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A.S. Fanning findet “Today Is For Forgetting”

Fans von Nick Cave und New Order dürften den in Berlin lebenden Iren schnell ins Herz schließen. Das neue Album mit anschließender Tour folgt Anfang 2026.

Der in Berlin lebende Ire A.S. Fanning gehört zu jenen Songwritern, die das Unbehagen der Gegenwart nicht bloß besingen, sondern seismografisch erfassen. Mit „Today Is For Forgetting“ veröffentlicht er nun die zweite Single seines kommenden Albums Take Me Back To Nowhere – und liefert damit einen Auftakt, der zugleich verführerisch leichtfüßig und existenziell schwer wirkt.

Trügerische Leichtigkeit, dichter Abgrund

Der Song beginnt beinahe beschwingt: warme Gitarren, ein pulsierender Rhythmus, ein Hauch von Psychedelia. Doch die Leichtigkeit täuscht. Schon bald zieht Fanning uns hinein in einen Wirbel aus Bildern, Gedanken und Wahrnehmungssprüngen. Sein Bariton fungiert dabei wie ein Anker, während die restliche Musik zunehmend in einem hypnotischen Schwebezustand aufgeht.

Textlich öffnet sich „Today Is For Forgetting“ zu einer Reise durch mentale Zwischenräume. Fanning beschreibt innere Entfremdung, soziale Irritationen und ein kosmisches Durcheinander, das sich in einer einzigen zentralen Zeile verdichtet:
„Spinning at the centre of this cosmic cluster bomb, trying, trying, trying to seem normal.”
Kaum ein Bild beschreibt das Gefühl moderner Überreizung präziser – der Versuch, Normalität zu performen, während um einen herum alles auseinanderzufallen scheint.

Realität, Fiktion und der graue Raum dazwischen

Inspiriert von Science-Fiction-Ikonen wie Ursula K. Le Guin und J.G. Ballard, untersucht Fanning die fließenden Grenzen zwischen Wirklichkeit und Einbildung. Diese Einflüsse sind hörbar: Der Song verschmilzt introspektiven Folk mit psychedelischen Hallräumen, Post-Wave-Anklängen und Orgeln, die wie leuchtende Nebelschichten übereinanderliegen.

Fanning selbst beschreibt das Stück als Auseinandersetzung mit dem „psychedelic experience“, einem Gefühl, in einem Niemandsland zwischen den Dimensionen zu landen — nicht hell, nicht dunkel, sondern grau. Die Metapher der „explosion of instants“ bildet den gedanklichen Kern des Songs. Zeit erscheint hier nicht linear, sondern fragmentiert, als Kaskade von Momenten ohne eindeutigen Anfang oder Schluss.

Ein erster Blick auf Take Me Back To Nowhere

Mit „Today Is For Forgetting“ knüpft Fanning an die düstere Poesie seines letzten Albums Mushroom Cloud (2023) an, erweitert den Klang aber um neue Offenheit und Tiefe. Die Produktion von Robbie Moore und die Aufnahmen mit Fannings internationaler Liveband im Idea Farm Studio im südschwedischen Wald geben dem Song eine organische, weit atmende Textur.

Der Track wirkt wie ein Schleier, der sich langsam hebt – und zugleich wie ein Nebel, der alles wieder verschluckt. Eine Einladung, sich treiben zu lassen, bis selbst das Vergessen zu einer Form der Erkenntnis wird.

Fazit

„Today Is For Forgetting“ ist mehr als eine Vorab-Single. Es ist eine atmosphärische Grenzerfahrung, ein poetischer Klangraum, in dem Folk, Psychedelia und existenzieller Widerspruch aufeinandertreffen. Wenn Take Me Back To Nowhere diesen Ton hält, erwartet uns eines der spannendsten Singer-Songwriter-Alben des Jahres.

A.S. Fanning Live 2026
16.03. Langenberg – KGB
28.03. Altenkirchen – KulturSalon Stadthalle
21.04. Hamburg – Knust
23.04. Dresden – Ostpol
25.04. Oberhausen – Gdanska
26.04. Offenbach – Hafen 2
29.04. A-Wien – Rhiz
30.04. A-Salzburg – Rockhouse
02.05. Berlin – Neue Zukunft


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