Wie jedes Jahr hört sich die Tonspion Jury durch alle wichtigen Neuerscheinungen, um am Ende des Jahres die besten Alben des Jahres zusammenzustellen. Hier unsere Favoriten 2025.
Die Tonspion Jury besteht aus aktuellen und ehemaligen Redakteuren von Tonspion, sowie freien Musikjournalist*innen mit unterschiedlicher musikalischer Sozialisation. Alle bewerten jeden Monat alle nominierten Alben mit einer Punktewertung von 1 (miserabel) bis 5 (herausragend). Am Ende steht ein Konsens: die Alben, auf die sich alle mehr oder weniger einigen können. Die individuellen Jahrescharts der Tonspion Jury gibt es hier.
Tonspion Jury: Christoph Braun, Astrid Clave, Sebastian Cleemann, Kerstin Kratochwill, Christoph Prenner, Florian Schneider, Satoru Teshima, Udo Raaf, Christina Mohr, Dylan MacKenzie.
Die Tonspion Alben des Jahres 2025
2025 stand bei Tonspion wieder ganz im Zeichen junger, großartiger Frauen, die ihr ganz eigenes Ding durchziehen und herausragendes geleistet haben. Bei den Herren sind es erstaunlicherweise eher die Altmeister, die uns auch auf Albumlänge überzeugen konnten.
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1. Rosalía – Lux
Statt auf die bewährte Mischung aus Reggaeton, Pop und Flamenco zu setzen, präsentiert sich die katalanische Künstlerin Rosalía als orchestrale Visionärin. „Lux“ ist ein Werk von monumentalem Anspruch, inspiriert von weiblichen Heiligen, inszeniert in 13 Sprachen und orchestriert von der London Symphony unter der Leitung von Pulitzer-Preisträgerin Caroline Shaw. Es ist keine einfache Kost und genau das ist der Reiz.
2. Little Simz – Lotus
Die britische Rapperin Little Simz veröffentlicht einmal mehr ein Album voller großartiger Kollaborationen und Songs. Auf „Lotus“ sind unter anderem mit dabei: Sampha, Obonjayar, Yussef Dayes oder Moses Sumney, die den Tracks Vielfalt und Variationen zwischen erhaben und energetisch verleihen.
3. Ela Minus – DÍA
Sie ist eine der spannendsten Künstlerinnen der aktuellen elektronischen Szene: Die in Kolumbien geborene Musikerin Ela Minus kombiniert minimalistische Synthesizer-Sounds mit melancholischem Gesang sowie rebellischer Attitüde. Ihr aktuelles Album „DÍA“ tanzt dabei federleicht und facettenreich zwischen Techno-Pop und Club-Anthems.
4. FKA Twigs – Eusexua
FKA Twigs, zum Ersten: Mit dem Albumtitel – ein Kofferwort aus Euphorie und Sexualität – fasst FKA Twigs den Zustand, in dem man sich verlieren kann, wenn alle Fasern des Körpers vibrieren – etwa beim Lieben oder Musikhören: Und hört man sich dieses vibrierende quasi perfekte Album an, das getragen von Electronica, Dancefloor, 90ies-Clubs, Trip-Hop und Techno-Pop, gerät man in einen ähnlich ekstatische bis euophorischen Zustand. Weiter unten folgt dann der zweite schimmernde Streich, “Eusexa Afterglow”.
5. DJ Koze – Music Can Hear Us
Sieben Jahre nach seinem letzten Soloalbum legt DJ Koze mit „Music Can Hear Us“ ein neues fantastisches Werk zwischen Electronica, Avantgarde-Pop und Soundexperimenten vor. Dazu kommen Gäste wie Damon Albarn, Soap&Skin, Ada, Sophia Kennedy, Markus Acher (The Notwist). Statt klassischer Clubmusik lässt er mit ihnen 17 atmosphärische Tracks ineinanderfließen mit teils starken Kontrasten – verspielt, melancholisch, rhythmisch gebrochen oder mit überraschenden Brüchen.
6. Tyler, The Creator – Don’t Tap The Glass
Ein Album, das weniger überlegt als überdreht wirkt und genau darin liegt sein Reiz: In nur 29 Minuten montiert er einen quirligen Mix aus House, Electro-Funk und Oldschool-Rap zusammen, der den introspektiven Tiefgang seines letzten Albums „Chromakopia“ gegen ein verspielt-explosives Mini-Feuerwerk auf dem Dancefloor eintauscht. Dass dabei nicht jede Idee zündet, gehört zum Konzept: Tyler will nicht gefallen, sondern in Bewegung bringen. Und das gelingt ihm fast durchgehend.
7. NewDad – Altar
Spannender Shoegaze-Sound von der grünen Insel: NewDad aus Irland verbinden auf ihrem zweiten Album „Altar“ ein vierblättriges Kleeblatt aus eingängigem Dreampop, düsterem Noise, energetischem Indie-Rock sowie zornigem Grunge – ein musikalischer Glücksfall und als Einflüsse blitzen zudem immer wieder Pixies, Lush oder auch My Bloody Valentine durch.
8. Stereolab – Instant Holograms On Metal Film
Vor 15 Jahren kündigten Stereolab eine unbestimmte Pause vom Musizieren an. Diese ist nun vorbei, denn mit “Instant Holograms On Metal Film” beamt sich die englisch-französische Avant-Pop-Band stilsicher in unsere Gegenwart, als ob seit 2010 keinerlei Zeit vergangen wäre und katapultiert seinen retrofuturistischen wie hypnotischen Signature-Sound mit Warp-Geschwindigkeit ins Hier und Jetzt – ein überirdisch strahlend-schönes wie überraschendes Geschenk an Musik.
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9. Sudan Archives – The BPM
Inspiriert von sudanesischen Geigern, R&B, westafrikanischen Rhythmen und experimenteller elektronischer Musik variiert die autodidaktische Künstlerin aus Los Angeles ihren vibrierenden Dance-Sound: „The BPM“ von Sudan Archives ist pulsierend und rhythmisch, ihre (verfremdete) Violine wird zum Tanz-Instrument und der Beat zum Bewusstseinssymbol.
10. Tristan Brusch – Am Anfang
Mit „Am Anfang“ schließt Tristan Brusch seine Albumtrilogie ab. Entstanden ist ein dritter Teil, der sich musikalisch wie inhaltlich weiter öffnet und doch konsequent im Spannungsfeld zwischen romantischer Verklärung und existenzieller Selbstbefragung bleibt. Das Album ist nicht nur Neubeginn, sondern auch ein vorläufiges Ende. Und ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass Tristan Brusch derzeit einer der eigenständigsten und besten Songwriter im deutschsprachigen Raum ist. Wir sind jetzt schon gespannt, was da als nächstes kommt.
11. Sorry – Cosplay
Eskapistisch, experimentell und exzentrisch schlüpfen Sorry aus London in jedem neuen Song auf „Cosplay“ in einen neuen musikalischen Mantel: Soul, UK Garage, Trip-Hop, Jazz oder Indie-Rock. Was wir hier hören zu hören bekommen, ist Indie-Musik radikal neu gedacht und die ganz eigene Welt von Sorry: Ein musikalischer Maskenball mit eigenwilligen modellierten Songs und disparaten Einflüssen, die von Hermann Hesse über Aphex Twin hin zu Tony Bennett reichen.
12. Pulp – More
Es ist das erste neue Album der Britpop-Ikonen Pulp seit 24 Jahren – und gleichzeitig eine erstaunlich vitale Bestandsaufnahme dessen, was es heißt, älter zu werden, ohne sich der Nostalgie hinzugeben: Ein meisterhaftes Werk, das das Vermächtnis der Band nicht nur bewahrt, sondern erweitert.
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13. Tortoise – Touch
Vor zehn Jahren veröffentlichte die Band aus Chicago ihr letztes Album und veröffentlicht nun mit “Touch” ein Werk, das ihr bisheriges Genre Post-Rock sprengt: Spaghetti Western Sounds treffen auf Jazziges, Techno wird gestreift und in Fusion eingetaucht, Tortoise bleiben komplex und dabei sehr cool.
14. Sophia Kennedy – Squeeze Me
Auf unserer Nr. 1 vom April, nämlich DJ Kozes “Music Can Hear Us“ war sie Gaststar, und mit ihrem eigenen dritten Album „Squeeze Me“ landet sie im Mai auf Platz 2! Die Wahlberlinerin überzeugt darauf mit catchy Artpop und coolem Indie-Pop.
15. Annahstasia – Tether
Zwischen zartem Indie-Folk und schwebendem Neo-Soul sowie einer außergewöhnlichen Stimme, die tief und hypnotisch in den Bann zieht, schillert das neue Album der nigerianisch-amerikanische Musikerin Annahstasia, das Vergleiche mit Anohni und Tracy Chapman evoziert.
16. Sprints – All That Is Over
Das so genannte schwierige zweite Album wirkt bei der irischen Post-Punk-Band Sprints ziemlich mühelos: Cooler wie hitziger Post-Punk im Stile von Acts wie Savages, Fontaines D.C oder Wire treibt noisig und krachend durch diese tollen wie mitreißenden Songs.
17. Austra – Chin Up Buttercup
Trennung und Trauer sind die großen Themen auf Austras neuem Album „Chin Up Buttercup“: Aber Kopf hoch und Beine bewegt, verarbeitet wird dies alles mit coolen Clubsounds und schimmerndem Synth-Pop. Inspiriert von Madonnas „Ray Of Light“, verarbeitet sie ihre Gefühle mit euphorischem Eurodance.
18. Wet Leg – Moisturizer
Das bekanntermaßen schwierige zweite Album gelingt den Post-Punkerinnen von Wet Leg mühelos: Nach dem gefeierten Debüt klingt “Moisturizer” noch rougher und tougher – sympathischer Indie-Sleaze für die Sommerstrandparty.
19. Lola Young – I’m Only Fucking Myself
Mit gerade einmal 24 Jahren veröffentlicht die britische Sängerin Lola Young bereits ihr drittes Album. „I’m Only Fucking Myself“ ist ein ungeschöntes, wütendes und oft verstörend ehrliches Werk, das sich konsequent jeder musikalischen Kategorisierung zwischen Pop, Soul und Indie-Rock entzieht.
20. Men I Trust – Equus Asinus
Die kanadische Indie-Pop-Band Men I Trust gibt es bereits seit zehn Jahren und ihr entspannter Sound ist mit elektronischen, funkigen und R&B-Elementen angereichert: Auf ihrem fünften Album „Equus Asinus“ verzaubern sie mit meditativem und magischem Bedroom-Pop, der eine ganz eigene Atmosphäre entwickelt.
21. Tunde Adebimpe – Thee Black Boltz
Das erste Soloalbum des TV-On-The-Radio-Sängers überrascht und überzeugt mit einem facettenreichen Synth-Punk-Funk-Pop-Mix: Tunde Adebimpe zieht auf „Thee Black Boltz“ alle Register des Pop und spielt mit Sixties-Sounds a la Beach Boys oder Electronica wie bei New Order.
22. Turnstile – Never Enough
Niemals genug kann man von dem Hardcore mit Herz der US-Rockband Turnstile bekommen: Die einstigen Skateboard-Lieblinge erreichen mit ihrem Alternative-Sound mittlerweile eine große Fangemeinde und auch ihr neues Album macht einfach nur großen Spaß.
23. Sault – 10
Gospel, Soul, R&B und Jazz: Das sind die feinen Zutaten des enigmatischen britischen Acts Sault, die ihr neues Album „10“ wieder unangekündigt als Überraschungsrelease am Ostersonntag veröffentlichten. Das passt zu den Themen, denn es geht um Spiritualität und Liebe.
24. The Raveonettes – Pe’ahi II
2014 erschien mit „Pe’ahi“ eines der besten Alben des dänischen Duos The Raveonettes, hierzulande sträflicher Weise immer noch ein bisschen Geheimtipp ist. Gut ein Jahrzehnt später erscheint nun mit „Pe’ahi 2“ das Sequel, das sich einfachen Songstrukturen verweigert und mit Sixties, Psychedelica und Noise einen musikalischen Haken nach dem anderen schlägt – Rave on!
25. Steve Queralt – Swallow
Steve Queralt, seines Zeichens Bassist der Shoegaze-Legende Ride, hat sein schimmerndes und schönes Debüt-Album “Swallow” zwischen Drone und Dreampop, Ambient und Electronica, Post-Rock und Noise-Pop angelegt. Dazu kommen mit den Gast-Sängerinnen Emma Anderson (Lush, Sing-Sing) sowie Verity Susman (Electrelane, Memorials) wunderbare verträumte und schöne Stimmen.
26. Deafheaven – Lonely People With Power
Die Mitbegründer des Blackgaze sind nach ihrem letzten shoegazigen Ausflug wieder mit Wucht und Wut bei ihrem schweren wie schwarzen Gewitter-Sound gelandet: „Lonely People With Power“ vereint die intensiven Schreie von George Clarke, verfrickelte Melodien und verdammt gute Songs. Dazu ein Albumtitel, der wohl der beste Kommentar zur aktuellen Weltlage darstellt.
27. The Weather Station – Humanhood
Tamara Lindeman alias The Weather Station verzaubert auf “Humanhood” mit Sophisticated Pop, der jazzig und folkig sowie anmutig und ambientfreudig starken Singer-Songwriter-Pop zu detailverliebten Songperlen verdichtet.
28. Perfume Genius – Glory
Zärtliche wie zauberhafte Melodien zwischen Gitarrenfolk, Baroque-Pop und Indie-Soul von US-Singer-Songwriter Michael Alden Hadreas, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Perfume Genius. Auf seinem siebten Album „Glory“ beweist er, dass er einer der wichtigsten queeren Stimmen im Indie-Pop bleibt.
29. Sydney Minsky Sargeant – Lunga
Sydney Minsky Sargeant, besser bekannt als Sänger des gefeierten Post-Punk-Quartetts Working Men’s Club aus Manchester, veröffentlicht sein erstes Solo-Album „Lunga“. Und er klingt darauf ganz neu, denn was wir hier hören, sind zarte, fast zärtliche Melodien, die reduziert und flirrend zugleich mit warmen Streichern, akustischen Gitarren und atmosphärischen Synths daher kommen.
30. Sault – Acts Of Faith
Eigentlich bereits am 20. Dezember 2024 erschienen, aber viel zu gut, um dieses Werk in dieser Niemandszeit zwischen den Jahren verschwinden zu lassen: Ohne Ankündigung und ohne Promo erschienen, verspricht der Act aus Großbritannien nichts Weniger als Heilung – und was das Unglaubliche an ihrem Sound aus Gospel, Soul, R&B und Jazz ist, Saul hält dieses Versprechen sogar.
Plätze 31 – 50
31. Ethel Cain – Willoughby Tucker, I’ll Always Love You
32. The Last Dinner Party – From The Pyre
33. Yndling – Time Time Time (I’m In The Palm Of Your Hand)
34. FKA Twigs – Eusexua Afterglow
35. Desire – Games People Play
36. Hatchie – Liquorice
37. Jenny Hval – Iris Silver Mist
38. Bdrmm – Microtonic
39. Deftones – Private Music
40. Σtella – Adagio
41. Just Mustard – We Were Just Here
42. Lily Allen – West End Girl
43. Saya Gray – Saya
44. Jasmine.4.t – You Are The Morning
45. Bartees Strange – Horror
46. Zement – Passagen
47. Bon Iver – Sable, Fable
48. Newmen – Terminal Beach
49. Blood Orange – Essex Honey
50. Viagra Boys – Viagr Aboys