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Tame Impala kündigen neues Album „Deadbeat“ an

Kevin Parker, das kreative Zentrum von Tame Impala, hat für den 17. Oktober 2025 ein neues Album angekündigt. „Deadbeat“ (deutsch: „Versager“) ist der Nachfolger des 2020 veröffentlichten Albums „The Slow Rush“. Damit endet eine fünfjährige Pause, in der Parker zwar musikalisch aktiv blieb, aber keine eigene LP mehr vorgelegt hatte.

Bereits im Sommer hatte Tame Impala mit den beiden neuen Songs „End of the Summer“ und „Loser“ erste Hinweise auf ein mögliches Album gegeben. Nun ist klar: Beide Titel sind Teil eines insgesamt zwölf Songs umfassenden Albums, das laut Ankündigung stark von der Rave-Kultur Westaustraliens sowie den sogenannten „Bush Doofs“ – illegalen Open-Air-Raves im australischen Outback – inspiriert ist.

Aufgenommen wurde „Deadbeat“ in Parkers Heimatstadt Fremantle sowie in seinem Studio im Küstenort Injidup, ebenfalls in Western Australia. Bereits in der Vergangenheit hatte sich Parker für längere kreative Phasen aus dem Rampenlicht zurückgezogen, um in Ruhe an neuen Ideen zu arbeiten. Die Wahl, sich in die Abgeschiedenheit Westaustraliens zu begeben, deutet auf eine Rückbesinnung auf die Wurzeln von Tame Impala hin – mit einem klaren Fokus auf Sounddesign, Psychedelia und introspektive Texte.

Die Vorabsingles lassen bereits erahnen, wohin die Reise geht. „End of the Summer“ wurde von einem experimentellen Split-Screen-Video begleitet, das visuell an frühe 70s-Psychedelia erinnert. Noch verspielter zeigt sich „Loser“, dessen Video den Schauspieler Joe Keery (bekannt aus Stranger Things und unter dem Musikalias Djo aktiv) zeigt. Darin tauscht Keery für einige Sekunden die Rollen mit Parker selbst und erzählt die Geschichte eines desillusionierten Aussteigers – passend zum Albumtitel und dessen thematischer Ausrichtung.

Auch wenn seit „The Slow Rush“ kein neues Album erschienen war, war Kevin Parker alles andere als inaktiv. 2023 gewann er mit dem Track „Neverender“ – einer Zusammenarbeit mit Justice – erstmals einen Grammy in der Kategorie Best Dance/Electronic Recording. In den darauffolgenden Jahren arbeitete er an einer Vielzahl von Filmprojekten: Für den Soundtrack des Barbie-Films steuerte Tame Impala den Track „Journey to the Real World“ bei, hinzu kamen Beiträge für Dungeons & Dragons: Honor Among Thieves („Wings of Time“), eine Remix-Version von Elvis Presleys „Edge of Reality“ und ein gemeinsamer Song mit Diana Ross („Turn Up the Sunshine“) für den Minions-Film The Rise of Gru.

Darüber hinaus setzte Parker seine zahlreichen Kollaborationen fort. Mit Thundercat veröffentlichte er den Track „No More Lies“, mit Justice folgte „One Night/All Night“, mit Gorillaz entstand „New Gold“ und gemeinsam mit Mike Skinner alias The Streets nahm er „Call My Phone Thinking I’m Doing Nothing Better“ auf. Als Produzent war er zudem maßgeblich am aktuellen Dua-Lipa-Album „Radical Optimism“ beteiligt.

Trotz der stilistischen Vielseitigkeit seiner letzten Projekte gilt Parker seit jeher als jemand, der das Albumformat bevorzugt – mit einem kohärenten Sound, der sich über mehrere Stücke hinweg entfaltet. Bereits auf den ersten Blick wirkt „Deadbeat“ wie eine bewusste Zäsur und Rückbesinnung: Weg vom Hochglanz-Pop früherer Kollaborationen, hin zu den psychedelischen, manchmal auch sperrigen Klangräumen, mit denen Tame Impala groß wurde.

Die Veröffentlichung von „Deadbeat“ ist für den 17. Oktober 2025 angesetzt. Die bisherigen Singles sind bereits über alle gängigen Streamingdienste verfügbar.

Biografie Tame Impala – Wer ist Kevin Parker?

Kevin Parker ist ein Einzelgänger, der aus Versehen zum Frontmann einer der einflussreichsten Bands der Gegenwart wurde. Unter dem Namen Tame Impala veröffentlichte der Australier in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten vier Studioalben, die psychedelischen Rock mit elektronischer Club-Ästhetik, introspektive Texte mit großen Popmomenten verbanden. Dabei ist Tame Impala keine Band im klassischen Sinn, sondern das Soloprojekt eines Perfektionisten, der von der Garage in Perth aus die globale Popwelt beeinflusste.

Geboren am 20. Januar 1986 in Sydney, wuchs Kevin Richard Parker in der westaustralischen Hafenstadt Perth auf, einer der abgeschiedensten Metropolen der Welt. Die geografische Isolation scheint sich auch auf seinen musikalischen Werdegang ausgewirkt zu haben: Ohne Anschluss an eine größere Musikszene begann Parker früh, seine Songs allein aufzunehmen, zunächst mit einem Vierspurgerät im Schlafzimmer.

Beeinflusst von seinem Vater – einem Musikliebhaber mit einer Schwäche für The Beatles – lernte er früh Gitarre und Schlagzeug. In der Highschool spielte er in mehreren Bands, darunter auch The Dee Dee Dums, aus denen später Tame Impala hervorgehen sollte. Doch während andere nach Mitmusikern suchten, entdeckte Parker die Möglichkeiten der Mehrspuraufnahme für sich: das Studio als Instrument, das Alleinsein als kreative Methode.

Innerspeaker (2010)

Tame Impala wurde offiziell als Band präsentiert, doch im Kern war es immer das Soloprojekt Parkers. Aufnahmen, Produktion, Instrumente, Gesang – alles kam von ihm selbst. Die erste EP erschien 2008 auf dem australischen Indie-Label Modular Recordings, das auch Cut Copy und The Presets beheimatete. Die Mischung aus fuzziger Gitarre, hallgetränkten Vocals und trippigen Melodien brachte dem Projekt schnell Aufmerksamkeit – nicht zuletzt wegen Parkers markanter Stimme, die oft mit John Lennon verglichen wurde.

Mit dem Debütalbum „Innerspeaker“ (2010) folgte der internationale Durchbruch. Die Platte wurde in einem abgelegenen Haus an der westaustralischen Küste aufgenommen, produziert von Parker selbst und abgemischt von Dave Fridmann (The Flaming Lips). Der Sound: Retro-psychedelisch, aber nicht nostalgisch. Statt reiner Sixties-Hommage verband Parker klassische Songstrukturen mit modernen Produktionsideen. Innerspeaker war kein Retrotrip, sondern eine zeitgenössische Halluzination.

Lonerism (2012)

Mit dem Nachfolger „Lonerism“ (2012) verließ Parker endgültig die Garage. Die Songs wurden opulenter, die Arrangements komplexer, Synthesizer rückten stärker in den Vordergrund. Das Album wurde von Kritikern weltweit gefeiert und markierte Tame Impalas Eintritt in den globalen Popdiskurs. Tracks wie „Feels Like We Only Go Backwards“ oder „Elephant“ liefen in Indie-Clubs ebenso wie auf großen Festivalbühnen.

Inhaltlich kreiste das Album um Einsamkeit, Selbstzweifel und das Gefühl, innerlich isoliert zu sein – Themen, die Parker auch in späteren Werken immer wieder aufgreifen sollte. Die Texte blieben dabei oft vage, fast skizzenhaft, was dem Publikum viel Raum für eigene Interpretationen ließ. Gleichzeitig unterstrich der Titel des Albums die zentrale Figur hinter dem Projekt: Lonerism als Selbstbeschreibung eines musikalischen Einzelgängers.

Currents (2015)

Mit dem dritten Album „Currents“ (2015) vollzog Parker eine deutliche ästhetische Wendung. Gitarren traten in den Hintergrund, stattdessen dominieren nun Synthesizer, Drum Machines und ein klarer Pop-Appeal. Die Vorabsingle „Let It Happen“ wurde zu einem Instant-Klassiker, ebenso wie das introspektive „Eventually“ oder das soulig-melancholische „The Less I Know The Better“, das zu einem der erfolgreichsten Tame-Impala-Songs avancierte.

„Currents“ war ein Bruch mit den Erwartungen des Indie-Rock-Publikums – und zugleich Parkers Eintritt in die Welt des Mainstreams. Während Kritiker noch diskutierten, ob das nun Pop, Soul, Synthwave oder doch Psychedelic Rock sei, arbeitete Parker bereits mit Künstlern wie Rihanna (Remix von „Same Ol‘ Mistakes“) und Lady Gaga („Perfect Illusion“).

The Slow Rush (2020)

Nach einer längeren Pause erschien 2020 das vierte Album „The Slow Rush“ – aufgenommen in seinem eigenen Studio in Fremantle und teils in Los Angeles. Thematisch kreist das Album um Zeit, Vergänglichkeit und persönliche Veränderungen. Der Tod seines Vaters, Umzüge und der steigende Druck, den Erfolg von Currents zu wiederholen, hatten Spuren hinterlassen.

Musikalisch verfeinerte Parker seine Produktionsweise weiter: Der Sound war detailverliebt, rhythmisch ausgefeilt, klanglich hochglanzpoliert. Tracks wie „Borderline“, „Lost in Yesterday“ oder „Posthumous Forgiveness“ zeigten Parker auf dem Höhepunkt seines handwerklichen Könnens – zugleich wirkte das Album distanzierter, verkopfter als seine Vorgänger.

Obwohl Tame Impala im Studio ein Ein-Mann-Projekt ist, tritt Parker live mit einer festen Band auf, darunter Langzeitmitglieder wie Jay Watson, Dominic Simper oder Julien Barbagallo. Die Live-Shows gelten als spektakuläre audiovisuellen Erlebnisse, bei denen Lichtkunst und Sounddesign nahtlos ineinandergreifen. Parker überlässt auf der Bühne selten etwas dem Zufall – auch hier dominiert sein Kontrollwille, gepaart mit einem feinen Gespür für Dramaturgie.

In den Jahren nach The Slow Rush zeigte sich Kevin Parker vielseitiger denn je. Neben Produktionen für Popstars wie Dua Lipa arbeitete er mit Thundercat, Gorillaz, The Streets oder Justice zusammen. Seine Handschrift blieb stets erkennbar: weite Hallräume, fließende Harmonien, eine fast meditative Klangästhetik.

Auch als Soundtrack-Komponist trat er in Erscheinung, etwa mit Songs für Filme wie Barbie, Dungeons & Dragons oder Minions. Dabei gelang es ihm, seinen charakteristischen Sound auch in kommerzielleren Kontexten zu behaupten, ohne beliebig zu wirken.

Deadbeat (2025)

Für Oktober 2025 ist das neue Album „Deadbeat“ angekündigt. Die ersten Vorabsingles deuten auf eine psychedelischere, verspieltere Ausrichtung hin, mit spürbarem Einfluss elektronischer Undergroundkultur.


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