Garbage sind aktuell auf große Nordamerika-Tour und das zum letzten Mal. Wie die Band rund um Frontfrau Shirley Manson mitteilte, ist die Konzertreihe ihre „letzte Headline-Tour durch Nordamerika“. Und das hat vor allem mit den Bedingungen zu tun, unter denen Musikern heute touren müssen.
Der Name der Tour wirkt fast wie eine ironische Vorwegnahme des Abschieds: Happy Endings ist nicht nur eine Hommage an ein erfülltes Kapitel in der Bandgeschichte, sondern auch Ausdruck einer bewussten Entscheidung gegen das „Weitermachen um jeden Preis“.
Mit über 30 Shows in den USA und Kanada war es die umfangreichste Headline-Tour der Band seit fast zehn Jahren. Doch der Rückzug von der Bühne ist kein reines Altersphänomen. Vielmehr äußert sich Shirley Manson in einem inzwischen viel beachteten Statement während des Konzerts im The Anthem in Washington D.C. ungewohnt deutlich zu den ökonomischen Realitäten der Musikindustrie.
„Wir haben als Band beschlossen, unsere Headline-Touren einzustellen – schlicht aus wirtschaftlichen Gründen. Dank der Gier der Plattenindustrie ist Touring inzwischen extrem schwierig geworden.“
Was auf den ersten Blick wie ein Kommentar zu rückläufigen Einnahmen wirkt, entpuppt sich als grundsätzliche Kritik an der Struktur des Musikgeschäfts: an Einnahmemodellen, die sich auf Streaming-Plattformen verlagert haben, an Ticketing-Systemen, die Künstlern immer weniger Kontrolle lassen, und an einem Tour-Alltag, der vor allem für junge Bands zur existenziellen Belastung geworden ist.
Manson spricht über Künstler*innen, die neben dem Touren Jobs halten müssen, in Vans schlafen und aus Kostengründen in unsicheren Unterkünften übernachten. „Es ist gefährlich und inakzeptabel. Und das muss sich ändern.“
Seit ihrem Debüt Mitte der 1990er-Jahre gehören Garbage zu den wenigen Bands, die sich zwischen Alternative Rock, Electronica und Pop über Jahrzehnte hinweg ein eigenes Profil bewahrt haben. Mit Hits wie Stupid Girl, I Think I’m Paranoid oder Only Happy When It Rains etablierte sich die Band als Teil des Soundtracks einer ganzen Generation – nicht zuletzt wegen Shirley Mansons unverwechselbarer Präsenz zwischen Riot-Girl-Energie und Pop-Appeal.
Mit dem aktuellen Album Let All That We Imagine Be the Light, das der Tour zugrunde liegt, zeigte sich die Band erneut in Form: thematisch vielschichtig, soundästhetisch zwischen Industrial-Anklängen und atmosphärischer Dichte, ohne dabei in Nostalgie zu verfallen. Stattdessen gelingt Garbage das Kunststück, gleichzeitig mit der eigenen Vergangenheit zu arbeiten und sich dabei nicht von ihr dominieren zu lassen.
Wichtig ist: Garbage lösen sich nicht auf. Die Tour ist kein Abschied von der Musik, sondern ein Abschied vom Touren in dieser Größenordnung durch einen ganzen Kontinent und dem logistischen Kraftakt, der hinter einer solchen Produktion steht. Manson beschreibt die Tour als „Privileg“ und betont zugleich, dass dies wohl das letzte Mal sei, dass Garbage auf diese Weise durch Nordamerika reisen werde, mit Ausnahme der Ost- und Westküste.
Gleichzeitig stellt sie klar, dass sich das Verhältnis zum Publikum nie verändert habe, auch wenn die Industrie andere Geschichten erzähle: „Uns wurde gesagt, wir seien zu alt, zu irrelevant, niemand wolle uns mehr hören, niemand wolle uns im Radio spielen“, so Manson. „Und dann kamt ihr. Und habt uns den Rücken gestärkt.“