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Tame Impala – “Deadbeat” (Album 2025)

Kevin Parker, das kreative Zentrum von Tame Impala, veröffentlicht sein neues Album „Deadbeat“ (deutsch: “Versager”) und kommt im kommenden Jahr auf Tour.

★★★☆☆

Fünf Jahre nach dem eher introspektiven The Slow Rush öffnet Kevin Parker auf Deadbeat seinen Sound nun stärker dem Dancefloor.

Musikalisch knüpft das Album an jüngere Kollaborationen an, die Parker erstmals direkt zeitgenössischer Clubkultur verbanden: etwa an Oneohtrix Point Never & Tame Impala – “The View”, die Produktion des letzten Albums von Dua Lipa oder die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Justice.

Auch Deadbeat klingt nach dieser Öffnung. Tracks wie Ethereal Connection oder Oblivion greifen auf wuchtige 4/4-Beats, modulierte Synthesizer und repetitive Basslinien zurück. Die Tracks sind klar strukturiert, zugleich voller klanglicher Details. Dennoch bleibt Parker sich in einer Hinsicht treu: Die vermeintliche Euphorie wird ständig gebrochen durch melancholische Vocals, fragmentierte Arrangements oder bewusst ungeschönte Produktionsentscheidungen.

In Songs wie My Old Ways, Obsolete oder Dracula hört man unfertige Demos durch, eingestreute Seufzer, flüchtige Skizzen. Das Ergebnis ist ein Album, das trotz seiner elektronischer Ausrichtung eine ungewöhnliche emotionale Offenheit mitbringt.

Textlich reflektiert Parker auf Deadbeat die Kehrseite des Erfolgs: Schuldgefühle, Selbstentfremdung, die Diskrepanz zwischen öffentlicher Persona und privatem Rückzug. In Piece of Heaven hallt der Gesang durch ein Kinderzimmer, während der Protagonist spürbar abwesend bleibt. In Not My World beschreibt er das Leben anderer wie ein Außenstehender, fast neidvoll, fast resigniert. Es ist diese Haltung, die dem Album seinen emotionalen Kern verleiht: zwischen der Sehnsucht nach einem „normalen“ Leben und dem Wissen, dass es längst zu spät dafür ist.

Nicht alle Tracks funktionieren gleich gut. No Reply verliert sich in einer zu schlichten Melodieführung, End of Summer wird durch einen aufdringlichen Vocal-Loop irritiert. Nicht jede Idee trägt einen ganzen Song.

Deadbeat markiert nun den Übergang vom Psychedelic Pop zum Clubsound. Dabei bleibt Parker einer, der auch auf dem Dancefloor nicht tanzt, sondern der in der Ecke steht und das Treiben beobachtet.

Tame Impala auf Tour

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Biografie Tame Impala – Wer ist Kevin Parker?

Kevin Parker ist ein Einzelgänger, der aus Versehen zum Frontmann einer der einflussreichsten Bands der Gegenwart wurde. Unter dem Namen Tame Impala veröffentlichte der Australier in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten vier Studioalben, die psychedelischen Rock mit elektronischer Club-Ästhetik, introspektive Texte mit großen Popmomenten verbanden. Dabei ist Tame Impala keine Band im klassischen Sinn, sondern das Soloprojekt eines Perfektionisten, der von der Garage in Perth aus die globale Popwelt beeinflusste.

Geboren am 20. Januar 1986 in Sydney, wuchs Kevin Richard Parker in der westaustralischen Hafenstadt Perth auf, einer der abgeschiedensten Metropolen der Welt. Die geografische Isolation scheint sich auch auf seinen musikalischen Werdegang ausgewirkt zu haben: Ohne Anschluss an eine größere Musikszene begann Parker früh, seine Songs allein aufzunehmen, zunächst mit einem Vierspurgerät im Schlafzimmer.

Beeinflusst von seinem Vater – einem Musikliebhaber mit einer Schwäche für The Beatles – lernte er früh Gitarre und Schlagzeug. In der Highschool spielte er in mehreren Bands, darunter auch The Dee Dee Dums, aus denen später Tame Impala hervorgehen sollte. Doch während andere nach Mitmusikern suchten, entdeckte Parker die Möglichkeiten der Mehrspuraufnahme für sich: das Studio als Instrument, das Alleinsein als kreative Methode.

Innerspeaker (2010)

Tame Impala wurde offiziell als Band präsentiert, doch im Kern war es immer das Soloprojekt Parkers. Aufnahmen, Produktion, Instrumente, Gesang – alles kam von ihm selbst. Die erste EP erschien 2008 auf dem australischen Indie-Label Modular Recordings, das auch Cut Copy und The Presets beheimatete. Die Mischung aus fuzziger Gitarre, hallgetränkten Vocals und trippigen Melodien brachte dem Projekt schnell Aufmerksamkeit – nicht zuletzt wegen Parkers markanter Stimme, die oft mit John Lennon verglichen wurde.

Mit dem Debütalbum „Innerspeaker“ (2010) folgte der internationale Durchbruch. Die Platte wurde in einem abgelegenen Haus an der westaustralischen Küste aufgenommen, produziert von Parker selbst und abgemischt von Dave Fridmann (The Flaming Lips). Der Sound: Retro-psychedelisch, aber nicht nostalgisch. Statt reiner Sixties-Hommage verband Parker klassische Songstrukturen mit modernen Produktionsideen. Innerspeaker war kein Retrotrip, sondern eine zeitgenössische Halluzination.

Lonerism (2012)

Mit dem Nachfolger „Lonerism“ (2012) verließ Parker endgültig die Garage. Die Songs wurden opulenter, die Arrangements komplexer, Synthesizer rückten stärker in den Vordergrund. Das Album wurde von Kritikern weltweit gefeiert und markierte Tame Impalas Eintritt in den globalen Popdiskurs. Tracks wie „Feels Like We Only Go Backwards“ oder „Elephant“ liefen in Indie-Clubs ebenso wie auf großen Festivalbühnen.

Inhaltlich kreiste das Album um Einsamkeit, Selbstzweifel und das Gefühl, innerlich isoliert zu sein – Themen, die Parker auch in späteren Werken immer wieder aufgreifen sollte. Die Texte blieben dabei oft vage, fast skizzenhaft, was dem Publikum viel Raum für eigene Interpretationen ließ. Gleichzeitig unterstrich der Titel des Albums die zentrale Figur hinter dem Projekt: Lonerism als Selbstbeschreibung eines musikalischen Einzelgängers.

Currents (2015)

Mit dem dritten Album „Currents“ (2015) vollzog Parker eine deutliche ästhetische Wendung. Gitarren traten in den Hintergrund, stattdessen dominieren nun Synthesizer, Drum Machines und ein klarer Pop-Appeal. Die Vorabsingle „Let It Happen“ wurde zu einem Instant-Klassiker, ebenso wie das introspektive „Eventually“ oder das soulig-melancholische „The Less I Know The Better“, das zu einem der erfolgreichsten Tame-Impala-Songs avancierte.

„Currents“ war ein Bruch mit den Erwartungen des Indie-Rock-Publikums – und zugleich Parkers Eintritt in die Welt des Mainstreams. Während Kritiker noch diskutierten, ob das nun Pop, Soul, Synthwave oder doch Psychedelic Rock sei, arbeitete Parker bereits mit Künstlern wie Rihanna (Remix von „Same Ol‘ Mistakes“) und Lady Gaga („Perfect Illusion“).

The Slow Rush (2020)

Nach einer längeren Pause erschien 2020 das vierte Album „The Slow Rush“ – aufgenommen in seinem eigenen Studio in Fremantle und teils in Los Angeles. Thematisch kreist das Album um Zeit, Vergänglichkeit und persönliche Veränderungen. Der Tod seines Vaters, Umzüge und der steigende Druck, den Erfolg von Currents zu wiederholen, hatten Spuren hinterlassen.

Musikalisch verfeinerte Parker seine Produktionsweise weiter: Der Sound war detailverliebt, rhythmisch ausgefeilt, klanglich hochglanzpoliert. Tracks wie „Borderline“, „Lost in Yesterday“ oder „Posthumous Forgiveness“ zeigten Parker auf dem Höhepunkt seines handwerklichen Könnens – zugleich wirkte das Album distanzierter, verkopfter als seine Vorgänger.

Obwohl Tame Impala im Studio ein Ein-Mann-Projekt ist, tritt Parker live mit einer festen Band auf, darunter Langzeitmitglieder wie Jay Watson, Dominic Simper oder Julien Barbagallo. Die Live-Shows gelten als spektakuläre audiovisuellen Erlebnisse, bei denen Lichtkunst und Sounddesign nahtlos ineinandergreifen. Parker überlässt auf der Bühne selten etwas dem Zufall – auch hier dominiert sein Kontrollwille, gepaart mit einem feinen Gespür für Dramaturgie.

In den Jahren nach The Slow Rush zeigte sich Kevin Parker vielseitiger denn je. Neben Produktionen für Popstars wie Dua Lipa arbeitete er mit Thundercat, Gorillaz, The Streets oder Justice zusammen. Seine Handschrift blieb stets erkennbar: weite Hallräume, fließende Harmonien, eine fast meditative Klangästhetik.

Auch als Soundtrack-Komponist trat er in Erscheinung, etwa mit Songs für Filme wie Barbie, Dungeons & Dragons oder Minions. Dabei gelang es ihm, seinen charakteristischen Sound auch in kommerzielleren Kontexten zu behaupten, ohne beliebig zu wirken.

Deadbeat (2025)

Für Oktober 2025 ist das neue Album „Deadbeat“ angekündigt. Die ersten Vorabsingles deuten auf eine psychedelischere, verspieltere Ausrichtung hin, mit spürbarem Einfluss elektronischer Undergroundkultur.


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