Der August gilt traditionell als Höhepunkt der Festivalsaison. Während in anderen Monaten einzelne Großveranstaltungen für Aufmerksamkeit sorgen, reiht sich in diesen vier Wochen ein hochkarätiges Open-Air an das nächste. In kaum einer anderen Phase des Jahres ist die musikalische Vielfalt so geballt erlebbar, so dicht getaktet und zugleich so kontrastreich inszeniert.
Der folgende Überblick führt durch die wichtigsten Veranstaltungen im August, verortet sie zeitlich und thematisch, beleuchtet ihre jeweiligen Schwerpunkte und zeigt, wie unterschiedlich Musik in Szene gesetzt werden kann.
Es finden sich online noch mehr Details und aktualisierte Infos, falls ein Act ausfällt oder Ähnliches, aber dies soll ein erster Blick auf sechs Festivals sein, die sinnbildlich für die Spannbreite stehen, mit der sich der Sommer 2025 hören, erleben und erinnern lässt.
Wacken Open Air – ein Dorf wird zum Zentrum der Metal-Welt
Seit Jahren gilt es als weit mehr als ein Musikfestival. Wacken ist Ritual, Sehnsuchtsort und Treffpunkt für all jene, die es laut und kompromisslos mögen. Auch im Jahr 2025 bleibt das Open Air seinem Status als Legende treu. Vom 30. Juli bis zum 2. August bebt der Boden in Schleswig-Holstein unter den Füßen von Metalheads aus aller Welt, während Guns N’ Roses, Machine Head, Gojira, Papa Roach und Saltatio Mortis das Gelände zum Beben bringen.
Was sich dort aufbaut, gleicht einer temporären Kleinstadt. Mehr als neun Bühnen, bargeldlose Bezahlmethoden, Science-Camps, Lesungen und jede Menge Extras machen Wacken zum Musterbeispiel für durchdachte Festivalplanung mit Szeneherz.
Das Publikum bringt Generationen zusammen. Kutten, Kapuzenpullis, Bierbänke und Behemoth-Shirts prägen das Bild. Man hilft einander durch den Schlamm, singt sich heiser, verliert sich in Moshpits und findet sich spätestens am Dosenbierstand wieder. Wer einmal dieses Gelände betreten hat, versteht den Mythos.
Taubertal Festival – aus Altstadtromantik wird Lautstärke
Eingerahmt von den Türmen Rothenburgs und den grünen Hängen des Taubertals beginnt am 7. August ein Festival, das bewusst auf Individualität setzt. Statt gigantischer Ausmaße setzt es auf Charakter und Nähe. Mit Acts wie Yungblud, Papa Roach, Enter Shikari, I Prevail und Kontra K ergibt sich ein Programm, das stilistisch vieles abdeckt und dennoch kompakt bleibt.
Die Hanglage verleiht dem Gelände eine lebendige Struktur. Kurze Wege, direkter Blick auf die Bühne und eine Atmosphäre, die sich gleichzeitig intim und energiegeladen anfühlt. Wer nicht gerade vor der Hauptbühne steht, stolpert schnell in die Silent Disco oder landet an der „Sounds for Nature“-Fläche, wo Nachhaltigkeit und Nachwuchsbands aufeinandertreffen.
Die Menschen, die hier feiern, wirken entspannt und aufmerksam. Ein Festival, das sich nicht mit Effekten überlädt, sondern durch Haltung und Vielfalt überzeugt.
M’era Luna – Schwarz wird zur Sprache
Am 9. und 10. August verwandelt sich der Flugplatz Hildesheim in eine ganz eigene Welt. Das M’era Luna zieht seit Jahren jene an, die ihre Musik düster, emotional und visuell aufgeladen erleben wollen. Mit Apocalyptica, Heilung, Lacuna Coil, Subway to Sally und Covenant bietet das Line-up ein dichtes Netz aus Gothic, Dark Wave, Industrial und Mittelaltersound.
Die Verbindung von Musik und Inszenierung zieht sich durch das gesamte Gelände. Neben den Bühnen finden sich Fashion-Stände, Lesungen, ein Mittelaltermarkt und Diskonächte mit Szene-Flair. Die Details sind keine Nebensache, sondern Teil des Gesamtkonzepts.
Wer das Festival betritt, begegnet Menschen, die Stil und Subkultur nicht als Pose, sondern als gelebte Identität verstehen. Die Atmosphäre bleibt dabei offen und respektvoll. Trotz aller Theatralik bleibt Hildesheim ein Ort zum Ankommen.
Summer Breeze Open Air – das Zentrum für den harten Sound
Vom 13. bis zum 16. August steht Dinkelsbühl im Zeichen des Metal. Das Summer Breeze lädt zur Klangoffensive mit Namen wie Machine Head, Gojira, In Extremo, Blind Guardian und Dimmu Borgir. Der musikalische Fokus bleibt klar umrissen und liefert genau das, was versprochen wird, und zwar harte Riffs, massive Drums und eine Wucht, die man spürt, bevor man sie hört.
Die Struktur des Geländes wirkt zweckmäßig und direkt. Der frühere Flugplatz bietet genug Raum für Zelte, Pogo-Flächen und Rückzugsorte, ohne dabei an Dichte einzubüßen. Eine App liefert Orientierung, die Running Order ist minutiös getaktet. Es bleibt kaum Zeit für Leerlauf, dafür jede Menge Möglichkeiten zum Abgehen. Wer sich dort bewegt, erkennt schnell, dass diese Fangemeinde textfest, stiltreu und äußerst leidensfähig ist, wenn es um Regen, Hitze oder Lärmpegel geht. Ein Treffpunkt für Puristen, keine Bühne für Trends.
Frequency Festival – Musik im Maßstab XXL
In St. Pölten wird vom 13. bis zum 15. August nicht gefeiert, es wird eskaliert. Das Frequency Festival zieht Zehntausende in den Greenpark und macht aus Pop, Hip-Hop und EDM eine 72-Stunden-Reizüberflutung. Post Malone, Central Cee, Shawn Mendes, Kygo, Suki Waterhouse und BHZ liefern den Soundtrack für ein Wochenende, das keine Pausen kennt.
Die Aufteilung des Geländes mit Daypark und Nightpark sorgt dafür, dass Tag und Nacht nahtlos ineinander übergehen. Pre-Partys starten schon vor der offiziellen Eröffnung, das PreQuency-Camping bringt Stimmung, bevor der erste Ton erklingt.
Die Besucherschaft ist jung, mobil und international geprägt. Selfies gehören genauso zum Festivalerlebnis wie der Moshpit, die Konzerte genauso wie das Zelt mit Lichterkette. Wer dort unterwegs ist, erlebt ein Festival, das seine Besucher nicht einfach mitnimmt, sondern mitzieht.
Highfield Festival – Musik trifft Sommerfrische
Zum Abschluss des Festivalmonats kommt der Klang ans Wasser. Das Highfield Festival, gelegen am Störmthaler See bei Leipzig, verspricht vom 15. bis zum 17. August drei Tage Sommer, Sonne und Sound. K.I.Z., Deichkind, Clueso, Kontra K, Electric Callboy und Nina Chuba sorgen für ein Line-up, das sich irgendwo zwischen Pop, Indie, Hip-Hop und Electropunk bewegt.
Was das Festival besonders macht, ist seine Lage. Direkt am Seeufer, mit Beach Stage, Street-Food-Arealen und einer Infrastruktur, die mehr nach entspanntem Kurzurlaub klingt als nach Festivalstress. Trotz des Brands im Vorjahr läuft 2025 alles unter neuer Sicherheitsarchitektur, die durchdacht und vorausschauend geplant ist.
Die Festivalgänger wirken ausgelassen, weltoffen und feierfreudig. Ein Wochenende, das Ohrwürmer und Sonnenbrand garantiert, ohne dass das eine dem anderen im Weg steht.
Sechs Festivals, sechs Welten, ein einziger Sommer voller Klang
Der August 2025 präsentiert sich in all seiner Vielfalt. Metal in Wacken, Gothic in Hildesheim, Genre-Mix im Taubertal, das Hochglanzspektakel in St. Pölten oder der tanzbare Ausklang am See. Jedes dieser Festivals lebt seine eigene Vision, spricht ein eigenes Publikum an und liefert eigene Geschichten.
Gemeinsam zeigen sie, wie Musik zum Lebensgefühl wird. Dieser Sommer wird also nicht einfach nur laut. Er wird verbindend, überraschend und lang nachwirkend, und genau das macht ihn so besonders.