Feine Sahne Fischfilet sind zurück in ihrer Stadt und “scheißen vor Eure Burschenschaft”: Mit Kampfansage eröffnen die Punker aus Mecklenburg-Vorpommern ihr neues Album “Sturm & Dreck” und fordern mit diesem bildungsbürgerlichen Kalauer von besorgten Bürgern und Rechtspopulisten ihr Gebiet zurück.
Mit treibenden Ska-Klängen auf “Alles auf Rausch” oder dem brodelnden “Angst frisst Seele auf” hat die linke Band, die der Verfassungsschutz im Blick hatte, ein Manifest gegen den Rechtsruck im Land geschrieben, das unverkrampft und ungeduldig daherkommt. Mit diesem Stil wollen Feine Sahne Fischfilet anstecken – zum Widerstand, zum Protest und zum Handeln, denn wie singen sie an einer Stelle: “Gleichgültigkeit schmerzt am meisten”.
CDU-Innenminister Lorenz Caffier schrieb den Musikern einst die schönste Review-Zeile, indem er ihnen eine „explizit-antistaatliche Haltung“ bescheinigte. Doch mit Kampagnen wie der Konzertreihe „Noch nicht komplett im Arsch“ beweisen Feine Sahne Fischfilet, dass gerade sie sich um den Staat bemühen: Sie tingeln durch die Dörfer der so genannten Abgehängten, in denen oft nur noch Neonazis Jugendangebote stellen.
Doch den Rechtsextremen die Jugend des Landes zu überlassen, das macht der Staat schon selbst, findet die Band und so beschwören sie auch explizit Töne, die man aus dem Punk so nicht kennt, aus der aktuellen Politik aber umso mehr: Die Heimat, das Zuhause, die Identität. All das kann man nämlich auch ohne Fremdenhass und ohne menschenverachtende Ideologie zelebrieren, finden Feine Sahne Fischfilet zu Recht.
Ihr musikalisches Mittel ist dabei nicht sonderlich neu: Sie spielen geradlinigen Gute-Laune-Punk, der zeitweise mit Gitarrenmelodien daherkommt oder aber mit drängenden Trompeten antreibt: Hauptsache es geht ins Ohr und in die Beine. Dass es darüber hinaus auch noch in den Kopf geht, ist das Erstaunliche an Feine Sahne Fischfilet – genauso wie die Tatsache, dass das Album wegen der großen Nachfrage bereits nachgepresst werden muss.
ACT DES MONATS