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Depeche Mode – Memento Mori (Album 2023)

ALBUM DER WOCHE: Melancholischer Gothic-Pop von zwei Überlebenden: Nach dem Tod von Andy Fletcher veröffentlichen Martin Gore und Dave Gahan ein bewegendes Album, das Epitaph und Erinnerung ist sowie Abschied und Auferstehung.

Das Album beginnt mit dem starken flirrenden Opener „My Cosmos Is Mine“, der mit dunklen wie pulsierenden Eletroklängen auf das Kommende einstimmt – der eigene Kosmos, den man gegen die Außenwelt und gegen den Tod verteidigt.

Isolation und individuelle Abgrenzung spielen auch in der Entstehung der Songs eine große Rolle: Richard Butler von den The Psychedelic Furs mailte Martin L Gore während des Lockdowns an und fragte, ob man vielleicht ein wenig Musik miteinander machen sollte. Gore stimmte zu und nicht nur das, die vier Butler-Songs – ein Novum bei Depeche Mode – machen “Memento Mori” tatsächlich spannender als vorherige Alben. Vielleicht brauch(t)en Gore und Gahan – vor allem nach dem Tod von Andy Fletcher – immer jemanden zwischen sich, der beider Kosmen nicht ungebremst aufeinander treffen lässt. Auch die sehr nostalgische wie ergreifende Vorabsingle “Ghosts Again” stammt aus der Kooperation.

Das Video dazu mit seinen allzu deutlichen visuellen Todes-Metaphern ist vielleicht ein bisschen zu viel, andererseits ist der Tod an sich einfach zu viel zu ertragen – jede Trauer ist richtig, jede Trauer ist wahrhaftig – es gibt kein Zuviel.

Und so sind die Songs einerseits Zitate älterer Songs, Echos der Vergangenheit und ein trotziges lebensbejahendes Spiel mit Stilen wie Synthpop, Folk-Einflüssen und Songwriterblues. Der Schlussong “Speak To Me” schließlich ist ein Finale, das einerseits überlensgroß ist und andererseits das Überleben zelebriert, geht es doch um die Nahtoderfahrung Gahans und den eigenen Kosmos, der notgedrungen irgendwann doch in den großen Kosmos übergehen wird.

Fletchers bandinterner und zum Running-Gag gewordener Studio-Kommentar „Does every song have to be about death?“ ist beim Anhören dieses Albums besonders schwer zu schlucken, dass der durchaus klischeehafte Titel „Memento Mori“ auch nach seinem Tod beibehalten wurde, ebenfalls: Und dennoch, die Trauer hat immer Recht und die(se) Musik beweist einmal mehr, dass sie die Einzige ist, die überlebt – bitte macht sie so lange ihr dürft und könnt.


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Tracklist: Depeche Mode – Memento Mori

  1. My Cosmos Is Mine
  2. Wagging Tongue
  3. Ghosts Again
  4. Don’t Say You Love Me
  5. My Favourite Stranger
  6. Soul With Me
  7. Caroline’s Monkey
  8. Before We Drown
  9. People Are Good
  10. Always You
  11. Never Let Me Go
  12. Speak To Me

Auf Spotify hören:

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