“Modus Mio” war lange Zeit die wichtigste Deutschrap-Playlist bei Spotify. Doch die ist jetzt Geschichte.
Im Oktober 2025 hat Spotify angekündigt, seine Playlist „Modus Mio“ einzustellen. Nach über sieben Jahren und mehr als zwei Millionen Followern verschwindet damit eine der einflussreichsten Plattformen für Deutschrap von der Bildfläche.
Als „Modus Mio“ im November 2017 erstmals erschien, war Deutschrap längst kein Underground-Phänomen mehr, aber auf den gängigen Streaming-Plattformen noch unterrepräsentiert. Spotify reagierte auf die steigende Nachfrage und schuf mit der Playlist einen kuratierten Ort für die erfolgreichsten, aktuellsten und vermeintlich relevantesten Deutschrap-Tracks. Dabei wurde frühzeitig auf Künstler wie Luciano, RIN, Ufo361 oder Bausa gesetzt – Namen, die heute längst zum festen Bestandteil des hiesigen Musikgeschäfts gehören.
Die Playlist verstand sich nicht nur als Abbild der Szene, sondern wurde selbst zu einem Motor für Karrieren. Ein Placement auf „Modus Mio“ bedeutete Sichtbarkeit, Reichweite, in vielen Fällen sogar Chartplatzierungen. Viele Artists erwähnten den Moment, in dem sie erstmals in der Playlist auftauchten, als wichtigen Meilenstein.
Mit ihrem Mix aus Major-Acts, Newcomern und Streaming-Darlings wurde „Modus Mio“ rasch zum Gradmesser für Relevanz im Deutschrap. Gleichzeitig war die Playlist nie frei von Kritik. Die Auswahl wirkte zunehmend formatiert, klanglich homogen und austauschbar. Die algorithmische Ausrichtung und das Zusammenspiel mit den Marketingabteilungen großer Labels führten dazu, dass die Playlist weniger als redaktionelle Stimme wahrgenommen wurde, sondern eher als Abbild von Daten und Marktinteressen, die Tracks wurden speziell für die Playlist produziert.
Für viele Rap-Fans verlor „Modus Mio“ damit über die Jahre stark an Bedeutung. Was zu Beginn wie ein kuratiertes Schaufenster wirkte, entwickelte sich zunehmend zur Hitmaschine mit immer gleichem Sound. Gerade in einer Szene, die auf Authentizität und Weiterentwicklung setzt, sorgte das für wachsende Skepsis.
In der offiziellen Mitteilung des Unternehmens heißt es, man wolle sich künftig breiter aufstellen, diversere Playlists kuratieren und dadurch eine größere stilistische Bandbreite abbilden. Hinter den Kulissen dürfte aber auch der sinkende Einfluss solcher Mega-Playlisten eine Rolle gespielt haben.
Die Entscheidung steht nicht allein: Auch in anderen Ländern überdenkt Spotify derzeit seine Strategien in Bezug auf große, genrebezogene Playlists. Die Zeiten, in denen eine einzige Playlist als Leuchtturm für eine ganze Szene fungierte, scheinen vorbei zu sein. Stattdessen setzt der Streamingdienst vermehrt auf KI-generierte Playlists, die auf die individuellen Vorlieben der einzelnen Hörer zugeschnitten sind.
Die Reaktionen auf das Aus von „Modus Mio“ fallen unterschiedlich aus. Einige Rapper sehen darin das Ende eines Systems, das zu sehr auf Zahlen und Effizienz ausgerichtet war, allerdings wird Spotify mit KI Playlists künftig noch stärker auf Zahlen und Effizienz getrimmt. Andere äußern Bedauern, da sie über die Playlist wichtige Reichweite und neue Fans gewinnen konnten. Vor allem jüngere Acts, die keine große Labelstruktur hinter sich haben, verlieren mit dem Wegfall eine niedrigschwellige Möglichkeit, ein breites Publikum zu erreichen.
Auch unter Hörer*innen macht sich Nostalgie breit. Für viele war „Modus Mio“ der Soundtrack ihrer Jugend oder das Fenster zu einer Szene, die sich ständig neu erfand. Gleichzeitig wird das Ende auch als Chance gesehen: für neue Formate, kleinere kuratierte Playlists, mehr stilistische Offenheit. Vor allem die Chance, sich weg von den Playlisten von Spotify hin zu authentischen Playlists von echten Rap-Nerds zu bewegen, Playlister, die nicht nur möglichst viele Follower erreichen wollen, sondern sich auch in der Szene gut auskennen und somit auch neuen Künstlern eine Chance bieten unabhängig von Streamingzahlen.
Spotify kündigte an, künftig mit neuen Formaten auf Deutschrap zu reagieren. Statt einer einzigen Mega-Playlist sollen mehrere kleinere, thematisch fokussierte Listen entstehen. Erste Namen wie „New Gen Deutschrap“ oder „Female Rap Germany“ sind bereits im Umlauf. Auch Podcasts, exklusive Sessions und visuelle Formate sollen stärker eingebunden werden. Die Szene zersplittert sich damit immer weiter, immer mehr vom gleichen, immer weniger, was anders oder neu ist.
Rapspion als Alternative zu Modus Mio
Wer jetzt eine Alternative zu “Modus Mio” sucht, sollte einen Blick auf unsere Rapspion-Playlist werfen. Wöchentlich Abständen füllen wir die Spotify-Liste mit unseren Favoriten der Stunde, aber auch mit Geheimtipps und versteckten Soundperlen. Dadurch bedienen wir nicht nur ein spezielles Klangbild, sondern versuchen die Rap-Szene in ihrer ganzen Breite abzubilden. Wer uns seine Tracks für diese Playlist zusenden möchte, kann das über Submithub tun.