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Netflix-Serie: „How to Sell Drugs Online (Fast)“

In „How To Sell Drugs Online (Fast)“ geraten drei Teenager in die Fänge der internationalen Drogenmafia.

(Credit: Netflix / bildundtonfabrik)

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„How to Sell Drugs Online (Fast)“ ist ein „Ein Porträt der Generation Z“, welches sich die bekannte Geschichte des Darknet-Drogenmarktplatzes „Shiny Flakes“ aus Leipzig zum Vorbild genommen hat. Wir haben die Serie genauer unter die Lupe genommen. 

Darum geht’s

Moritz ist Programmierer. Und deshalb – natürlich! – auch ein Nerd und Außenseiter. Seltsamerweise hat er – zumindest für gängige Serie-Klischee-Verhältnisse – eine viel zu hübsche Freundin. Oder besser: hatte. Denn nach einem Auslandsaufenthalt scheint sich diese ein bisschen zu sehr für den örtlichen Kleinstadtdealer zu interessieren.

Was macht man also, um die Angebetete nicht zu verlieren? Man nimmt sich das Geld aus dem eigenen Gaming-Sart-Up und versucht anschließend, den kompletten Vorrat an Ecstasy-Pillen im Umland aufzukaufen, um den Konkurrenten aus dem Geschäft zu drängen und die feierwütige Ex-Freundin zu beeindrucken. Funktioniert erwartungsgemäß nicht ganz so gut. 

Trailer: How to Sell Drugs Online (Fast)

Und da die Welt des Drogenhandels und die damit verbundenen Gestalten so gar nicht Moritz‘ Ding sind, orientiert er sich dorthin, wo er sich ohnehin heimisch fühlt: im Internet. Zusammen mit seinem Kumpel Lenny zieht er einen Darknet-Shop auf und sieht sich fortan nicht nur ständig mit einem der örtlichen Dealer, gespielt von Bjarne Mädel, sondern auch mit den Problemen konfrontiert, die nunmal mit solch einem Karriereweg einhergehen. 

Was macht die Serie besonders?

Drogen sind mit Sicherheit kein neues Themenfeld für Serien – könnt ihr Walter White fragen. „How to Sell Drugs Online (Fast)“ geht aber mit einem neuen Blickwinkel an die Thematik heran und findet ein gutes Gleichgewicht dabei, die Abläufe unterhaltsam darzustellen, ohne sie zu verharmlosen.

Probleme wie Sucht – egal ob hinsichtlich Drogen oder Social-Media – spielen eine elementare Rolle, verzichten aber durchgängig auf den erhobenen Zeigefinger. Mit sechs Folgen a 30 Minuten ist die Geschichte durchgängig schnell erzählt und fühlt sich dementsprechend auch nicht nach dem großen Epos, sondern nach der guten Unterhaltung für einen Sonntagnachmittag an. 

Ab und zu muss man dennoch die Zähne zusammenbeißen oder mal für ein paar Sekunden weghören. Denn ganz befreit von Teenie-Klischees hat man sich hier nicht. Ob nun die Abfuhr via Lautsprecher-Durchsage in der Schule erteilt wird oder zufällig ausgerechnet Moritz‘ Vater als Polizist auf der Suche nach den Darknet-Neulingen ist – hätte einfach nicht sein müssen.

Und auch, dass hier Facebook als Kommunikationsweg genutzt wird, wirkt so als hätte man die Jugend zwar verstehen wollen, aber nicht so richtig nachgefragt.

Nichtsdestotrotz hat die bildundtonfabrik, unter anderem für das Neo Magazin Royale verantwortlich, mit ihrem fiktionalen Erstling bewiesen, dass sie sich auch auf diesem Gebiet durchaus heimisch fühlen darf.

Für den Soundtrack sorgt Konstantin Gropper von Get Well Soon. Die Single „Funny Treats“ basiert dabei auf dem Eröffnungsthema. Er sagt zu dem Song: „Ich würde die Musik zu How To Sell Drugs Online (Fast) als Nerd-Musik bezeichnen. Ausgangspunkt waren Klänge aus einem 80er Jahre Spielzeug-Synthesizer und -Sampler. Ziel ist es, aus einem möglichst obskuren und bisweilen dilettantischen Synthesizer-Klang-Kosmos modernes Pop-Appeal zu erzeugen, aber mit ebenso vielen Ecken und Kanten, wie sie die Charaktere der Sendung haben“.

Video: Get Well Soon – Funny Treats

Diese hervorragend besetzte deutsche Serie (Bjarne Mädel als Provinz-Pate und Ulrike Folkerts als vertrauensselige Mutter) ist also nicht für Teenies, sondern auch für ihre Eltern sehens- und hörenswert.

Person(s) of interest

Natürlich steht Moritz Zimmermann im Mittelpunkt des Geschehens, der als eine Mischung aus Mark Zuckerberg und Möchtegern-Gangster daherkommt: Dabei ist er ein Teenie wie alle anderen auch, zwar hochintelligent, aber dennoch unsicher und vor allem unglücklich verliebt.

Treibende Kraft der Story ist nämlich Lisa, seine Ex-Freundin, wegen der er überhaupt zum Dealen beginnt: Sie trennt sich wegen einer Sinnkrise von Moritz, was dieser nicht akzeptieren kann. Seine Figur wird moralisch nicht nur wegen des Dealens fragwürdig, sondern auch weil er Lisa per Facebook ausspioniert und per Smartphone-Jack über all ihre Chats informiert ist.

Als Korrektiv dient Lenny, sein bester Freund, der laut Diagnose nicht mehr lange zu leben hat. In Staffel 2 bekommt er mit der selbstbewussten Hackerin Kira eine Freundin dazu.

Trailer Staffel 2: How to Sell Drugs Online (Fast)

Fun Facts

– In der Serie werden für den Übergabeort der Drogen, die Moritz und Lenny kaufen, die Koordinaten N50°57′10,0″ E6°54′27,8″ angegeben: Dies ist exakt der Standort der bildundtonfabrik in Köln.

– In Folge 6 ist über einem Pissoir ein Auflkeber mit einer Scheiden-Zeichung zu sehen: Das ist dasselbe Motiv wie aus Giulia Beckers Song „Verdammte Schei*e“ aus Neo Magazin Royale.

– Weniger funny, aber dennoch interessant: Die Idee basiert auf der Story des Teenies Maximilan S. alias „Shiny Flakes“ aus Leipzig, der aus seinem Kinderzimmer heraus einen millionenschweren Online-Versand mit Drogen aufzog und zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt wurde.

Hard Facts:

Staffeln: 2 , jeweils 6 Folgen (Seit 31.05.19 verfügbar)

Wo: Netflix

Suchtfaktor: 8 von 10

Für Fans von: Ozark, Breaking Bad, Sex Education

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