„Modus Mio“ ist die wichtigste Deutschrap-Playlist bei Spotify. Doch was steckt hinter den 50 Songs, die jeden Freitag den Sound der Hip-Hop-Szene beeinflussen?
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Modus Mio Playlist: Die Rap-Tracks der Woche
Capital Bra, RIN, Bausa, Olexesh und Ufo361 – sie alle besitzen Stammplätze in der von Spotify-Redakteuren zusammengestellten Liste. Jeden Freitag wird sie mit 50 neuen Songs aufgefrischt. Wer reinkommt, erhält einen ordentlichen Streaming-Boost. Was früher das JUICE-Cover erledigte, hat heute das Titelbild der wöchentlichen „Modus Mio“-Playlist übernommen. Wer es darauf schafft, gehört zu den ganz großen Rappern des Landes.
Damit bestimmt Spotify – wie bereits mit vielen anderen Genre-Playlists oder seines „New Music Fridays“, was in Deutschland gehört wird.
Generation Deutschrap wird zu Modus Mio
2018 hieß die Playlist noch „Generation Deutschrap“ und versorgte rund 700.000 Follower mit neuem Hip-Hop. Spotify Deutschland erkannte das Potenzial. Zusammen mit der Berliner Designagentur A Color Bright verwandelte der Streaming-Dienst die Playlist in eine Marke. Im April 2018 wurde „Generation Deutschrap“ in „Modus Mio“ umbenannt. Durch Werbekampagnen mit Fler, Azet und Ufo361 brachte Spotify den Hörern das Re-Branding inklusive neuer Logos und Designs näher.
ACT DES MONATS
„Die visuelle Identität verbindet charakteristische Elemente der Marke Spotify mit einer einzigartigen Deutschrap-Note“, heißt es dazu im Portfolio von A Color Bright. Über 500 Namen standen zur Auswahl. „Modus Mio“ wählten die Verantwortlichen unter anderem aufgrund des guten Klangs in Rap-Texten aus. Rapper wie Mert, Brudi030 und MC Smook sollten das später bestätigen, indem sie ganze Songs nach der Liste benannten. Viele weitere Künstler weben den Begriff immer wieder in ihre Texte ein.
Re-Branding macht Schule
Dass ein Re-Branding dieser Art funktioniert, hatte im August 2017 bereits der große Bruder aus den USA bewiesen. Mit „RapCaviar“ verwandelte Spotify eine Playlist in eine Marke mit mehr als zwölf Millionen Followern. Marke bedeutet in diesem Fall, mehr als nur Streaming anzubieten. Parallel zum Neustart mit frischer Optik veranstaltete Spotify unter dem Banner „RapCaviar Live“ Konzerte mit den meistgehörten Künstlern der Playlist.
Ein Modell, das auch in Deutschland Schule gemacht hat. Im Oktober 2018 verkaufte „Modus Mio Live“ zwei Shows mit insgesamt 5200 Besuchern in Berlin aus. Ende 2019 folgt ein weiteres Konzert in der Warsteiner Music Hall in Dortmund, das Spotify zusammen mit Four Artists veranstaltet. Auf der Bühne stehen die Playlisten-Dauerbrenner Ufo361, Juju, Summer Cem, Azet, Apache 207 und Kalim.
Damit endet die Vermarktung der Playlist noch lange nicht. Neben einem Merchandise-Shop mit Pullovern und anderen Klamotten bietet Spotify seit Juli 2019 einen begleitenden Podcast an. Die Journalistin Salwa Houmsi reist in „Vor der Mio“ alle zwei Wochen mit den Stars der Liste an Orte, die sie geprägt haben. Unter anderem begleitete sie schon Olexesh nach Kiew und Dardan nach Stuttgart.
Modus Mio: eine der erfolgreichsten Spotify-Playlisten
Um zu begreifen, wie erfolgreich „Modus Mio“ mit seinen fast 1,3 Millionen Followern ist, hilft ein Vergleich mit der deutschen Playlisten-Konkurrenz. Die erfolgreichste von Spotify kuratierte Playlist ist mit rund 1,9 Millionen Followern „Top Hits Deutschland“. Dass diese auch Songs aus „Modus Mio“ enthält, spricht für die Beliebtheit von deutschsprachigem Hip-Hop bei der Spotify-Kundschaft. Ähnlich erfolgreich sind nur die elektronischen Listen „Main Stage“ mit fast 1,4 Millionen und „Techno Bunker“ mit über 1,1 Millionen Followern.
Michael Krause – Managing Director Central Europe bei Spotify – erklärte 2018 im OMR Podcast, dass eine globale Redaktion mit 150 Mitgliedern an über 4500 regional angepassten Playlisten arbeitet. Die junge Zielgruppe haben die Redakteure besonders im Blick, da 50 Prozent der Spotify-Nutzer jünger als 25 Jahre sind. Somit hat der Streaming-Dienst einen enormen Einfluss auf das, was bei Deutschlands Jugend erfolgreich ist.
Der Fokus von Spotify liegt auf den eigenen Playlisten. Zwar kann jeder Nutzer Listen erstellen, diese haben es gegen den Hausherren aber schwer und bleiben meistens versteckt. Um gute Alternativen zu finden, sind die Nutzer auf Blog- oder Website-Artikel angewiesen, die interessante Playlisten fernab von „Modus Mio“, „Shisha Club“ oder „RapCaviar“ vorstellen.
Modus Mio erntet auch Kritik
„Diese Playlisten folgen stets einer bestimmten Ästhetik, meist einem einheitlichen Soundbild“, beschreibt Hip-Hop-Journalist Skinny in der JUICE die künstlerische Einbahnstraße von Playlisten wie „Modus Mio“. Er führt aus, dass sich Künstler an den Sound einer Playlist „anbiedern“ würden und somit „der x-te Afro-Trap-Song“ Anklang findet. Dadurch würde sich die Linie der Playlisten verhärten und ein „Perpetuum mobile der seichten Sommerhits“ entstehen.
Auch das Bezahlmodell von Spotify wirkt sich deutlich auf die Herangehensweise der Rapper aus. Künstler wie Olexesh fluten den Streaming-Service mit neuen Songs, um möglichst viele Aufrufe und damit größere Ausschüttungen zu erhalten. Andere Rapper verzichten auf eine dritte oder gar zweite Strophe damit ihre Lieder kürzer und somit häufiger gespielt werden.
Die musikalische Qualität von „Modus Mio“ lässt sich nicht bestreiten. Wer auf Trap, Autotune oder sonstige neumodische Klänge steht, wird jede Woche verlässlich bedient. Alle anderen schauen jedoch in die Röhre. Die Spotify-Redakteure geben sich Mühe, nicht nur Chart-Größen zu featuren, trauen sich in der Regel aber nicht an Newcomer heran. Ein Stil muss bereits funktionieren, um bei „Modus Mio“ eine Chance zu erhalten. Somit ist Modus Mio eine neue Art des Formatradio für Deutschrap.
Wer wissen möchte, welche Rap-Musik in Deutschland gehört wird, kommt nicht an „Modus Mio“ vorbei. Dass die Playlist nicht reicht, um deutschsprachigen Hip-Hop in seiner Gänze zu erfassen, ist dagegen auch ein Fakt. Fernab der Spotify-Playlisten gibt es eine Untergrund-Szene, die gedeiht und Erfolge nach eigenen Maßstäben feiert. Und auch der Mainstream hat sich nicht komplett der „Modus Mio“ verschrieben. Rapper wie Casper, Marteria oder Samy Deluxe charten auch ohne Plätze in der Playlist.
Rapspion als Alternative zu Modus Mio
Wer eine Alternative zu „Modus Mio“ sucht, sollte einen Blick auf unsere Rapspion-Playlist werfen. In regelmäßigen Abständen füllen wir die Spotify-Liste mit unseren Favoriten der Stunde, aber auch mit Geheimtipps und versteckten Soundperlen. Dadurch bedienen wir nicht nur ein spezielles Klangbild, sondern versuchen die Rap-Szene in ihrer ganzen Breite abzubilden. Wer uns seine Tracks für diese Playlist zusenden möchte, kann das über Submithub tun.