Gitarre, Bass, Schlagzeug – mehr braucht es nicht, um einen Abend mit Sting in der Berliner Arena zu einem konzentrierten Streifzug durch über vier Jahrzehnte Popgeschichte zu machen.
Mit seiner neuen Tour „Sting 3.0“ kehrt der 74-Jährige bewusst zum minimalistischen Trio-Format seiner Band The Police zurück und verzichtet auf überladene Arrangements oder große Gesten. Stattdessen fokussiert er sich auf das Wesentliche: Songs, Stimme und Präsenz.
Die neue Formation mit dem langjährigen Weggefährten Dominic Miller an der Gitarre und dem britischen Schlagzeuger Chris Maas erweist sich schnell als hochpräzise, perfekt eingespielte Einheit. Miller, seit Anfang der 1990er Teil von Stings Band, gibt den Songs eine neue, oft überraschende Farbe. Sein Spiel ist virtuos, dabei nie aufdringlich, besonders eindrucksvoll etwa bei „Shape of My Heart“ oder dem atmosphärisch arrangierten „Wrapped Around Your Finger“. Maas am Schlagzeug agiert zurückhaltend, fast nüchtern, aber durchweg zuverlässig. Die rhythmische Zurückhaltung gibt den Songs Raum zum Atmen, ein klarer Kontrast zu dem überambitionierten Fusion-Jazz vergangener Jahre.
Police-Geist im neuen Gewand
Gleich der Auftakt mit „Message in a Bottle“ macht klar, wohin die Reise geht: zurück zum Sound der frühen Police-Jahre, als Stings Songs noch kantiger, rhythmisch direkter und emotional roher waren. Ohne übertriebene Nostalgie, aber mit einem deutlich spürbaren Hang zur Reduktion.
Stücke wie „Walking on the Moon“, „Driven to Tears“ oder „So Lonely“ wirken im Trio-Format konzentrierter, teilweise rauer als in ihren Originalversionen. Sting selbst zeigt sich dabei stimmlich in überraschend guter Verfassung, wirkt körperlich top-fit und ist jederzeit präsent. Auch wenn die Songs seiner alten Band schon viele Jahrzehnte auf dem Buckel haben, wirken sie immer noch frisch und gewinnen durch die etwas zurückgenommenere Interpretation an Tiefe.
Auch Solo-Hits wie „Englishman in New York“, „Fields of Gold“ oder das orientalisch eingefärbte „Desert Rose“ fügen sich stimmig ins Set. Der neue Song „I Wrote Your Name (Upon My Heart)“ wird ohne große Ankündigung eingeführt und reiht sich perfekt in das Repertoire ein.
Ohne Ballast, ohne Pathos
Sting verzichtet weitgehend auf Ansagen oder emotionale Ausschweifungen. Diese Zurückhaltung ist kein Zufall: Die Musik soll für sich sprechen. Kein Lichtspektakel, keine Videoeinspieler, keine Erinnerungsfolien: nur drei Musiker, die ihre Stücke mit handwerklicher Sorgfalt und Konzentration präsentieren.
Dieser Minimalismus durchzieht das gesamte Konzert. Keine großen Effekte, kein langen Soli, keine Showeinlagen. Sting zeigt, dass er seine Songs nicht neu erfinden muss, um sie lebendig zu halten. Gerade diese Zurückhaltung macht den Abend besonders. Sting vertraut seiner großen Erfahrung und seinem Repertoire und muss niemandem mehr etwas beweisen. Ihm gelingt das Kunststück, seine Vergangenheit nicht zu verklären, sondern sie neu zu interpetieren. Und das unterscheidet ihn von vielen anderen Musikern seiner Generation.
Setlist – Sting live in Berlin, Uber Arena (16. Oktober 2025):
- Message in a Bottle (The Police)
- I Wrote Your Name (Upon My Heart) (neuer Song)
- If I Ever Lose My Faith in You (inkl. Bandvorstellung)
- Englishman in New York
- Every Little Thing She Does Is Magic (The Police)
- Fields of Gold
- Never Coming Home
- Mad About You
- Wrapped Around Your Finger (The Police)
- Driven to Tears (The Police)
- When We Dance
- A Thousand Years
- Can’t Stand Losing You / Reggatta de Blanc (The Police)
- Shape of My Heart
- Walking on the Moon (The Police)
- So Lonely (The Police)
- Desert Rose
- King of Pain (The Police)
- Every Breath You Take (The Police)
Zugabe:
20. Roxanne (The Police)
21. Fragile