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FKA Twigs in Berlin: Ein kurzes Tanz-Vergnügen

FKA Twigs stand gestern in der Berliner Music Hall auf der Bühne und lieferte eine makellose Performance ab. Hier unsere Eindrücke der Show.

Eigentlich hätte die „Eusexua“-Welttournee bereits im März starten sollen, doch Visa-Probleme zwangen die Künstlerin zu einer kurzfristigen Verschiebung.

„You have no idea what it took, to bring this show back to Berlin“ (FKA twigs)

Erst gestern konnte sie ihre Tour endlich fortsetzen, und das Berliner Publikum erlebte ein komprimiertes, dafür umso intensiveres Konzert, das viel mehr einer Tanz-Performance glich als einem klassischen Live-Konzert. Das tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch, ganz im Gegenteil, denn die Musik von FKA Twigs ist größtenteils nicht fürs Livekonzert gemacht, sondern für die Tanzfläche.

Anders als zu Beginn der Tour im März in London und Paris spielte sie in Berlin statt zwei Stunden nur eine und ließ dabei vor allem viele ältere Songs weg, die sie im März noch im Programm hatte. Vielleicht war die Show zu intensiv und körperlich zu anstrengend, um sie mehrere Nächte hintereinander in voller Länge zu zeigen. Spürbar war in jedem Moment, wie viel Arbeit, Professionalität und Präzision in dieser Aufführung steckte.

Präzise Inszenierung: „The Practice“
Der Abend begann mit „Perfect Stranger“, „Weak Spot“ und „Room of Fools“. Songs, die Twigs mit einer fast rituellen Strenge auf die Bühne brachte. Ihre Bewegungen waren aufreizend und zugleich entrückt, jeder Schritt Teil einer komplexen Choreografie, in der nichts dem Zufall überlassen blieb. Unterstützt von einem Ensemble mit acht Tänzer:innen, führte Twigs das Publikum in einen Raum zwischen Tanz und Theater. Am Ende des ersten Teils balancierte sie unnachahmlich elegant zu „24hr Dog“ an einer Pole-Stange und zeigte dabei atemberaubende Moves. Sie ist eine der wenigen Künstlerinnen, die nicht nur von Background-Tänzern in Szene gesetzt wird, sondern selbst die Vortänzerin ist.

State of Being: Körperliche Ekstase
Mit dem zweiten Akt, „State of Being“, öffnete sich die Show und wurde zugänglicher. „Striptease“ markierte den Wendepunkt: Hier ließ Twigs die Strenge des ersten Akts hinter sich und tauchte ein in eine körperliche Ekstase. Sie zog sich das Kleid vom Leib, ihre Stimme füllte die Halle mit einer fast opernhaften Wucht. Jeder Ton, jeder Blick schien zu sagen: Jetzt beginnt der eigentliche Rausch.

Der Titelsong ihres aktuellen Albums „Eusexua“ folgte als Manifest dieser Befreiung. Der Song war der Kern der Show: eine Feier des Moments, in dem alle Zweifel verschwinden. Twigs präsentierte sich selbstbewusst feministisch mit Kurzhaarschnitt, die Performance als Gegenentwurf zu klassischen Geschlechterrollen. Tänzer:innen, Licht, Musik – alles verschmolz zu einem Bild von weiblicher Stärke, das sich jeder eindeutigen Interpretation entzog. Immer wieder blitzte auch die Referenz Madonna auf, deren Song „Vogue“ Twigs in Berlin kurz anspielte. Eine Hommage, die sich nahtlos in ihre eigene Ästhetik einfügte.

The Pinnacle: Stimme als Zentrum
Der letzte Teil, „The Pinnacle“, führte den Abend schließlich zurück zur Stimme. Während viele Passagen der Tanznummern noch Vollplayback waren, woraus sie keinen Hehl machte, spielte sie nun auch ihre stimmlichen Fähigkeiten aus. „Home With You“, nur begleitet von Piano und Klarinette, zeigte eine andere Seite von Twigs: verletzlich, nahbar, gleichzeitig mit einer hypnotischen Präsenz, die alles andere in den Hintergrund rückte.

Mit „Cellophane“ beendete Twigs das Konzert überraschend früh, aber das Publikum war am Ende dennoch nicht enttäuscht. Es war ein emotionaler Abschluss, in dem alles, was zuvor in Tanz und Performance Ausdruck gefunden hatte, auf ihre Stimme verdichtet wurde. FKA Twigs unterstrich in Berlin eindrucksvoll, dass sie eine der herausragenden Pop-Künstlerinnen unserer Zeit ist.

Setlist Berlin

Act I: Practice

  • Perfect Stranger
  • Weak Spot
  • Room of Fools
  • Hours
  • Striptease
  • 24hr Dog

Act II: State of Being

  • Eusexua
  • Perfectly
  • Drums of Death
  • oh my love
  • honda
  • papi bones
  • Glass & Patron
  • Dance Break
  • Girl Feels Good

Act III: The Pinnacle

  • Home With You
  • Numbers
  • Water Me
  • Two Weeks
  • Cellophane

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