vergütung auf einem sogenannten Revenue-Share. Die monatlichen Einnahmen der Plattformen werden anteilig an die Rechteinhaber verteilt. Grundlage sind meist die gestreamten Minuten oder abgeschlossenen Titel. Der Ertrag pro Stream ist gering, kann aber durch hohe Nutzungszahlen kompensiert werden.
Ein Beispiel zeigt die Problematik: Der bekannte Fantasy-Autor Kai Meyer erhielt für ein vollständig gestreamtes 14-Stunden-Hörbuch auf Spotify lediglich 9 Cent. Für viele Autoren ist das wirtschaftlich nicht tragbar, da ihre Werke nicht millionenfach gestreamt werden. Dennoch sehen Verlage auch Chancen in der Flatrate. Sie profitieren von der Masse an Nutzerinnen und Nutzern, kontinuierlichen Einnahmen und einer breiten Sichtbarkeit für das gesamte Portfolio. Am Ende verdienen nur die, die am meisten Repertoire haben. Dieses Problem hat bereits die Musikindustrie und die Online-Werbewirtschaft in eine existenzielle Krise gestürzt: während es die großen Konzerne den großen Reibach machen, kommt bei den Kreativen, die das Produkt „Content“ erstellen nichts mehr an.
Autoren am Ende der Kette
Bei Verlagsproduktionen erhalten Autoren in der Regel einen prozentualen Anteil an den Nettoerlösen. Die genaue Höhe hängt vom individuellen Vertrag ab. Bei Selfpublishern, etwa über Audibles Tochter ACX, können die Anteile höher ausfallen, besonders bei exklusiver Bindung. Bis zu 40 Prozent der Verkaufserlöse sind möglich. Wer seine Titel nicht exklusiv anbietet, muss mit etwa 25 Prozent rechnen.
Diese höheren Anteile stehen allerdings den Produktionskosten gegenüber. Ein professionell produziertes Hörbuch kostet oft mehrere tausend Euro. Für viele Autorinnen und Autoren ist das nur realisierbar, wenn sie auf Modelle wie den Royalty-Share zurückgreifen, bei dem Sprecher und Autor sich die Einnahmen teilen.
Im Streaming-Modell stellt sich die Lage noch schwieriger dar. Die Vergütung pro gestreamter Minute ist extrem gering, oft nur im Cent-Bereich. Sichtbarkeit, Katalogpflege und gezieltes Marketing entscheiden darüber, ob sich ein Titel durchsetzt oder im digitalen Archiv verschwindet.
Trotzdem kann das Modell für einige Autoren funktionieren. Wer eine treue Hörerschaft aufgebaut hat, regelmäßig neue Inhalte liefert oder über einen umfangreichen Backlist-Katalog verfügt, kann von konstanten Einnahmen profitieren. Auch für Serien oder Formate mit hohem Wiedererkennungswert kann das Streamingmodell funktionieren, vorausgesetzt, die Plattform sorgt für die nötige Auffindbarkeit.