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„Flintastische“ Coversongs auf „Cock am Ring“

Die Band Kochkraft durch KMA und das Label Ladies & Ladys initiieren einen Charity-Sampler zugunsten von Rock am Ring und seinem unausgeglichenen und männerlastigen Line-Up, von dem sich das Festival so schwer zu lösen scheint. 

Logo des Samplers: Hahn mit regenbogenfarbenen Augen und Titel "Cock am Ring - 24 flintastische Coverversionen"

„Cock am Ring“ von Kochkraft durch KMA und Ladies & Ladys und 23 weiteren Acts.

„Bei Rock am Ring hat das Bier mehr Prozente, als der Frauenanteil“, so Carolin Kebekus in „Die Carolin Kebekus Show“ am 15. Juli 2021. Mit dieser Feststellung spricht die Komikerin einen längst nicht mehr zu leugnenden Missstand an, der in so vielen Bereichen herrscht: die geringe Sichtbarkeit von FLINTA*-Personen auf Deutschlands Festivalbühnen. Rock am Ring agiert für diese Schieflage als Paradebeispiel. 

Kochkraft durch KMA und das Label Ladies & Ladys zeigen mit ihrem Sampler „Cock am Ring“ geschickt auf, dass das unausgeglichene Line-Up nicht daran liegt, dass es zu wenige nicht-männliche Künstler*innen gäbe. „Cock am Ring“ ist ein Gesamtkunstwerk von 24 Acts aus den verschiedensten Stilrichtungen, die bei aller Vielfalt zwei Dinge gemeinsam haben: Sie sind erstens nicht rein männlich aufgestellt und covern zweitens für alle Rock-am-Ring-Fans jeweils einen Song einer Männerband aus dem Line-Up von Rock am Ring. 

Die Aktion könnte große Wellen schlagen. Rock am Ring ist nämlich nicht einfach irgendein Festival. Es ist laut Wikipedia “das traditionsreichste Rockfestival Deutschlands” und mit 80-90.000 Besucher*innen eins der größten seiner Art. Kochkraft durch KMA betont, dass das Festival eine große Symbolwirkung hat und „wurde einige Jahre live in der ARD übertragen und vom WDR Rockpalast begleitet. Was genau das Problem beim Booking von Rock am Ring ist, das wissen wir auch nicht. An sexistischen Vorbehalten und kalten wirtschaftlichen Interessen kann es jedenfalls nicht liegen, schließlich bedauert man die miese Quote z.B. auch beim Veranstalter DreamHaus auf Nachfrage und/oder öffentlichen Druck gerne und betont den unbändigen Willen zu Wandel und Gerechtigkeit“.

ACT DES MONATS

Linkin Park (Bandfoto 2024, James Minchin)
ACT DES MONATS: Linkin Park (Foto: James Minchin)

 

Das Problem ist schon lange bekannt und auch Rock am Ring-Veranstalter DreamHaus hat den Willen zu Veränderung betont. Nicki Frenking von Kochkraft durch KMA findet es “jedes Jahr aufs Neue erfreulich, in unterschiedlichen Statements der Veranstaltenden davon zu lesen, dass sich das Line-Up in Sachen Diversität weiterentwickelt. Allerdings: Es sind anscheinend Lippenbekenntnisse, denn wirklich etwas verändern tut sich nicht.” Denn auch im Jahr 2022 ist das Line-Up wieder fast ausschließlich männlich. Woran liegt das? „Männer buchen Männer. Es ist einfacher, die Bands zu buchen, die man kennt. Das sind eben männliche.“, sagt Johanna Bauhus, Gründerin des feministischen Musiklabels Ladies & Ladys im Deutschlandfunk Kultur.

Dass es nicht genug Diversität in der Musikwelt gibt, ist auch aus Sicht von Johanna Bauhus “Quatsch”. Nur sind Frauen weniger sichtbar-und andere Geschlechtsidentitäten de facto unsichtbar-, „weil sie nicht so viel auf Festivalbühnen gestellt werden“. Die Musikerin Sophie Hunger schrieb dazu in einem Gastbeitrag im Spiegel: “Dass Frauen bei deutschen Festivals so unterrepräsentiert sind, verhindert zudem aber auch, dass sie überhaupt groß werden: Festivalshows sind oft nicht das Resultat einer Karriere, sondern Teil ihres Beginns.”

Kochkraft durch KMA hat sich also überlegt: „Wenn es also offensichtlich nicht an genialen Musiker*innen und Bands mit Beteiligung von FLINTA+ mangelt, was könnte dann das Problem sein? Hat es am Geld gelegen und DreamHaus konnte sich schlichtweg kein diverseres Line-Up leisten? Dann möchten wir hiermit gerne Abhilfe schaffen: Alle Erlöse des Samplers werden gesammelt und an DreamHaus gespendet. Mit dem Geld können sie sich dann hoffentlich für Rock am Ring 2023 etwas mehr diverse Beteiligung leisten.“

24 Coversongs – Diese Bands und Künstler*innen sind dabei:
Annelu covert “Starlight” von Muse
August August covert “You Don’t Care About Us” von Placebo
Becky Sikasa covert “Island in the Sun” von Weezer
Birgit Jones covert “First Date” von Danko Jones
Die Tüdelband covert “Hoffnung” von Jan Delay
Dorit Jakobs covert “My name is Jonas” von Muse
ELENA RUD covert “Meer” von Rin
Ell covert “Let Me In” von Beatsteaks
Gigolo Tears covert “Always Hardcore” von Scooter
Jule Blumt covert “Hätten wir sein können” von Trettmann
Kapa Tult covert “Milk & Honey” von Beatsteaks
Kat Kit covert “New Born” von Muse
Kochkraft durch KMA covert “Mein schöner Hodensack“ von Die Kassierer
Lauringer covert “Someone you loved” von Lewis Capaldi
Lisa Spielmann covert “Ein Kompliment” von Sportfreunde Stiller
Lisa Who covert “Swallowed” von Bush
Looking for Ella covert “Wo warst du?” von Casper
metty covert “Brunai” von Rin
Mina Richman covert “Red Flag” von Billy Talent
Schwester Ebra covert “Surrender” von Billy Talent
Shitney Beers covert “ The Plot To Bomb The Panhandle” von A Day To Remember
Still Talk covert “NJ Legioned Iced Tea” von A Day To Remember
Tonbandgerät covert “Lila Wolken” von Marteria
Wenn einer lügt dann wir covert “Bayern” von Die Toten Hosen.