Zum Inhalt springen

Michael Jackson-TV-Doku „Leaving Neverland“ im Stream

Die Dokumentation über die Missbrauchsvorwürfe gegen Michael Jackson schlägt momentan hohe Wellen. Gestern lief der Film erstmals im deutschen Fernsehen. Wir fassen zusammen, worum es bei „Leaving Neverland“ geht und warum der Film die Legende des „King of Pop“ zerstört.

Trailer: Leaving Neverland

Wer hätte gedacht, dass Dokumentationen irgendwann wieder Gesprächsthema Nummer eins der Musikwelt werden? Nachdem zuletzt „Surviving R. Kelly“ – der Ausstrahlungstermin hierfür dürfte in Deutschland ca. Ende Mai sein – für ordentlich Trubel gesorgt hat, folgt nun der filmische Angriff auf den verstorbenen „King Of Pop“ Michael Jackson. So, oder so ähnlich nehmen es zumindest viele seiner Fans wahr. 

Die zweiteilige HBO-Dokumentation „Leaving Neverland“ setzt sich mit den andauernden Vorwürfen des Kindesmissbrauchs gegenüber Michael Jackson auseinander. Im Mittelpunkt des ersten Teils stehen dabei Jimmy Safechuck und Wade Robson, welche im Alter von 7 und 10 Jahren eine Beziehung zu ihm aufgebaut haben und nun unverblümt über die Misshandlungen sprechen, die ihnen Michael Jackson während ihrer Kindheit angetan haben soll. 

Im zweiten Teil konzentriert sich die Dokumentation auf die Anschuldigungen anderer Kinder und die resultierenden Gerichtsprozesse zu Beginn der 2000er. Eine Fortsetzung, welche andere Betroffene direkt befragt, soll zudem bereits in Planung sein. 

Die Vorwürfe:

  • Die beiden heute erwachsenen Männer erzählen detailliert, wie Michael Jackson sie als Kinder monatelang fast täglich sexuell missbraucht haben soll. Beide hatte Jackson bereits im Jahr 1987 kennengelernt.
  • Systematisch habe er ihre Eltern (zumeist Fans) um den Finger gewickelt, bis ihre Kinder bei ihm im Bett schlafen durften, wo er sie warnte, dass nichts nach draußen dringen dürfe, da dies ihre Familien und seine Karriere zerstören würde.
  • Er habe sich als bester Freund und Vertrauter gegeben und deshalb haben die beiden Jungen bei vergangenen Prozessen wegen Kindesmissbrauchs für Jackson ausgesagt – und ihn damals vor einer jahrelangen Haftstrafe geschützt. Ansonsten hätte Jackson noch die Chance gehabt zu den Vorwürfen vor einem Gericht Stellung zu beziehen.
  • Erst als sie selbst Väter geworden seien, habe ihnen das die Augen geöffnet, was der Missbrauch tatsächlich bedeutet und dass es nicht Liebe, sondern ein Verbrechen war. 
  • Die Familien der beiden hätten damals nichts bemerkt, weil sie selbst so von Jacksons Aura geblendet waren. 
  • Jackson hatte nie verheimlicht, mit Kindern in einem Bett zu schlafen und sich selbst als Kind (Peter Pan) inszeniert. An einer Stelle fragt die Frau des Opfers „wie man einen erwachsenen Mann jemals in einem Bett mit einem 7-jährigen Kind schlafen lassen könne“ und klagt die Mutter an, mitschuldig zu sein. Aber auch die Öffentlichkeit hatte damals kaum auf dieses unangebrachte Verhalten eines erwachsenen Mannes reagiert.
  • Der Verdacht liegt nahe, dass noch viele andere Kinder betroffen waren, die sich ihrer Familie gegenüber nicht outen wollen. Jackson hatte seit den 80er Jahren immer Kinder auf seiner Neverland-Ranch wohnen lassen.
  • Ein ehemaliger Hausangestellter bezeichnete Jackson als schwer krank und bestätigt die Darstellung der beiden Männer. Auch seine Schwester La Toya und ihr Ehemann haben in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen, dass Michael Jackson pädophil gewesen sei.
  • Jacksons ehemalige Frau Lisa-Marie Presley konnte zwar die Missbrauchsfälle nicht bestätigen, nannte Jackson aber einen skrupellosen Manipulator, der sie nur benutzt habe.
  • Auch die Interviews mit Familienmitgliedern der beiden Opfer scheinen glaubwürdig, da sie im Detail darstellen, wie Jackson sie geblendet und manipuliert habe, um ihm ihre Kinder anzuvertrauen.
  • Die angeblichen Opfer erhielten nach ihren Aussagen viel Kritik und Hassmails von Jackson-Fans, die verhindern wollen, dass seine Karriere posthum zerstört wird, was andere Opfer nachhaltig einschüchtern könnte.

Insgesamt ist das Bild von Michael Jackson nach diesem Film zerstört. Offenbar war Michael Jackson ein hochgradig kranker Mann, der Kinder benutzt und massiv sexuell missbraucht hat. Ob man deshalb seine Musik verbannen muss, wagen wir zu bezweifeln, doch seine eigene Darstellung als unschuldiges Opfer von Medien und Neidern lässt sich nach diesem Film nicht länger aufrecht erhalten. Offenbar hat ihm sein Superstar-Bonus in der Öffentlichkeit geholfen, seine Verbrechen zu vertuschen, da niemand es wahr haben wollte, warum Jackson als erwachsener Mann die Nähe von Kindern, vorzugsweise Jungs, suchte.

Wie sich bei diesem Thema vermuten lässt, gibt es seit der Erstausstrahlung auf dem Sundance Film Festival jede Menge Streit und Anschuldigungen. Mit einem knapp 10-seitigen Brief versuchten Jacksons Nachlassverwalter die Ausstrahlung zu verhindern und gehen nun bereits gerichtlich gegen einige Sender vor. Hier steht vor allem der Vorwurf im Vordergrund, die Macher hätten weder Familie, Freunde noch andere Personen befragt, die ihm wirkliche nahe standen. Kritiker monieren Fehler in den Erzählunen der beiden, was aber an ihrer schockierend detaillierten Darstellung nichts ändert.

Wo kann ich „Leaving Neverland“ streamen?

Die Doku lief zunächst als Zweiteiler lediglich bei HBO. Nun wurde jedoch bekannt, dass sich ProSiebenSat.1 Media die deutschsprachigen Rechte gesichert hat. „Leaving Neverland“ wird am 6. April 2019 ab 20:15 Uhr auf ProSieben ausgestrahlt und wird danach beim Bezahlsender Joyn+ zu finden sein. Dabei wird die Dokumentation scheinbar nicht geteilt, sondern die kompletten vier Stunden an einem Abend gezeigt. 

Bis der Film auch hier zu kaufen oder zu streamen ist. Hierzu müsst ihr euch mit einem Amazon Prime Account bei der amerikanischen Amazon-Seite anmelden und einen entsprechenden VPN-Service nutzen. Anschließend könnt ihr das kostenlose, 7-tägige Probe-Abo für den HBO-Channel abschließen und die Doku sofort sehen. Ihr müsst nur daran denken, das Abo auch wieder rechtzeitig zu kündigen. 

Bisher gibt es keine genauen Infos, jedoch sollte die Dokumentation nach der deutschen Erstausstrahlung auch zeitnah bei iTunes & Co. zum Kauf bzw. als Miet-Inhalt verfügbar sein.