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Harry Styles – Harry Styles (Album)

In der Boyband One Direction wurde er weltbekannt, jetzt legt Harry Styles sein Debüt vor. Das ist musikalisch weit weg von dem, was er vorher mit den Bandschönlingen um ihn herum gemacht hat, und gerade deshalb überraschend gut.

Sind wir mal ehrlich: Nie im Leben haben wir uns vorstellen können einmal auch nur einen Hauch positives an der Boyband One Direction zu finden. Davon mal abgesehen, dass sie mit ihrem auf Kommerz getrimmten Plastikpop eine Zielgruppe ansprechen, aus der wir lange rausgewachsen sind. Musikalisch sind sie die Backstreet Boys der 2010er Jahre, und wer schmückt sich schon gern damit privat auf den Output solcher Formationen abzufahren.

One Direction macht derzeit eine Pause. Zeit also für Harry Styles das zu verwirklichen, was er scheinbar an musikalischen Vorlieben bislang tief in sich vor der Weltöffentlichkeit verborgen hat. Sein Faible für Nick Drake zum Beispiel, für schwere, tragende Melodien und einem Songwriting, das auch mal andere Facetten zeigt, als die Herzschmerz-Liebestragik-Lyrikergüsse aus seinem One Direction Dasein.

Ein starker Vorbote, der die Richtung des Solodebüts vorgibt. Styles nahm sich sehr viel Zeit für dieses Statement. Das kann den Gedanken aufkommen lassen, ob er mit diesem Album seinen ganz persönlichen Befreiungsschlag vom Bandleben sein könnte, dass er die Zeit bei One Direction rückblickend vielleicht sogar ein bisschen bereut, was die Qualität der musikalischen Ideenumsetzung angeht.

Schwermütige Balladen, Feelgood-Poprock-Songs wie „Carolina“ und straighte Rocknummer wie „Kiwi“ bringen einen dazu, seine Meinung über den als Castingstar und Boyband-Sänger abgestempelten Styles nochmal zu überdenken. 

ACT DES MONATS

Linkin Park (Bandfoto 2024, James Minchin)
ACT DES MONATS: Linkin Park (Foto: James Minchin)

 

Überraschend souverän und überzeugend kommt das Debüt daher. Die peinlichen Fremdschäm-Momente sind an einer Hand abzählbar und das hier vor allem positiv gemeint – wir hätten schlimmeres erwartet. „Two Ghosts“ zum Beispiel – geschrieben für seine ehemalige Flamme Superstar Taylor Swift – ist ein Schmachtfetzen, wie er im Buche steht. Ein Song, den er ihr lieber im privaten hätte offenbaren können, ins Konzept der Platte passt er so gar nicht rein. 

Im Großen und Ganzen ist das Debütalbum von Harry Styles aber ein gutes Stück Popmusik mit Höhen und Tiefen. Nicht mehr, nicht weniger.

„Harry Styles“ erschien am 12.05.2017 über Sony Music.

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