Zwei starke Stimmen, experimenteller Synth-Pop, lässige Raps und eingängiger Indie – ein Mix, der uns begeistert. Im Oktober ist das Wiener Trio auf Tour!
Mit „3“ veröffentlicht Sharktank am 12. September 2025 ihr drittes Studioalbum – und gleichzeitig das bisher wohl konsequenteste Statement ihrer musikalischen Identität. Nach der elektronisch geprägten EP Blindsided kehrt das österreichische Trio nun mit einem Werk zurück, das gleichermaßen Rückschau und Ausblick ist, Soundexperiment und Pop-Gefühl, Selbstironie und Seelenstriptease. Es klingt – ganz einfach – nach Sharktank.
Drei Stimmen, ein Sound
Der Titel „3“ steht nicht nur für die Albumzählung, sondern auch für die individuelle Dynamik der Bandmitglieder Katrin Paucz, Mile Lechner und Marco Kleebauer. Die drei könnten unterschiedlicher kaum sein: Katrin bringt synthie-verliebten Pop und emotionale Klarheit, Mile rappt mit Hip-Hop-Attitüde und konzeptuellem Feinsinn, Marco bastelt aus Samples und akustischem Chaos fragile Klanglandschaften. Was eigentlich nicht zusammenpassen sollte, wird hier zur Stärke – und zum Markenzeichen.
Dabei bleibt Sharktank dem eigenen Prinzip treu: kein Album wie das vorige, keine Regeln, aber immer unverkennbar im Sound. „3“ lebt vom Spannungsfeld seiner Gegensätze – und darin liegt seine Magie.
Zwischen Pop-Perfektion und Knistern
Klanglich öffnet „3“ Räume: Da treffen organische Live-Elemente auf artifizielle Strukturen, schroffe Loops auf poppige Eingängigkeit. Die Songs bewegen sich in einem musikalischen „Liminal Space“, irgendwo zwischen Studio und Bühne, zwischen melancholischem Rückzug und extrovertiertem Aufbruch. Und genau da fühlt sich Sharktank offenbar am wohlsten.
Zum ersten Mal stand beim Schreiben nicht mehr der Text im Vordergrund, sondern das Gefühl. Die Produktion zeigt sich entsprechend detailverliebt: aufgenommen mit Raummikros, übersteuerten Amps, fragmentierten Drums – das Ergebnis ist gleichzeitig roh und durchkomponiert, mit einer erstaunlich klaren Soundvision.
Zwischen Selbstkritik und Selbstüberhöhung
Inhaltlich spielen Sharktank mit Erwartungshaltungen – auch den eigenen. Der Song „blade on me“ beginnt als Versuch, die Live-Energie einzufangen, und endet in zartem Synthpop. Die Doppelsingle „a man like me / bomb detonator“ dekonstruiert toxische Männlichkeit mit einer Mischung aus Ironie und Schmerz – von überhöhter Selbstinszenierung bis zur kompletten Aufgabe des Selbst. Harte Schale, weicher Kern – selten klang ein Kontrollverlust so aufgeräumt.
„dangerous“ flirtet gefährlich mit der Idee des bewussten Kontrollverlusts – impulsiv, catchy, tiefgründig. „neon screen“ hingegen ist ein bitterböses Popstück über den amerikanischen Traum, überhöht mit Country-Flair und kapitalismuskritischer Ironie. „I found God on a neon screen“ – ein Satz, der gleichzeitig provoziert und hängen bleibt.
Und dann ist da noch „crash“ – ein Popsong über die Unwichtigkeit eines Popsongs. Die Stimme zerfällt am Ende in ein Murmeln, der Refrain glaubt sich selbst nicht mehr. Es ist dieser Moment, in dem das Album seine größte Stärke zeigt: Die Fähigkeit, große Gefühle klein zu denken – und sie dadurch umso größer wirken zu lassen.
Fazit: Sharktank, reloaded – aber echt
Mit „3“ gelingt Sharktank etwas, das nur wenigen gelingt: stilistische Weiterentwicklung, ohne die eigene Sprache zu verlieren. Es ist ein selbstreferenzielles, aber nie selbstverliebtes Album. Polished, aber nicht glatt. Vielschichtig, aber zugänglich. Und vor allem: ehrlich.
Wie es die Band selbst sagt: „Say it with your chest – dann geht sich alles aus.“ Und das tun sie. Laut, verletzlich, und verdammt gut.
Sharktank live
07.10.25 Köln – Gebäude 9
09.10.25 München – Strom
10.10.25 Nürnberg – NBG Pop
11.10.25 Stuttgart – ClubCANN
12.10.25 Wiesbaden – Schlachthof
14.10.25 Hamburg – Knust
15.10.25 Berlin – Hole44