Depeche Mode veröffentlichen ihr 14. Album „Spirit“. Und man darf sich freuen: Dave Gahan, Martin Gore und Andrew Fletcher suchen neue Einflüsse und finden die richtigen.
Es dröhnt, es raunt, es liegt ein aufwühlender Grundton in der Luft: Depeche Mode sind zurück. Im mittlerweile Standard gewordenen Turnus von vier Jahren veröffentlicht die Band aus Essex ein neues Studioalbum. Zwölf Songs, getrieben vom Willen zur Selbsterneuerung. Aber alles recht sachte.
„Spirit“ ist keine Generalüberholung, keine Revolution, weder nach innen noch nach außen. Es ist ein Gesamtkonstrukt, bei dem man herausstehende Singles vergeblich sucht, das Resultat aber umso homogener und in sich geschlossener wirkt. Mit James Ford holten sich Dave Gahan, Martin Gore und Andrew Fletcher einen Weltklasse-Produzenten ins Boot. Dem standen als Ausgangsbasis zwanzig Songs zur Verfügung – zu unterschiedlichen Teilen geschrieben von Gahan und Gore – aus denen er letzendlich zwölf auswählte.
„James sagte, dass er eine Platte aufnehmen will, die auch Leuten gefallen soll, die nicht unbedingt Depeche-Mode-Fans sind“ (Dave Gahan)
Und entgegen der Vermutung, welche die erste Single „Where’s The Revolution“ mit sich brachte, ist „Spirit“ von der ursprünglichen Intention her zwar kein rein politisches Album, aber immerhin eines mit einer politischen Botschaft. Es kracht und rumpelt, das unterschwellig Aggressive, das Fordernde in den Songs beklagt die zuweilen fehlende Moral innerhalb einer Gesellschaft oder den zunehmenden Identitätsverlust, verursacht durch den rasanten technischen Fortschritt.
Klingt vom lyrischen Standpunkt her wie eine altersmüde Band, die allzu gern vor dem viel zu schnellen Lauf der Zeit kapitulieren wollen würde. Musikalisch aber legen Depeche Mode den zwar niedrigen, aber dennoch einen deutlich hörbaren Modernisierungsgang ein. Ohne auf die Achtziger-Retrowelle aufspringen zu wollen – sich quasi selbst zu kopieren – weiß die Band was sie kann, aber auch wovon sie besser die Finger lassen sollte.
ACT DES MONATS
So versuchen sie sich in „Poison Heart“ vorsichtig an elektronisch unterlegtem Souleinfluss. Aber das größte Plus auf „Spirit“ ist eben jener fortschrittliche Geist: Nicht nur, dass dieses Album gehaltvoller komponiert und klanglich aufufernder – und damit interessanter gestaltet ist – als der Vorgänger „Delta Machine“. Depeche Mode bringen diesen dezenten Modernisierungsdrang als neues Element mit einer substanziellen Message zusammen – ohne altersweise den Zeigefinger erheben zu wollen.
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