John Lodge, Bassist, Sänger und Songwriter der britischen Rockband The Moody Blues, ist am 10. Oktober 2025 im Alter von 82 Jahren gestorben.
Als Teil des klassischen Line-ups der Moody Blues prägte Lodge über Jahrzehnte hinweg den charakteristischen Sound der Band, eine Mischung aus orchestraler Rockmusik, philosophischen Texten und prägnanten Melodien.
Sein Name ist eng verbunden mit dem Erfolg von Songs wie „Ride My See-Saw“, „Isn’t Life Strange“ oder „I’m Just a Singer (In a Rock and Roll Band)“. International bekannt wurde die Band vor allem durch einen anderen Song: „Nights In White Satin“ – erschienen 1967 auf dem stilprägenden Album Days of Future Passed und ist bis heute ein unvergänglicher Klassiker der Rockmusik.
Als Lodge 1966 zur Band stieß, stand die erste Phase der Moody Blues bereits vor dem Aus. Der frühe R’n’B-Hit „Go Now“ lag zwei Jahre zurück, Gründungsmitglieder hatten die Band verlassen, musikalisch suchte man nach einer neuen Richtung. Mit Lodge und dem gleichfalls neu hinzugekommenen Justin Hayward fand die Gruppe ihre entscheidende Besetzung und einen völlig neuen Sound.
Das erste gemeinsame Album Days of Future Passed kombinierte orchestrale Arrangements mit psychedelischem Rock und konzeptueller Tiefe. Der Höhepunkt dieser Produktion war der Song „Nights In White Satin“, geschrieben von Hayward, aber getragen vom charakteristischen Bandklang, der ohne Lodges ausdrucksstarkes Bassspiel kaum denkbar gewesen wäre.
„Nights In White Satin“ entwickelte sich über die Jahre hinweg zum Signature-Song der Moody Blues. Mit seiner melancholischen Stimmung, den dramatischen Streichern und der poetischen Lyrik traf der Track einen Nerv, zuerst in Europa, später auch in den USA, wo er Anfang der 1970er Jahre in die Top 10 der Billboard-Charts aufstieg.
Der Song markierte den Beginn einer Reihe ambitionierter Konzeptalben, in denen Lodge zunehmend auch als Songwriter hervortrat. Stücke wie „Ride My See-Saw“ (1968), „Eyes of a Child“ (1969) oder „Isn’t Life Strange“ (1972) zeigen seine Fähigkeit, komplexe musikalische Strukturen mit zugänglichen Melodien zu verbinden.
Im Unterschied zu vielen Bassisten seiner Zeit war John Lodge nicht nur Rhythmusgeber, sondern gestaltete den Sound der Moody Blues aktiv mit. Seine Basslinien sind melodisch geführt, oft zentral für den Charakter eines Songs. Hinzu kam seine markante Stimme, die sich mit der von Justin Hayward abwechselte oder ergänzte.
Auch als Komponist war Lodge einer der Hauptautoren der Band. In „I’m Just a Singer (In a Rock and Roll Band)“ (1973) nahm er selbstironisch Bezug auf die Rolle des Musikers als Projektionsfläche, gleichzeitig aber auch als Getriebener eines Geschäfts, das sich zunehmend von seinen künstlerischen Wurzeln entfernte.
Die Moody Blues standen in den 1970er Jahren für eine Form des Rock, die bewusst intellektuelle Themen verhandelte: Zeit, Bewusstsein, Spiritualität, Wissenschaft. Alben wie To Our Children’s Children’s Children (1969) oder A Question of Balance (1970) widmeten sich Fragen, die über das Persönliche hinausgingen. Lodge war dabei nie der Lautsprecher, aber ein zentraler Impulsgeber innerhalb der Gruppe.
Nach einer kreativen Pause in den späten 1970er Jahren erlebten die Moody Blues in den 1980ern ein Comeback, das auch kommerziell erfolgreich war. Lodge blieb fester Bestandteil der Band, tourte über Jahrzehnte hinweg mit ihr durch die Welt und nahm auch solo mehrere Alben auf, zuletzt 10,000 Light Years Ago (2015).
Trotz des langanhaltenden Erfolgs dauerte es bis 2018, bis die Moody Blues in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen wurden.