Kaum eine Band hat den britischen Heavy Metal so konsequent geprägt und weiterentwickelt wie Iron Maiden. Seit ihrer Gründung im Jahr 1975 steht die Gruppe für ein eigenständiges Soundbild aus Twin-Gitarren, gallopierendem Rhythmus und epischen Songstrukturen.
Trotz wechselnder Besetzungen, Trends und innerer Krisen behauptete sich Iron Maiden über Jahrzehnte als globale Konstante in der Metal-Welt. Der eiserne Wille zur künstlerischen Kontrolle war dabei stets entscheidend.
Gründung 1975 in East London
Gegründet wurde Iron Maiden am Weihnachtstag 1975 vom Bassisten Steve Harris. Der aus dem Londoner Arbeiterviertel Leyton stammende Musiker hatte zuvor in lokalen Bands wie Gypsy’s Kiss gespielt, bevor er beschloss, eine eigene Vision umzusetzen. Der Name „Iron Maiden“ wurde einer mittelalterlichen Folterkammer entlehnt, passte aber perfekt zur dunklen Ästhetik des frühen britischen Metal.
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In der Anfangszeit war die Besetzung ein ständiger Wechsel. Harris formte die Band mit Gitarristen, Schlagzeugern und Sängern, die kamen und gingen. Erste Demos entstanden 1978, unter anderem der Song „Prowler“, der später auf dem Debütalbum auftauchte. 1979 wurde die klassische Maiden-Symbolfigur geboren: das Zombie-Maskottchen „Eddie“, das von da an jedes Cover zierte.
„Iron Maiden“ (1980)
Das selbstbetitelte Debüt erschien im April 1980 auf dem neuen Label EMI. Mit Paul Di’Anno als Sänger, Dave Murray an der Gitarre und Clive Burr am Schlagzeug präsentierte sich Iron Maiden als eigenständiger Act innerhalb der aufkommenden „New Wave of British Heavy Metal“. Die Produktion war roh, die Songs schnell und aggressiv.
Tracks wie „Phantom of the Opera“ und „Running Free“ zeigten bereits das charakteristische Songwriting von Steve Harris. Besonders in Großbritannien wurde das Album positiv aufgenommen, Platz 4 in den Charts war ein klares Zeichen. Die Band tourte mit Kiss und Judas Priest, ihre Live-Energie wurde bald legendär.
„Killers“ (1981)
Mit „Killers“ erschien ein Jahr später das zweite Album, produziert erstmals von Martin Birch, der fortan bis 1992 jedes Iron-Maiden-Album betreuen sollte. Die Produktion war klarer, der Sound ausgereifter. Di’Annos Stimme war jedoch zunehmend angeschlagen – sowohl physisch als auch im Hinblick auf seine Alkoholprobleme.
Musikalisch bot „Killers“ einige Klassiker wie „Wrathchild“ oder „Murders in the Rue Morgue“. Doch Harris wusste, dass die Band mit Di’Anno nicht wachsen konnte. Kurz nach der Veröffentlichung wurde der Sänger entlassen.
„The Number of the Beast“ (1982)
Die Verpflichtung von Bruce Dickinson – zuvor Sänger bei Samson – sollte sich als Wendepunkt erweisen. Dickinsons theatralische, kraftvolle Stimme hob den Sound auf ein neues Level. „The Number of the Beast“ wurde zum Durchbruch in den USA und zum Meilenstein im Genre.
Songs wie „Run to the Hills“, „Hallowed Be Thy Name“ und der Titeltrack festigten Iron Maidens Status. Die christliche Rechte in den USA protestierte gegen die vermeintlich satanischen Inhalte, was der Band zusätzliche Aufmerksamkeit brachte. Die Platte erreichte Platz 1 in den UK-Charts.
„Piece of Mind“ (1983)
Das vierte Album entstand nach einem weiteren Besetzungswechsel: Nicko McBrain ersetzte Clive Burr am Schlagzeug. Der Sound wurde nun noch technischer, mit komplexen Arrangements und anspruchsvollen Themen.
„The Trooper“, inspiriert von Alfred Lord Tennysons Kriegslyrik, wurde zu einem der bekanntesten Songs der Band. Auch Tracks wie „Revelations“ oder „Flight of Icarus“ zeigten die Vielschichtigkeit des neuen Line-ups. Die Welttournee machte Iron Maiden endgültig zur Stadionband.
„Powerslave“ (1984)
„Powerslave“ setzte auf thematische Kohärenz: Alte Mythen, Tod und Geschichte bildeten den inhaltlichen Rahmen. Das Artwork zeigte Eddie als ägyptische Gottheit, die Bühnenshows wurden immer spektakulärer.
Musikalisch überzeugten Songs wie „Aces High“ und „2 Minutes to Midnight“, während das epische „Rime of the Ancient Mariner“ mit fast 14 Minuten Spieldauer die stilistische Offenheit der Band unterstrich. Die zugehörige World Slavery Tour zählte zu den längsten und aufwendigsten Metal-Tourneen jener Zeit.
„Somewhere in Time“ (1986)
Nach dem intensiven Tourleben entschloss sich die Band zu einer stilistischen Erweiterung. „Somewhere in Time“ brachte Gitarrensynthesizer und futuristische Themen ein. Das Album war kein radikaler Bruch, aber eine deutliche Kurskorrektur.
Songs wie „Wasted Years“ oder „Stranger in a Strange Land“ kombinierten eingängige Refrains mit Prog-Metal-Strukturen. Besonders Adrian Smith entwickelte sich in dieser Phase zum zentralen Songwriter neben Harris.
„Seventh Son of a Seventh Son“ (1988)
Das siebte Studioalbum war ein Konzeptwerk über einen mythologischen „Seher“. Die Band verband Prog-Rock-Elemente mit epischer Dramaturgie, Synthesizer wurden noch selbstverständlicher eingesetzt.
„Can I Play With Madness“, „The Evil That Men Do“ und der Titeltrack waren Hits, das Album erreichte Platz 1 in Großbritannien. Doch hinter den Kulissen zeigten sich erste Erschöpfungserscheinungen. Nach der Tour nahmen sich die Mitglieder eine kreative Auszeit.
„No Prayer for the Dying“ (1990) und „Fear of the Dark“ (1992)
In den frühen 1990er Jahren versuchte die Band, wieder direkter zu werden. Gitarrist Janick Gers ersetzte den ausgestiegenen Adrian Smith, der sich mit der musikalischen Richtung nicht mehr identifizieren konnte.
„No Prayer for the Dying“ wurde rauer produziert, mit kürzeren Songs wie „Bring Your Daughter… to the Slaughter“, der erstmals Platz 1 der britischen Singlecharts erreichte. Das folgende „Fear of the Dark“ enthielt mit dem Titelsong einen der letzten großen Klassiker dieser Ära.
Trotz stabiler Verkäufe wurde die Kritik lauter, dass Iron Maiden ihren kreativen Zenit überschritten habe.
„The X Factor“ (1995) und „Virtual XI“ (1998)
Nach dem Ausstieg von Bruce Dickinson übernahm Blaze Bayley das Mikrofon. Seine tiefere, weniger flexible Stimme spaltete Fans und Kritiker. Die Band setzte auf düsterere, introspektivere Texte, vor allem auf „The X Factor“, das stilistisch an düsteren Prog-Metal erinnerte.
„Virtual XI“ fiel hinter die Erwartungen zurück. Songs wie „The Angel and the Gambler“ wirkten uninspiriert, das Live-Erlebnis litt unter Bayleys Limitierungen. Die Tourneen waren schwächer besucht, der Ruf der Band begann zu bröckeln.
„Brave New World“ (2000)
Die Rückkehr von Bruce Dickinson und Adrian Smith bedeutete einen echten Neuanfang. „Brave New World“ wurde nicht nur klanglich überarbeitet, sondern auch strukturell neu gedacht. Drei Gitarristen – Murray, Smith und Gers – prägten nun den Sound.
Die Songs wurden länger, epischer, das Songwriting komplexer. Tracks wie „The Wicker Man“ oder „Blood Brothers“ zeigten eine revitalisierte Band. Die Tour war ein voller Erfolg, Iron Maiden hatten ihren Platz im Metal-Olymp zurückerobert.
„Dance of Death“ (2003), „A Matter of Life and Death“ (2006), „The Final Frontier“ (2010)
In den folgenden Jahren setzte die Band auf Kontinuität. Die Alben wurden länger, konzeptueller, weniger hitorientiert. „Dance of Death“ enthielt mit „Paschendale“ ein eindrucksvolles Kriegs-Epos, „A Matter of Life and Death“ wurde live in voller Länge gespielt.
„The Final Frontier“ experimentierte mit ungewöhnlichen Songstrukturen und wurde kommerziell dennoch erfolgreich. Iron Maiden zeigten, dass sie auch im fünften Jahrzehnt musikalisch relevant bleiben konnten.
„The Book of Souls“ (2015)
Mit über 90 Minuten Spielzeit war „The Book of Souls“ das längste Album der Bandgeschichte. Die Songs bewegten sich zwischen klassischem Metal, Prog-Einflüssen und Balladen. „Empire of the Clouds“ war ein 18-Minuten-Stück über ein gescheitertes Luftschiffprojekt – ambitioniert und detailverliebt.
Die Tour war ein globales Ereignis, begleitet von der neuen Version des „Ed Force One“, einem von Bruce Dickinson selbst gesteuerten Bandflugzeug.
„Senjutsu“ (2021)
Auch im Jahr 2021 veröffentlichten Iron Maiden ein neues Studioalbum. „Senjutsu“ setzte auf historische und militärische Themen, aufgenommen wurde es bereits 2019. Die Songs waren erneut lang und vielschichtig, etwa das monumentale „Hell on Earth“ oder das düstere „Death of the Celts“.
Der Sound war gereift, die Produktion opulent, doch die Band blieb ihrer Handschrift treu. Trotz aller Alterserscheinungen wurde „Senjutsu“ in über 20 Ländern in die Top 10 der Charts gewählt.
Tourdaten Iron Maiden 2025
17.07.2025 WIEN, Ernst Happel Stadion Tickets
25.07.2025 FRANKFURT, Deutsche Bank Park Tickets
25.07.2025 FRANKFURT, Deutsche Bank Park Tickets
26.07.2025 STUTTGART, Cannstatter Wasen Tickets
26.07.2025 STUTTGART, Cannstatter Wasen Tickets
29.07.2025 BERLIN, Waldbühne Berlin Tickets
29.07.2025 BERLIN, Waldbühne Berlin Tickets
30.07.2025 BERLIN, Waldbühne Berlin Tickets
30.07.2025 BERLIN, Waldbühne Berlin Tickets
Diskografie Iron Maiden
Iron Maiden (1980)
Killers (1981)
The Number of the Beast (1982)
Piece of Mind (1983)
Powerslave (1984)
Somewhere in Time (1986)
Seventh Son of a Seventh Son (1988)
No Prayer for the Dying (1990)
Fear of the Dark (1992)
The X Factor (1995)
Virtual XI (1998)
Brave New World (2000)
Dance of Death (2003)
A Matter of Life and Death (2006)
The Final Frontier (2010)
The Book of Souls (2015)
Senjutsu (2021)