„Insomnia“ von Faithless ist längst Kult und erscheint 2021 in einem ganz neuen Mix. Doch was ist die Geschichte hinter dem Song?
1995 erschien mit diesem Track einer der berühmtesten und bedeutendsten Dance-Tracks aller Zeiten, der sich ausgerechnet mit dem Thema Schlafen befasst: Mit Trip-Hop-Elementen, lässigem Reggae-Einschlag und unwiderstehlichen Samples geht es im ungewöhnlichen Text über eine quälende Schlaflosigkeit.
Video: Faithless – Insomnia
Die Zeile „I Can’t Get No Sleep“ wurde schließlich zur Metapher der bis in die Morgenstunden Tanzenden Clubgänger und „Insomnia“ einer der größten Klassiker des House Genres, der bis heute gerne aufgelegt wird.
Autobiografisch ist der Text dabei nur insofern, dass Keyboarderin Sister Bliss eine Art Zwangsschlaflosigkeit zu der Zeit durchmachte, da sie tagsüber im Studio war und nachts als DJ auflegte. Der Titel „Insomnia“ war somit geboren, die Musik dazu noch nicht.
Bandmitglied Rollo, Produzent und Bruder von Pop-Sängerin Dido, hat die Gabe zur Synästhesie, bei der man Musik als Farben sehen kann und beschrieb den Sound den er sich zum Track vorstellte.
Nach und nach und unter dem Konsum von reichlich Marihuana entstand dann der Track. Die erste Zeile lautete ursprünglich „I only smoke weed when I need to„, MTV zwang die Band jedoch diesen Satz zu streichen.
Der Song schaffte es auf Platz 1 in der Schweiz, in Deutschland auf Platz 2 und in Großbritannien auf den dritten Platz. Aber auch in den USA und weltweit kam der Track der Briten in die Charts und in die Clubs sowieso.
„Insomnia“ bezieht seine Faszination unter anderem aus seinem langsamen Aufbau, einem über vier Minuten langen Intro folgt eine ebenso lange Strophe, ein Break, in dem der Song scheinbar bereits endet und erst bei Minute 7 kommt endlich der erlösende instrumentale Chorus mit seinem ikonischen Riff.
Was sich fürs Formatradio als Albtraum darstellte, erwies sich für die Tanzfläche als perfekte Dramaturgie… spätestens beim Refrain gibt es niemanden mehr, der nicht jubelnd seine Hände in die Höhe streckt. Bis heute gehört der Song zum Stammrepertoire unzähiger DJs und wird gerne zur Prime Time gespielt, um die Tanzfläche anzuheizen.
Die Glocken aus dem Intro stammen übrigens aus dem BBC-Soundarchiv (das mittlerweile kostenlos im Netz verfügbar ist und so vielleicht den einen oder anderen auch zur Songidee inspiriert?) und sorgen für die nötige Dramatik zu Beginn.
Noch mehr interessante Details zum Klassiker, erzählt Sister Bliss in der „The Story Of“-Reihe des DJ Mag:
Ursprünglich war die „Reverence“-Album-Version neun Minuten lang, aber Radios weigerten sich einen solchen Song – ohne Hooklines und Chorus – zu spielen. Als ein 7-inch-Edit erschien, spielte Radio 1 den außergewöhnlich langen Track und so entwickelte er sich allmählich zum Hit.
Der Text wurde von Rapper Maxi Jazz geschrieben, der „dank“ eines schmerzhaften Abszesses bei einem Zahn ebenfalls gerade nicht schlafen konnte – daher auch das Weed zur Linderung. Dass die mittlerweile ikonische Zeile „I Can’t Get No Sleep“ mittlerweile von Generationen von Clubgängern, die sich mittels diverser Substanzen den Schlaf vom Leib halten, gefeiert wird, konnte sich keiner der Faithless-Mitglieder vorstellen.
Zumal „Insomnia“ kein typischer Dance-Track ist, statt Euphorie tanzt hier eigentlich die Melancholie, statt Klischee-Sunrise zieht eine Düsternis auf – und doch, der Song ist mitreißend und tanzbar wie kaum ein anderer.
Die Zeitlosigkeit des Songs zeigt sich in immer neuen Remixen, der neuste stammt von dem US-Techno/House-Produzent Maceo Plex und darin ist auch endlich die erste „verlorene“ Zeile zu hören: „I only smoke weed when I need to“.
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Video: Maceo Plex, Faithless – Insomnia 2021
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