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Modeselektor kündigen neues Album „Classics Vol. 1“ und Tour an

Mit „Classics Vol. 1“ legen Modeselektor ein neues Album vor, das Vergangenheit und Zukunft elektronischer Clubmusik in gewohnter Eigenwilligkeit verschränkt.

Die Berliner Produzenten Gernot Bronsert und Sebastian Szary veröffentlichen die Platte am 6. März 2026 über ihr Label Monkeytown Records und gehen parallel auf Tour durch Deutschland.

Die Ankündigung von „Classics Vol. 1“ folgt auf eine kreative Schaffenspause, in der sich Modeselektor verschiedenen Solo- und Gemeinschaftsprojekten widmeten, unter anderem der Arbeit an einem gefeierten Beitrag zur DJ-Kicks-Serie. Der Mix diente nicht nur als Standortbestimmung, sondern auch als Ausgangspunkt für das neue Material. „Classics Vol. 1“ ist keine klassische Best-of-Compilation, sondern eine Neuinterpretation früherer Ideen, mit dem Anspruch, den charakteristischen Sound der Anfangsjahre neu zu definieren.

Modeselektor live 2026: Tourstart in Deutschland

Parallel zum Album erscheint ein neues Liveset, das Modeselektor ab März auf Tour bringen. Auftakt ist in Deutschland, wo sie in mehreren Städten Headline-Shows spielen werden, bevor weitere Termine im europäischen Ausland folgen. Details zu den Tourdaten sollen in den kommenden Wochen bekannt gegeben werden.

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Modeselektor auf Tour

  • 17.04.2026 MÜNCHEN, Muffathalle Tickets
  • 22.04.2026 KÖLN, Stadthalle Köln Tickets
  • 23.04.2026 LEIPZIG, Felsenkeller Leipzig Tickets
  • 25.04.2026 MÜNSTER, Dockland Tickets
  • 01.05.2026 FRANKFURT AM MAIN, Ours Tickets
  • 06.05.2026 BERLIN, Revier Südost Tickets
  • 07.05.2026 BERLIN, Revier Südost Tickets

Mit „Classics Vol. 1“ schlagen Modeselektor ein weiteres Kapitel ihrer ohnehin schon bemerkenswerten Diskografie auf. Die letzte reguläre Veröffentlichung des Duos liegt mit dem Album „Who Else“ inzwischen fast sieben Jahre zurück. Zwar erschienen seither immer wieder vereinzelte Tracks, Remixe oder Kollaborationen, etwa mit Apparat als Moderat.

Tracklist von „Classics Vol. 1“:

  1. Blessed Speed
  2. Edgar
  3. Blockchain
  4. Z-line
  5. Tekk Pack
  6. This Track Kills Fascism
  7. Kill Bill Vol. 4
  8. Baltic Sea Interlude

Modeselektor zählen seit Anfang der 2000er-Jahre zu den prägenden Gestalten elektronischer Musik in Deutschland. Bekannt wurden sie mit einem Sound, der zwischen IDM, Rave, Bassmusik und absurden Popmomenten changiert, stets tanzbar, aber nie anbiedernd. Früh kollaborierten sie mit Thom Yorke, Paul St. Hilaire oder Miss Platnum, tourten mit Radiohead und positionierten sich international als stilistisch offene wie konsequente Produzenten.

Das neue Album erscheint am 6. März 2026 digital, auf Vinyl und als limitierte Sammler-Edition mit Bonusmaterial. Die ersten Hörproben sollen im Januar veröffentlicht werden. Bis dahin bleibt der DJ-Kicks-Mix eine verlässliche Adresse für alle, die sich erinnern wollen, warum Modeselektor seit über zwei Jahrzehnten relevant sind.

Biografie Modeselektor

Seit über zwei Jahrzehnten stehen Modeselektor für einen eigenwilligen, oft überraschenden Zugang zu elektronischer Musik, der Genregrenzen ignoriert und clubkulturelle Konventionen spielerisch unterläuft. Das Berliner Duo, bestehend aus Gernot Bronsert und Sebastian Szary, zählt zu den prägenden Figuren der internationalen Szene als Produzenten, Performer und Labelbetreiber.

Frühe Jahre und musikalische Sozialisation

Die Wurzeln von Modeselektor reichen bis in die Nachwendezeit zurück. Bronsert und Szary lernten sich Anfang der 90er in der ostdeutschen Provinz kennen, als elektronische Musik gerade dabei war, sich als neue kulturelle Sprache in den Jugendzentren und Clubs des wiedervereinigten Deutschlands zu etablieren. Inspiriert von Techno aus Detroit, dem experimentellen Geist der Berliner Subkultur und einer Affinität zu HipHop und IDM begannen sie gemeinsam zu produzieren.

Der Name Modeselektor ist eine Referenz an den „Mode Select“-Button klassischer Roland-Synthesizer, ein Hinweis auf die tiefe Verwurzelung des Duos in der Hardware-Kultur elektronischer Musik. Ihre ersten Produktionen erschienen Anfang der 2000er auf dem Berliner Label BPitch Control, das zu dieser Zeit als stilbildende Plattform für technoide Entwürfe zwischen Minimal und Maximal galt.

Durchbruch mit „Hello Mom!“ und „Happy Birthday!“

2005 veröffentlichten Modeselektor ihr Debütalbum „Hello Mom!“, das sie schlagartig über die Grenzen der Clubszene hinaus bekannt machte. Die Platte kombinierte technoide Beats mit glitchigen Effekten, Ragga-Vocals und einem trockenem Humor, der in der Szene auffiel. Tracks wie „Dancingbox“ oder „Hasir“ standen exemplarisch für den damaligen Sound: roh, basslastig, stilistisch offen.

Mit dem Nachfolger „Happy Birthday!“ (2007) festigten sie ihren Ruf als Ausnahmeduo. Das Album versammelte Kollaborationen mit Künstlern wie Thom Yorke, Otto von Schirach und TTC und präsentierte sich als wuchtiges Statement gegen die zunehmende Standardisierung elektronischer Musik. Yorke, Frontmann von Radiohead, war so überzeugt vom Projekt, dass er Modeselektor später mehrfach als Support-Act für seine Band einlud.

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Moderat: Zwischen Pop und Avantgarde

Ein zentrales Kapitel in der Geschichte von Modeselektor ist das Projekt Moderat, das sie gemeinsam mit Sascha Ring (Apparat) gründeten. Was zunächst als einmalige Kollaboration begann, entwickelte sich ab 2009 zu einer eigenen Formation mit internationalem Erfolg. Die drei Moderat-Alben („Moderat“, „II“, „III“) verbanden die klangliche Tiefe von Apparat mit der rhythmischen Wucht von Modeselektor und erreichten ein Publikum weit über die Grenzen der Clubszene hinaus.

Parallel dazu blieben Bronsert und Szary als Modeselektor aktiv. 2009 gründeten sie ihr eigenes Label Monkeytown Records, das zum Dreh- und Angelpunkt für eine neue Generation experimenteller Elektronik wurde. Neben eigenen Releases erschienen dort unter anderem Platten von Siriusmo, Anstam, Mouse on Mars oder FJAAK. Mit dem Sublabel 50Weapons (aktiv von 2005 bis 2015) kuratierten sie zudem eine streng limitierte Reihe von Vinyl-Veröffentlichungen, die als Plattform für stilistisch unorthodoxe Clubmusik diente.

Soundästhetik: Grenzenlos, humorvoll, politisch

Der Sound von Modeselektor war von Beginn an schwer einzuordnen. Zwar bewegen sich viele ihrer Produktionen im Spannungsfeld von Techno, Dubstep, IDM und Bassmusik, doch die eigentliche Konstante ist das Spiel mit Brüchen, Ironie und Unvorhersehbarkeit. Tracks können aggressiv und wuchtig, dann wieder verspielt oder fast poppig wirken ohne je ins Formelhafte abzurutschen.

Gleichzeitig zeigen sich Modeselektor immer wieder als politisch denkende Künstler. Sei es mit eindeutigen Titeln („This Track Is Not Available In Your Country“, „This Track Kills Fascism“) oder durch Statements gegen Ausgrenzung und Nationalismus: Das Duo versteht Clubkultur nicht nur als Eskapismus, sondern auch als Raum für Haltung.

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Neuere Veröffentlichungen und aktuelle Projekte

Nach einer längeren Phase im Zeichen von Moderat und diversen Nebenprojekten kehrten Modeselektor 2019 mit dem Album „Who Else“ zurück. Die Platte war geprägt von einer neuen Ernsthaftigkeit und politischer Dringlichkeit, ohne den typischen Humor aufzugeben. Es folgten einzelne Singles und eine EP-Serie, unter anderem mit Jackson and His Computerband und Paul St. Hilaire.

2021 steuerten sie eine Ausgabe der legendären DJ-Kicks-Reihe bei, die als klangliches Selbstporträt zwischen Dub, Acid, Breakbeats und experimenteller Electronica gelesen werden konnte. Die Kompilation markierte zugleich einen neuen Abschnitt, in dem sie sich verstärkt mit ihrer eigenen Geschichte auseinandersetzen.